โ€žSeit Jahrzehnten sind die Feldhamster in Deutschland immer seltener geworden. Aus vielen Landschaften sind sie schon lange ganz verschwundenโ€œ, schreibt das Sรคchsische Umweltministerium auf seiner Homepage. Auch in Sachsen sieht es um den kleinen Feldbewohner nicht gut aus. Gehรถrt hat man eh lange nichts von ihm. Also hat die linke Landtagsabgeordnete Susanne Schaper einmal nachgefragt.

Frรผher war der Feldhamster auch in Sachsen auรŸerhalb der Mittelgebirge flรคchendeckend verbreitet. Eigentlich ist er ja Steppenbewohner. Aber als der Mensch mit der Landwirtschaft begann, entdeckten die pelzigen Tierchen einen neuen Lebensraum fรผr sich. Sie wurden zum โ€žKulturfolgerโ€œ und folgten dem Menschen รผberall hin, wo er Getreide anbaute. Logisch, dass man sich da ins Gehege kam. Bis in die 1960er Jahre wurde der Hamster vom Menschen bejagt, weil er fรผr groรŸe Ernteverluste verantwortlich gemacht wurde. Doch seit den 1970er Jahren ist er aus immer mehr Fluren verschwunden.

Ursache dafรผr ist die intensivierte Landwirtschaft. Die Felder verloren ihre Rรผckzugsrรคume, die neuen Pflรผge brachen das Erdreich immer tiefer auf. Und Felder blieben auch nach der Ernte nicht mehr liegen, sondern wurden sofort wieder umgepflรผgt โ€“ dem fielen dann auch die Baue der Hamster zum Opfer. Dazu kamen die immer perfekteren Erntemaschinen, die kaum noch einen Halm auf den Feldern zurรผcklieรŸen.

Aus Sachsen ist der Hamster deshalb fast komplett verschwunden. Nur in einem kleinen Zipfel im Nordwesten hรคlt er sich noch โ€“ in einer Region bei Delitzsch.

Das bestรคtigt nun auch Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt (CDU): โ€žNachweise zu einer reproduzierenden Population liegen aus dem Raum Delitzsch (Landkreis Nordwestsachsen) vor. Der Bestand schwankt zwischen circa 300 Tieren (im Jahr 2011) und circa 2.000 Tieren (im Jahr 2013), zuletzt circa 500 Tiere (im Jahr 2016). Zyklische Populationsschwankungen sind arttypisch.โ€œ

Das Verbreitungsgebiet des Feldhamsters in Sachsen. Karte. Freistaat Sachsen, SMUL
Das Verbreitungsgebiet des Feldhamsters in Sachsen. Karte. Freistaat Sachsen, SMUL

โ€žSachsen war in den 1930er Jahren mit Ausnahme der Gebirge im Sรผden und Heidegebiete im Nordosten flรคchendeckend von Feldhamstern besiedelt, Hauptverbreitungsgebiet war die Leipziger Tieflandsbuchtโ€œ, weiรŸ das Umweltministerium zu berichten. โ€žVor einigen Jahrzehnten gab es immer noch grรถรŸere Siedlungsgebiete, die allerdings schon durch Lรผcken getrennt waren. Heute ist nur noch in der Umgebung von Delitzsch an der Grenze zu Sachsen-Anhalt ein Restbestand zu finden.โ€œ

Gibt es da wenigstens Ansรคtze, den Hamster auch wieder in anderen Landesteilen anzusiedeln?

So ein richtiges Konzept hat der Umweltminister dafรผr nicht.

โ€žWenn die im Rahmen des Projektes ,Kooperativer Feldhamsterschutzโ€˜ angestrebten und realisierten MaรŸnahmen fortgesetzt werden und im Raum Delitzsch keine wesentlichen ร„nderungen in den Habitatbedingungen eintreten, bestehen mittelfristig die Voraussetzungen fรผr ein Fortbestehen des Hamstervorkommens in diesem Raumโ€œ, teilt er Susanne Schaper mit.

Das ist wirklich nicht sehr ehrgeizig. Passt aber in die umfassende Zurรผckhaltung des Umweltministeriums immer dann, wenn es um Artenschutz und Biodiversitรคt geht. Denn Rรผckzugsrรคume in den zu Riesenfeldern planierten Landschaften brauchen auch andere Tiere โ€“ von Feldhasen รผber Schmetterlinge bis zu den Bienen, die derzeit auch gerade aus sรคchsischen Landschaften verschwinden. Ein umfassendes Konzept zur Schaffung von Schutz- und Rรผckzugsrรคumen fรผr bedrohte Tiere in der Landwirtschaft fehlt genauso wie ein zusammenhรคngendes Konzept fรผr die Naturschutzgebiete. รœberall leben zunehmend bedrohte Populationen auf viel zu kleinen Inseln. Auch das Feldhamstervorkommen bei Delitzsch ist so eine kleine Insel.

Die Anfrage von Susanne Schaper zum Feldhamster. Drs. 7889

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