Auch das Thema der Aufnahme von Hochqualifizierten wurde ja wieder zur Medienberichterstattung, als der frisch amtierende US-Präsident auch die Einreise von Greencard-Besitzern kurzerhand stoppte. Deutlicher konnte der grimmige Mann nicht zeigen, dass er von Wirtschaft und Konkurrenzfähigkeit seines Landes nichts hält. Oder nichts begriffen hat. Aber wie sieht es in Sachsen aus?

Da bleibt das Thema meist unbeachtet, auch wenn die späte Einführung einer „Blue Card“ in Europa für einigen Wirbel sorgte. Für die einen kam dieses Werbeinstrument um Hochqualifizierte aus aller Welt viel zu spät. Fast schien es, als habe Europa den Wettbewerb um die besten Köpfe einfach verschlafen. Andere fanden diese Vergünstigung für Hochqualifizierte unangemessen. Da reckte sich schon das finstere Gesicht des Nationalismus, der wohl auch in 100 Jahren noch nicht begriffen haben wird, wie sehr Forschung und Technologieentwicklung von Internationalität abhängt – und dass nur jene Länder wettbewerbsfähig bleiben, die auch kluge Köpfe aus anderen Ländern an sich binden können.

Aber wie steht es damit in Sachsen, das sich bei Einwanderung immer so schwertut?

Auch danach hat die Landtagsabgeordnete der Linken, Juliane Nagel, jetzt die sächsische Staatsregierung befragt. Natürlich nicht, weil Donald Trump gerade dabei ist, die Konkurrenzfähigkeit der USA zu demolieren. Das Thema „Blue Card“ hat sie schon länger auf dem Schirm.

Während die „Green Card“ in den USA schon eine jahrzehntealte Geschichte hat, wurde das Thema, solche Aufenthaltserlaubnisse für Spezialisten auszustellen, in Deutschland 2004 erstmals aktuell, als man zwar über riesige Arbeitslosenzahlen jammerte und die Arbeitslosenverwaltung in ein neues Reformkorsett stecken wollte, andererseits aber unbedingt lauter pfiffige indische IT-Spezialisten ins Land holen wollte. Dafür gab es dann kurzzeitig eine – deutsche – „Green Card“.

Erst 2012 brachte die EU dann die „Blue Card“ auf den Weg, die sich auch für Sachsen zu einem Erfolgsmodell zu entwickeln scheint, mit dem Hochschulabsolventen aus aller Welt hier in Forschung und Wirtschaft andocken.

Schon 2012 wurden 156 „Blue Cards“ im Freistaat erteilt, im nächsten Jahr waren es schon 394 und 2014 dann 405. Im Jahr 2015 stieg die Zahl der erteilten „Blue Cards“ auf 560. Und im Jahr 2016 ist die Zahl der in Sachsen ausgereichten „Blue Cards“ nun auf 691 gestiegen. Der Freistaat scheint für hochqualifizierte Bewerber also durchaus ein attraktives Arbeitsland zu sein.

Wobei etliche der Antragsteller zuvor in Sachsen studiert haben. Die Hochschullandschaft ist also durchaus auch eine wichtige Grundlage dafür, dass intelligente Menschen erst zum Studium nach Sachsen kommen und dann hier auch eine Arbeitsgelegenheit nutzen.

„143 Personen mit in Sachsen abgeschlossenem Studium haben eine Blaue Karte EU beantragt und auch erteilt bekommen“, teilt Innenminister Markus Ulbig auf die Anfrage von Juliane Nagel mit.

Und die Antragsteller arbeiten fast alle in den Bereichen der Zukunftstechnologien: „Die Inhaber einer Blauen Karte EU sind hauptsächlich in den Branchen Medizin, Forschung und Lehre, IT-Branche, Technologie- oder Metallbranche und als Musiker tätig.“

Da wird ein Zipfel von dem sichtbar, was Sachsen sein kann, wenn es sich als weltoffener Hochschul- und Forschungsstandort positioniert. Das ist eines der zentralen Felder, auf denen künftig der Wettbewerb der Länder und Regionen um kluge Köpfe stattfinden wird. Länder, die sich abschotten, werden in diesem Wettbewerb verlieren.

„Blue Cards“ in Sachsen 2012 bis 2014. Drs. 1952

„Blue Cards“ in Sachsen 2015. Drs. 4695

„Blue Cards“ in Sachsen 2016. Drs. 7902

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