Eigentlich ist er im Urlaub. Aber der Leipziger Jürgen Kasek ist einer, der kann auch am Strand nicht abschalten, wenn es um Politik geht. Und während große Teile der sächsischen Politik wie erlahmt scheinen, fallen trotzdem auch im heißen August Entscheidungen. Im Dresdner Rathaus gab es nach der OBM-Wahl ein großes Stühlerücken und die bisherige Landtagsabgeordnete der Grünen, Eva Jähnigen, wurde Beigeordnete. Ihr Landtagsmandat wird frei.
Nachrücker wäre mit dem Listenplatz 10 bei der Landtagswahl 2014 der Leipziger Grüne Jürgen Kasek gewesen. Doch der meldete gleich aus seinem Urlaub zurück, dass er doch lieber Landesvorsizender der Grünen bleibt.
Stolz sind die Grünen natürlich trotzdem, denn seit 2001 besetzen sie erstmals wieder einen Beigeordnetenposten im Dresdner Rathaus: Nach dem Umwelt- und späteren Umwelt- und Kulturbürgermeister Klaus Gaber (1994 – 2001) stellen die Dresdener Grünen mit Eva Jähnigen und dem Hannoveraner Raoul Schmidt-Lamontaine erstmals wieder einen Fachbürgermeister in der Landeshauptstadt.
“Wir gratulieren unseren beiden Bürgermeisterinnen ganz herzlich zu ihrer Wahl. Wir sind sicher, die Stadträte haben eine gute Wahl getroffen. Die Stadt Dresden hat mit ihnen sehr engagierte und kompetente Bürgermeister gefunden. Zudem danken wir Eva Jähnigen für ihre langjährige, engagierte und erfolgreiche Arbeit im Sächsischen Landtag für Bündnis 90 / Die Grünen”, so die beiden Landesvorsitzenden der sächsischen Grünen Christin Bahnert und Jürgen Kasek.
Jürgen Kasek will sich auf den Landesvorsitz konzentrieren. Dies teilte er am Freitagmorgen, 7. August, in einer Erklärung den Mitglieder des Landesverbandes mit.
Nachrückerin für Eva Jähnigen wird somit die Dresdner Politikwissenschaftlerin Katja Meier (35 Jahre) die zur Landtagswahl 2014 auf Listenplatz 11 der Grünen gestanden hatte. Die gebürtige Zwickauerin, die derzeit als Parlamentarische Beraterin für Grundsatzfragen, Bund-Länder-Koordination und Geschlechterpolitik in der Landtagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen arbeitet, wird voraussichtlich in der ersten Septemberhälfte – nach dem Amtsantritt von Eva Jähnigen als Bürgermeisterin – das Mandat annehmen können.
Katja Meier erklärt dazu: “Ich habe hohen Respekt vor der Entscheidung von Jürgen Kasek. Ich bin gerne bereit, das Mandat anzunehmen.”
Der voraussichtliche Amtsantritt von Eva Jähnigen als Bürgermeisterin – und damit die Aufgabe ihres Landtagsmandats – ist erst in der ersten Septemberhälfte zu erwarten. “Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich für weitere Erklärungen erst nach dem Mandatsverzicht von Eva Jähnigen zur Verfügung stehe.”
Erklärung von Jürgen Kasek an die Mitglieder des Landesverbandes Bündnis 90 / Die Grünen in Sachsen:
“Nach reiflicher Überlegung und in Abstimmung mit dem Landesvorstand und der Landesgeschäftsstelle habe ich mich entschieden, auf ein Mandat im Landtag zu verzichten.
Meine Entscheidung beruht dabei auf politischen wie auf persönlichen Gründen.
2014 bin ich als Kandidat angetreten, um Landtagsabgeordneter zu werden. Ich wurde von den Delegierten auf Platz 10 der Landesliste gewählt. Das reichte bei unserem Wahlergebnis leider nicht für den Einzug in den Landtag.
Seit Dezember 2014 bin ich Landesvorstandssprecher der sächsischen Grünen. Ich wurde von den Delegierten des Parteitages für einen Zeitraum von zwei Jahren gewählt. Dieses geschenkte Vertrauen, das ich zusammen mit Christin Bahnert, Sascha Thümmler und Catharina Jäger erhalten
habe, will ich rechtfertigen und nicht leichtfertig vergessen.
Wir haben im Landesvorstand gerade erst begonnen, Projekte und Ideen zu entwickeln. Jetzt zu gehen würde auch bedeuten, diese Projekte und Ideen in der Phase der Umsetzung zurück zu lassen und damit die Kolleginnen im Landesvorstand in einer schwierigen Phase allein zu lassen. Wir sind ein Team, bei dem ich persönlich den Eindruck habe, im gemeinsamen Miteinander Politik gestalten zu können.
Die Arbeit im Landtag wäre eine neue, verlockende Herausforderung. Aber derzeit sehe ich mich eher als derjenige, der die Kreisverbände unterstützt und weniger in der parlamentarischen Auseinandersetzung. Gerade in der derzeitigen Situation der fremdenfeindlichen Proteste in Sachsen, ist es wichtig, vor Ort, gerade auch außerhalb der Großstädte, den Mitgliedern und Engagierten auf der Straße Mut zuzusprechen. Das möchte ich weiter tun.
Trotz allem Zeit für meine Familie zu haben und meine berufliche Unabhängigkeit zu gestalten, sind Voraussetzungen für mein politisches Engagement. Derzeit sehe ich eher als Landesvorstandssprecher die Möglichkeit, politisches Amt, Beruf und Ehrenämter verbinden zu können. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Aber ich kann sie fällen, da ich weiß, dass wir eine starke Liste haben.”
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