Die Kritik gab es postwendend. Am Mittwoch, 23. März, stellte Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) die Bilanz für den Staatsbetrieb Sachsenforst vor. Der hat - wie im Vorjahr - wieder einen Überschuss erwirtschaftet, wenn auch deutlich weniger als im Vorjahr. Die Preise für Holz sind deutlich gefallen. Und die Rolle als Wirtschaftswald beißt sich zunehmend mit der notwendigen Anpassung an den Klimawandel.
Das kritisierte gleich am Mittwoch der umweltpolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, Wolfram Günther: „Mit einer Waldumbaufläche von nur etwa 1.200 Hektar im Jahr 2015 auf knapp 200.000 Hektar landeseigenem Wald bleibt der Sachsenforst leider beim geringen Tempo der letzten Jahre. Ein Waldumbau auf der Gesamtfläche würde bei diesem Tempo immer noch mehr als 100 Jahre brauchen. Denn auf der Hälfte des Staatswaldes wachsen Fichten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes. Doch angesichts der Belastung des Waldes durch den Klimawandel und der damit einhergehenden Änderungen der Standortbedingungen − wie zunehmende Trockenheit, sommerlicher Hitzestress oder Starkregenereignisse − muss der Umbau deutlich schneller gehen.“
Darauf ging Landesforstpräsident Prof. Dr. Hubert Braun in seiner Auswertung des Jahres 2015 selbst auch dezidiert ein. Denn eigentlich drängen sich die Probleme für den sächsischen Wald. Auch Hubert sieht, dass es eigentlich einen „steigenden Holzeinschlag“ geben muss, um den Waldumbau voranzutreiben. Aber das ist nicht finanzierbar, wenn man das Holz nicht verkaufen kann und dafür auch keinen hohen Preis bekommt.
Augenscheinlich wird der Markt derzeit mit billigem Holz geschwemmt, ohne dass der Bedarf steigt. Die Erlöse für den Kubikmeter Holz sind von 66,75 Euro auf 64,17 Euro gefallen, die Kosten für den Einschlag aber von 21,66 auf 22,34 Euro gestiegen.
Dabei werden durchaus die „richtigen“ Bäume gefällt: Zu 87 Prozent wurden Fichte und Kiefer aus dem Wald geholt, die in ihren Monokulturen wesentlich trockenheitsanfälliger sind als zum Beispiel Laubbäume.
Nur wenn diese Bestände systematisch ersetzt werden, wird der Wald nachhaltig an wärmere und trockenere Bedingungen angepasst. Allein die Verjüngungsfläche (an Stelle der abgeholzten Altbäume kommen neue Setzlinge) umfasste 1.501 Hektar, 1.233 Hektar davon waren richtige Waldumbau-Fläche. Aber das war eindeutig zu wenig.
Das sieht nicht nur Wolfram Günther so, das sieht auch Hubert Braun so. Aber was kann er machen, wenn die Holzpreise sinken und sich das Betriebsergebnis der Sachsenforst binnen eines Jahres von 18 auf 11 Millionen Euro vermindert hat? Allein der Waldumbau schlug übrigens mit 16 Millionen Euro zu Buche, ist also nicht unbedingt aus dem Sparschwein zu bezahlen.
Dass der sächsische Wald hochgradig anfällig ist, hat auch das Jahr 2015 gezeigt. Es war wieder ein sehr warmes Jahr mit einer sehr langen Trockenperiode gerade im Frühjahr und Frühsommer, was zu einer deutlichen Steigerung bei Dürreschäden und Borkenkäferbefall gegenüber den Vorjahren geführt hat.
Die Zeit drängt, mahnt Wolfram Günther: „Der Wald ist zudem Lebensraum für viele wertvolle Arten. Darum ist die Darstellung des guten wirtschaftlichen Ergebnisses nur eine Seite der Medaille. Erst wenn beispielsweise viele der Nadelbäume in den niedrigen Höhenlagen durch eine große Vielfalt an Baumarten ersetzt werden, sind der Wald und dessen Lebewesen dauerhaft für die Änderungen des Klimas gewappnet.“
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