Wahrscheinlich könnte man das, was der Linken-Landtagsabgeordnete Enrico Stange zur sächsischen Polizei abfragt, genauso für Lehrer, Richter und andere Arbeitsbereiche der sächsischen Verwaltung machen: Wenn die Dienststellen permanent unterbesetzt sind, geht das zulasten der verbliebenen Mitarbeiter, die dann unter der Überlast irgendwann krank werden. Für die Polizei hat Stange die aktuellen Zahlen abgefragt.
„Die Krankenstandsituation bei der sächsischen Polizei ist besorgniserregend. Wie das Sächsische Innenministerium in der Antwort auf meine Kleine Anfrage (Drucksache 6/3793) mitteilte, lag der durchschnittliche Krankenstand bei der sächsischen Polizei im Jahr 2015 bei 8,4 %. Damit konnten von den rund 10.800 Polizeibeamten täglich ca. 900 ihren Dienst krankheitsbedingt nicht verrichten“, stellt Enrico Stange, innenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, fest. „Im Jahr 2010 betrug der Krankenstand hingegen nur 7,7 %. Besonders stark betroffen sind die Polizeidirektionen Leipzig und Görlitz mit jeweils weit über 10 % Krankenstand. Im Vergleich waren die Beamten in der Polizeidirektion Leipzig im Durchschnitt mit 38,3 Krankentagen im Jahr am längsten krank, gefolgt von der PD Görlitz mit 37,6 , PD Dresden mit 31,6 und PD Chemnitz mit 30,2.“
Wobei die krankheitsbedingten Ausfalltage nicht nur durch die Unterbesetzung und die zusätzlichen Belastungen durch Überstunden zustande kommen. Längst spielt auch die starke Überalterung in den Polizeidirektionen eine Rolle: Wer nicht mehr so jung und so fit ist, steckt die Mehrbelastung nicht mehr so leicht weg und fällt auch in der Regel länger aus.
Enrico Stange: „Die insgesamt 29.280 Krankheitsfälle bei der sächsischen Polizei verursachten so im Jahr 2015 insgesamt ca. 343.000 Ausfalltage. Dabei sammeln sich die meisten Ausfalltage mit 196.466 Ausfalltagen bei Krankheiten bis 6 Wochen an. Allerdings wächst die Zahl der krankheitsbedingten Langzeitausfälle. Im ersten Halbjahr 2015 waren hier nur 43.682 Ausfalltage festzustellen. Diese Zahl wurde im Gesamtjahr mit 98.471 Ausfalltagen mehr als verdoppelt“, benennt er die Entwicklung, die jetzt immer deutlicher wird. Was natürlich mit der falschen Weichenstellung der „Polizeireform 2020“ zu tun hat. Im Jahr 2011 hätte nicht die weitere Kürzung des Personals in den Polizeidienststellen angestanden, sondern die deutliche Erhöhung der Neueinstellungen.
Wie groß das Loch war, wurde ja im Dezember deutlich, als die extra eingesetzte Evaluierungskommission eine Lücke von rund 1.000 Polizisten errechnete, die in Sachsen jetzt schon fehlen.
„Der enorm hohe Krankenstand der sächsischen Polizei ist vor allem der personellen Überlastung wegen des jahrelangen Personalabbaus geschuldet“, betont denn auch Stange. „Burnout ist bei der Polizei keine Seltenheit mehr. Hier muss Innenminister Markus Ulbig endlich reagieren. Neben einem deutlich erweiterten Einstellungskorridor in den Jahren 2016 und 2017 auf 800 Anwärter und danach auf mindestens 700 Anwärter pro Jahr muss mehr in das Gesundheitsmanagement der Beamten investiert werden.“
Bislang wurde der Einstellungskorridor nur auf 500 erhöht (von vormals 300), was natürlich nicht mal reicht, um auch nur alle Altersabgänge mit neuen Polizisten auszugleichen.
Anfrage vom Juli 2015: „Polizei Sachsen – Krankenstand und vorzeitiger Ruhestand“. Drs. 2021
Ergänzung vom April 2016. Drs. 3793
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