Eigentlich war es wieder reine Placebo-Politik, was Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) da am vergangenen Wochenende mit seinen Ministerkollegen aus anderen Bundesländern in der Königsheide praktiziert hat. Statt sein Amt als Minister auszufüllen und den Weidetierhaltern in der Lausitz die nötige Unterstützung zu geben, die Tiere vor den Wölfen zu sichern, will er den Schutzstatus der Wölfe abgeschafft sehen.
Seit 2009 gibt es einen fachlich fundierten Wolfsmanagementplan in Sachsen, in dem alles aufgeführt ist, was zu einem möglichst friedlichen Nebeneinander mit dem Wolf vonnöten ist.
Bis hin zu den Schutzmaßnahmen in den Gebieten, in denen Wölfe gesichtet wurden. „In Gebieten, in denen wieder Wölfe leben, sollten Schafe, Ziegen oder Wild in Gattern durch geeignete Schutzmaßnahmen wie z. B. Elektrozäune vor Übergriffen geschützt werden. Nur so lassen sich Schäden an Nutztieren vermeiden. Kommt es dennoch zu einem Übergriff, besteht ein Anspruch auf Schadensausgleich. Dafür muss der Schaden begutachtet werden. Hierfür zuständig sind geschulte Personen aus den Landratsämtern.“
Aber augenscheinlich halten sich manche Weidetierhalter nicht daran. Das 2017 registrierte Töten mehrerer Schafe hing eindeutig mit völlig unzureichenden Schutzmaßnahmen zusammen. Aber augenscheinlich haben auch staatliche Stellen bei Prävention und Beratung versagt.
Und damit erst den Raum für das mediales Geschrei geschaffen, in dem Bilder von toten Schafen dann die Titelseiten füllten.
Und der zuständige Umweltminister?
Statt sich darum zu kümmern, dass die eigenen Erkenntnisse in der Lausitz auch umgesetzt werden und Schafhalter ihre Schafe tatsächlich schützen, tutet er ins selbe Horn und fordert die Absenkung des Schutzstatus für den Wolf. Was eben nicht nur heißt, dass einzelne „Problemwölfe“ entnommen werden dürfen, sondern dass der Wolf – da nicht mehr schützenswert – wieder systematisch bejagt werden darf.
Logisch, dass sich die Grünen fragen, warum der Mann im Ministeramt die professionelle Arbeit im Wolfsmanagement derart mutwillig torpediert.
„Um ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben mit dem Wolf zu erreichen, muss auf der Basis von wissenschaftlichen Fakten gearbeitet werden. Reflexhafte Forderungen und das Schüren von Ängsten helfen uns nicht weiter“, stellt Wolfram Günther, umwelt- und landwirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, klar. „Die gute Arbeit der Experten des sächsischen Wolfsmanagements muss langfristig gesichert werden. Um die Präsenz der Ansprechpartner in der Fläche zu erhöhen, muss auch die Arbeit der Wolfsbeauftragten in den Landkreisen personell gestärkt werden.“
Dass Sachsen fordert, der Schutzstatus für den Wolf solle abgesenkt werden, ist für Günther nicht akzeptabel.
„Eine Senkung des Schutzstatus des Wolfes lehnen wir Grünen ab. Ein Abschuss darf weiterhin nur im Ausnahmefall, nach Ausschöpfung aller verfügbaren milderen Mittel und als letzte Maßnahme genehmigt werden“, erklärt der Abgeordnete. „Weidetierhalter benötigen vor allem Rechtssicherheit und eine langfristige Unterstützung. Die Kosten für Präventionsmaßnahmen müssen endlich vollständig − statt nur zu 80 Prozent − übernommen werden und der Schadensausgleich bei ausreichendem Schutz gewährleistet sein. Auch die Erforschung und Umsetzung neuer Präventionsmaßnahmen für den Herdenschutz sollen gefördert werden.“
Am vergangenen Wochenende hatten sich die Landwirtschafts- und Umweltminister der Union auf Einladung des sächsischen Umweltministers Thomas Schmidt getroffen. In einem im Anschluss formulierten Thesenpapier forderten sie eine Lockerung des Schutzstatus von Wölfen. Zudem wollen die CDU-Minister die Verantwortung des Wolfsmanagements an den Bund abschieben.
„Das Thesenpapier löst keine Probleme. Auch die Länder sind durchaus in der Lage, den Betroffenen schnelle Unterstützung zukommen zu lassen“, schätzt Günther ein. Doch danach sah das Handeln des zuständigen Ministers nicht wirklich aus.
Die Grünen-Fraktion hat in einem Antrag bereits 2016 Vorschläge für ein besseres Wolfsmanagement unterbreitet: „Wolfsmanagement fortsetzen „ Nutztierhalter aufklären und unterstützen, Wölfe in Sachsen schützen“ (Drs 6/7277). Der Umweltminister könnte so einiges tun, um den Weidetierhaltern erst einmal dabei zu helfen, ihre Tiere kompetent vor Wolfsübergriffen zu schützen. Ein ausreichend mit Geld dotierter Handlungsplan würde mehr helfen als alle wilden Forderungen nach einer Abschusserlaubnis für den Isegrimm.
Sachsens Jägerminister Thomas Schmidt möchte gern mehr Wölfe schießen
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