Die Landesdirektion Sachsen hat heute gleich zwei wichtige Entscheidungen getroffen: Wรคhrend die 28 verbliebenen Geflรผchteten aus der Sporthalle der HTWK in die Friederikenstraรe in Dรถlitz umziehen dรผrfen, soll die Ernst-Grube-Halle mindestens bis Ende Mรคrz nรคchsten Jahres als Erstaufnahmeeinrichtung dienen.
โDas kommt nicht รผberraschendโ, kommentiert Daniel vom Initiativkreis Menschen.Wรผrdig die Entscheidung der Landesdirektion, die Halle der Sportwissenschaftlichen Fakultรคt noch mehr als ein halbes Jahr nutzen zu wollen. Aktuell sind mehr als 400 Menschen darin untergebracht. Seit knapp drei Wochen kรผmmern sich die Johanniter und zahlreiche รผber den Flรผchtlingsrat organisierte Freiwillige ehrenamtlich um die Geflรผchteten. Der StuRa der Universitรคt Leipzig organisierte schnell verschiedene Unterstรผtzerkreise, die sich um sportliche und kulturelle Aktivitรคten sowie politischen Druck bemรผhen wollen. Die Jusos stellten am Wochenende ein Fuรballturnier auf die Beine; gestern folgte ein Kinderfest und heute ein interkulturelles Picknick.
Das alles tรคuscht jedoch nicht รผber die prekรคre Situation vor Ort hinweg. โDie Bedingungen sind menschenunwรผrdigโ, sagt Daniel und nennt ein Beispiel: โMittlerweile sind mehr Kinder angekommen, es wird in der Halle also noch lauter werden.โ Auf die Landesdirektion mรผsse nun Druck ausgeรผbt werden, um die Situation deutlich zu verbessern. Dies kรถnne etwa dadurch geschehen, dass den Geflรผchteten und ihren Unterstรผtzern mehr Rรคume zur Verfรผgung gestellt werden. โEtliche Zimmer sind jetzt, aber auch in der Vorlesungszeit leerโ, erklรคrt Daniel. Die Landesdirektion sei mit der Situation รผberfordert. โSie hรคtte ihr Personal aufstocken und dem Lenkungsausschuss Asyl mehr Kompetenzen geben mรผssen.โ Immerhin steht mittlerweile fest, dass die Johanniter die Einrichtung kรผnftig hauptamtlich betreiben werden. Auf ihrer Homepage finden sich seit Anfang der Woche entsprechende Stellenangebote.
Die Universitรคt hat nach eigenen Angaben Montagmittag von der Entscheidung der Landesdirektion erfahren. โFรผr uns ist das natรผrlich keine einfache Situationโ, betont Kanzlerin Birgit Drรคger. โEinerseits mรถchten wir weiterhin gerne helfen, denn die Situation der Flรผchtlinge liegt uns allen am Herzen. Andererseits mรผssen wir unsere Aufgaben in Lehre und Forschung erfรผllen. Unsere Studierenden sollen schlieรlich weiterhin gut ausgebildet werden.โ Sowohl fรผr den Lehrbetrieb als auch fรผr den Hochschulsport wรผrden sich im kommenden Wintersemester wohl alternative Standorte finden lassen. Vom StuRa der Uni kommt hingegen deutliche Kritik: โDie Ernst-Grube-Halle ist eine Turnhalle und kein Ort zum Lebenโ, erklรคrt Marcus Adler, Referent fรผr Antirassismus. โFรผr die Geflรผchteten bedeutet diese Entscheidung die Fortsetzung eines Lebens auf engstem Raum ohne Privatsphรคre sowie der Abhรคngigkeit von Spenden und Hilfsmitteln.โ
Ganz anders die Lage im Sรผden der Stadt: Die tagelangen Proteste von Asylbewerbern und Aktivisten gegen eine Verlegung der Bewohner der HTWK-Sporthalle zunรคchst nach Heidenau und spรคter in die Ernst-Grube-Halle hat Wirkung gezeigt. Die Geflรผchteten dรผrfen nun in die Friederikenstraรe in Dรถlitz umziehen. Mรถglich wurde dies nach Informationen des Bรผndnisses โRefugees Welcomeโ durch die Verlegung von 50 Personen von Dรถlitz nach Chemnitz. Die Hintergrรผnde dieses Standortwechsels sind derzeit unklar. Die Landesdirektion รคuรerte sich zunรคchst nicht zu den genauen Umstรคnden.
Die Pressesprecherin von โRefugees Welcomeโ, Lea Hoppe, zeigte sich erfreut รผber den Erfolg der Solidaritรคtsaktion: โDer Einsatz der Menschen vor der Turnhalle in Connewitz war groรartig. In dem Moment, wo der Staat und seine Behรถrden massenhaft versagen, ist es wichtig Initiative zu ergreifen.โ Von der Landesdirektion sei man nicht als Gesprรคchspartner auf Augenhรถhe wahrgenommen worden. โStattdessen wurde versucht durch Falschinformationen und psychischen Druck einen Keil zwischen die Geflรผchteten und die Unterstรผtzenden zu treiben.โ Auf einem abschlieรenden Plenum beschlossen die Anwesenden, die Asylbewerber auch weiterhin zu unterstรผtzen.
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Die Landesdirektion spinnt vรถllig. Die Ernst-Grube-Halle ist gerade erst vor 2-3 Jahren saniert werden. Nun wird sie mit 500 dort lebenden Menschen (mit Sicherheit werden es insgeheim noch ein paar Leute mehr sein) bis Mรคrz wieder richtig heruntergeratzt werden.
Ich kenne die Halle, die ist quasi mehr hoch als breit. Dass man รผberhaupt auf โ500โ kommt, ist mir schon
rechnerisch ein Rรคtsel. Knalleng ist es allemal! Als Noteinrichtung fรผr eine bis vier Wochen klar, muss und kann auch mal sein, aber nicht Tag und Nacht fรผr sechs Monate! Nachher muss dann wieder saniert werden.
Wenn schon รผbers Geld geredet wird: Sparsam ist auch hier anders.
Aber offenbar sollte mit dieser Beengung von interessierter Seite (Blick nach Dresden) eine Art Mob provoziert werden, รคhnlich wie mit den Zeltstรคdten, damit nachfolgende Flรผchtlinge dann โabgeschrecktโ werden. Die haben echt schon andere Sachen hinter sich und lassen sich von Zeltstรคdten nicht โabschreckenโ.
Aber Naivitรคt und Unmenschlichkeit hat in den Staatskanzleien (von Sachsen und Bayern) offenbar Methode. ๐