Am Mittwoch, 29. Juli, verรถffentlichte die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) eine Monografie (Studie) zum Krebsrisiko des Ackergiftes Glyphosat. Ein Thema, das ja bekanntlich auch den Sรคchsischen Landtag beschรคftigt, den Bundesrat sowieso. Aber da hat ja bekanntlich die sรคchsische Regierung mal wieder eine Sonderrolle gespielt und so getan, als sei das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat eigentlich harmlos.
โDie Krebsforschungsagentur IARC stuft Glyphosat als โwahrscheinlich krebserregendโ und somit in die zweithรถchste Risikostufe ein und kann dies durch seine nun vorgelegte Studie auch wissenschaftlich belegenโ, kommentiert Wolfram Gรผnther, landwirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion Bรผndnis 90/Die Grรผnen im Sรคchsischen Landtag, die Verรถffentlichung, die auch in der รผberregionalen Presse fรผr starkes Aufsehen sorgte. Denn mit der Studie gerรคt auch das zustรคndige Bundesinstitut fรผr Risikobewertung (BfR) wieder in den Fokus, das die Gefรคhrlichkeit des von Monsanto vertriebenen Pflanzengiftes stets relativiert hatte.
Auf die Einschรคtzung des Bundesinstituts fรผr Risikobewertung (BfR) berief sich auch Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU), als sie eine Anfrage des Grรผnen-Abgeordneten Wolfram Gรผnther beantwortete, der nach dem Abstimmungsverhalten der sรคchsischen Regierung im Bundesrat gefragt hatte, als es dort um ein Verbot von Glyphosat ging.
โIch fordere Verbraucherschutzministerin Barbara Klepsch (CDU) deshalb auf, als ersten Schritt den Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat auf รถffentlichen Flรคchen unverzรผglich per Erlass zu verbieten. Weiteres Nicht-Handeln ist verantwortungslosโ, sagt Gรผnther nun, nachdem die sehr eindeutige Aussage des IARC vorliegt. Die Risikobewertung durch das Bundesinstitut fรผr Risikobewertung (BfR) war schon Anfang des Monats in die Kritik geraten, weil sich allein 14 Leserbriefe auf einer Liste mit dem Titel โStudien, die das BfR zur Bewertung zur Kanzerogenitรคt von Glyphosat verwendet hatโ fanden, die nichts anderes waren als Wortmeldungen des Konzerns Monsanto in Form von Leserbriefen an diverse Medien.
Der Konzern versucht mit allen Mitteln, fรผr seinen Allzweck-Unkrautvernichter eine weitere Vertriebsgenehmigung in Europa zu erwirken.
Glyphosat ist auch in Sachsen ein weitverbreitetes Unkrautvernichtungsmittel, das zum Beispiel unter dem Namen โRoundupโ in jedem Baumarkt erhรคltlich ist. Nach Paragraf 12, Absatz 2 Pflanzenschutzgesetz vom 6. Februar 2012 dรผrfen Pflanzenschutzmittel nicht auf befestigten Freilandflรคchen und nicht auf sonstigen Freilandflรคchen, die weder landwirtschaftlich noch forstwirtschaftlich genutzt werden, angewendet werden. Ausnahmegenehmigungen wurden jedoch in groรem Umfang verteilt, was dazu fรผhrte, dass Rรคnder von รถffentlichen Wegen und Privatgrundstรผcke oft unsachgemรคร mit Glyphosat behandelt wurden.
Ende des Jahres lรคuft die Vertriebsgenehmigung fรผr Glyhosat und alle glyphosathaltigen Produkte in der EU aus, die erst 2010 um weitere fรผnf Jahre verlรคngert worden war. Ausgerechnet das deutsche Bundesinstitut fรผr Risikobewertung (BfR) hat der Europรคischen Behรถrde fรผr Lebensmittelsicherheit EFSA nun empfohlen, die Zulassung von Glyphosat in der EU um weitere zehn Jahre zu verlรคngern.
Das Bundesinstitut fรผr Risikobewertung (BfR) steht seit Jahren in der Kritik, weil es immer wieder zu Interessenkonflikten der vom BfR beauftragten Kommissionen kommt. 2012 wurde das Thema Gegenstand einer Bundestagsanfrage. Geรคndert hat sich augenscheinlich nichts.
Umso schwieriger ist es, die Haltung der sรคchsischen Regierung zu akzeptieren, die sich auf die windelweichen Positionen des BfR beruft und die Studien, die zumindest ein handfestes Gefรคhrdungspotenzial durch Glyphosat belegen, einfach ignoriert. Ausgewogen oder gar verantwortlich ist diese Haltung nicht.
โBisher hatte die Ministerin die von Glyphosat ausgehenden Gefahren verharmlost. Als einziges Bundesland enthielt sich Sachsen auf der Verbraucherschutzministerkonferenz im Mai bei der Forderung aller anderen Bundeslรคnder nach einem Verbot der Abgabe von Glyphosat an Privatpersonenโ, kritisiert Wolfram Gรผnther. โโIn ihrer Antwort auf eine Anfrage meines Fraktionsvorsitzenden Volkmar Zschocke (Drs 6/1746) hatte sich Verbraucherschutzministerin Klepsch Mitte Juni noch darauf zurรผckgezogen, die vollstรคndige IARC Monographie zu Glyphosat liege bisher nicht vor. Diese Argumentation entfรคllt jetzt.โ
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