Man kann ja analysieren und analysieren in der Zeitung. Aber was passiert, wenn nichts passiert? Wenn der Ministerpräsident einfach seinen Stiebel weitermacht. Und sein Innenminister einfach seinen Stiebel weitermacht. Es wird schlecht bis gar nicht kommuniziert. Immer neue Provisorien lösen einander ab. Jetzt haben neun Leipziger die Nase voll.

Sie sind empört. Und sie schreiben das auch so in einem Brief an den sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU): über die jahrelange Verharmlosung des Rechtsextremismus in Sachsen, die fehlende humanistische Wertevermittlung in den Schulen, die Schönrederei von Pegida und die nun offenkundig fehlenden Polizisten und die daraus folgende Einschränkung des Versammlungsrechts.

Und über eine sächsische Regierung, die in der Diskussion der Flüchtlingspolitik völlig verstummt ist.

Vielleicht, weil nun offen zutage liegt, dass man jahrelang alles kaputtgespart hat, was man jetzt dringend braucht. Vielleicht auch, weil die alten Haltungen, mit denen man die straffe Strafverfolgung von allem, was irgendwie als links gilt, forciert hat, während die Rechtsextremen in Sachsen den Schulterschluss suchten und fanden mit Pegida und Co. und nicht nur die AfD die Nähe zu den Pegida-Demonstranten fand.

Da ist es schwer, als Staatsregierung die Kurve zu kriegen. Man laviert also weiter – mit prekären Ergebnissen, die immer offenkundiger machen, dass das Land für eine professionelle Hilfe in der Flüchtlingssituation gar nicht mehr gerüstet ist.

Grund genug, um empört zu sein.

Der Offene Brief an Stanislaw Tillich

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Es gibt 3 Kommentare

Nun legen Sie doch nicht gleich jedes Wort auf die Goldwaage. Aber scheinbar sind Sie unfehlbar.

(Nicht Stiebel, sondern Stiefel (den Stiefel durchziehen, den alten Stiefel weitermachen).

Ich dachte immer, falsch benutzte Redewendungen und Wörter gibts exklusiv nur bei der LVZ.)

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