Nicht nur die Leipziger ärgern sich, wenn sich Wanderwege im Auenwald in Schlammpisten und Knüppeldämme verwandeln. Das ist auch für ganz Sachsen ein Thema. Denn nur ein kleiner Teil der Wanderwege wird auch extra fürs Wandern angelegt. Ein Großteil sind Wirtschaftsstraßen, die für die Forstwirtschaft gebaut wurden. Was die Wanderer nicht davon abhält, sich zu beschweren, wenn diese Wege unpassierbar sind.

Bislang hat sich noch kein Landtagsabgeordneter überhaupt intensiv mit dem Thema beschäftigt, anders als mit Reitwegen, die in der Vergangenheit ganze Papierkriege ausgelöst haben. Aber Wanderer, die das richtige Schuhwerk haben, kommen immer noch irgendwie durch. Es sei denn, Wege wurden tatsächlich bis zur Unkenntlichkeit zerfahren und die Orientierungsangaben wurden zerstört oder entfernt.

Ein Problem der Anfrage, die der grüne Landtagsabgeordnete Wolfram Günther jetzt gestellt hat, ist natürlich die Tatsache, dass der Freistaat mit knapp 500.000 Hektar zwar der größte Waldbesitzer in Sachsen ist. Aber 54 Prozent der sächsischen Waldfläche befinden sich nicht in Landesbesitz, so dass der befragte Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) dazu auch keine Angaben machen kann.

Könnte er schon, aber dazu müsste er einige tausend Gemeinden und private Waldbesitzer anschreiben. Besser wäre natürlich eine Art zentrales Register, in das alle Waldbesitzer ihre Bestandsmeldungen einpflegen. Was übrigens kein irriger Vorschlag ist, denn wenn es um die Anpassung der sächsischen Wälder an den Klimawandel geht, um Landschafts-, Gewässer- und Bodenschutz, dann wäre eine zentrale Übersicht für alle Beteiligten sinnvoll.

39 Prozent der Waldfläche gehören zum Beispiel diversen Körperschaften, wozu auch Kommunen wie Leipzig gehören, das mit 1.978 Hektar Waldbesitz ebenfalls zu den großen Waldbesitzern in Sachsen gehört. Und wie viel Ärger es dazu immer wieder gibt, wenn große Fällarbeiten im Wald stattfinden, wissen die Leipziger ja. Die ärgern sich dann eher nicht über die zerfahrenen Wege, sondern über die kahl geschlagenen Stellen. Aber einige Forststraßen auch im Auenwald sind ebenfalls eine Zumutung für Wanderer, sind entweder zerfahren oder so aufgeschottert, dass man glaubt, auf einem aufgelassenen Bahndamm zu laufen.

Wolfram Günther wollte nun erstmals wissen, ob sich die Wanderer in Sachsen auch mal beschweren über die Zustände, denen sie manchmal unverhofft begegnen. Das kommt tatsächlich vor, wie Umweltminister Thomas Schmidt mitteilt – wenn auch sehr punktuell – zumindest, was den Sächsischen Staatsforst betrifft. Ganze acht Beschwerden gab es zwischen Juni 2015 und Juni 2016. Den Zeitraum hatte gar nicht mal Günther vorgegeben, den hat sich das Umweltministerium selbst herausgegriffen. Es kann schon sein, dass die Zahlen repräsentativ sind.

Besonders heftig müssen dabei die Beeinträchtigungen im Forstbezirk Bärenfels bei Karsdorf im Osterzgebirge gewesen sein. Immerhin ist das eine beliebte Wandergegend. Da gab es gleich drei Beschwerden. Mit wenig Aufwand – 2.000 Euro – konnte der Schaden behoben werden. Etwas teurer wurde es im Revier Kleinolbersdorf bei Chemnitz, wo die Wege für 51.900 Euro wieder instandgesetzt werden mussten.

Manchmal sind es auch einfach umgestürzte Bäume, die den Weg versperren. Da rückt dann einfach eine Forstmannschaft an und zersägt das Hindernis für 100 Euro.

Insgesamt, so klingt es aus der Antwort des Forstministers heraus, sei das sächsische Wandernetz wohl in einem ganz guten Zustand. Immerhin geht es dabei allein um 3.300 Kilometer ausgewiesene Abfuhrwege für die Forstwirtschaft plus diverse „fußläufig begehbare Maschinenwege“ plus die reinen Wanderwege. Und um das alles zu pflegen, so Schmidt, setze der Staatsbetrieb Sachsenforst jedes Jahr 1,4 Millionen Euro allein für Erholungsfunktionen ein. Ob die Förster davon die beliebten Ausruhbänke und Unterstellhütten bauen, hat der Minister nicht verraten.

Die Anfrage von Wolfram Günther zu den sächsischen Wanderwegen. Drs. 5351

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