Vor einem Jahr versuchte die damalige Grünen-Abgeordnete Gisela Kallenbach herauszubekommen, wie es eigentlich um die alten, landschaftsprägenden Alleen in Sachsen steht. Sie bekam damals von Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) eine recht ausführliche Antwort. Nur eine Angabe musste er schuldig bleiben: Die Länge der noch existierenden Alleen. Die wurde irgendwie nicht erfasst.
Aber vielleicht war die Anfrage ja eine Anregung. Wolfram Günther, seit Herbst für die Grünen im Sächsischen Landtag vertreten und unter anderem Umweltpolitischer Sprecher, hat jetzt extra nochmal nachgefragt. Diesmal interessierten ihn mal nicht die einzelnen Bäume. Sondern er erkundigte sich nach den Zahlen, zu denen Sven Morlok vor einem Jahr nur sagen konnte: “Eine statistische Erfassung von Alleen am klassifizierten Straßennetz Sachsens liegt nicht vor.”
So hat nun zwar auch Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) auf Günthers Anfrage geantwortet. Aber irgendwie scheint der Freistaat nun doch irgendwie zu erfassen, wo überhaupt noch Alleen an seinen Straßen existieren. Und zwar nur an denen in seiner eigenen Regie – an Bundes- und Staatsstraßen. Was natürlich nur ein kleiner Blick ins Kaleidoskop ist. Denn der größte Teil der Alleebäume steht auch in Sachsen vorrangig an Kreis- und Gemeindestraßen. So gesehen stimmt die Aussage der Regierung schon: Man hat keine vollständige Statistik.
Aber immerhin kann die Ministerin jetzt angeben, dass an Sächsischen Staatsstraßen an insgesamt 121,6 Kilometern auch noch intakte Alleen zu finden sind, knapp 2 Kilometer mehr als 2003, als man schon mal eine Erhebung dazu gemacht hat.
An sächsischen Bundesstraßen sind noch auf 76,3 Kilometer Länge Alleen zu erleben, knapp 11 Kilometer mehr als 2003. Der Landkreis Nordsachsen erweist sich dabei mit 49,4 Kilometer Allee an Bundes- und Staatsstraßen als der am reichsten gesegnete Kreis in Sachsen, der Landkreis Leipzig kommt auf 29 Kilometer.
Leipzig selbst taucht in der Statistik gar nicht auf, obwohl die Stadt auf ihrem Gebiet auch über einige eindrucksvolle Alleen verfügt. Nur werden die auch von den Leipziger Statistikern nirgendwo extra erfasst. Dazu gehören auch ganz klassische Dorfalleen in den eingemeindeten Ortsteilen, Landstraßen mit (noch) erhaltenem Alleecharakter, selbst einstige Gutsalleen, die als Sichtschneise zu Schlössern und Gutshöfen angelegt wurden, Pappelalleen mitten in dicht bewohnten Ortsteilen oder Lindenalleen, mit denen Ortskerne schon vor 100 Jahren aufgewertet wurden – so wie die Lindenallee in der Naunhofer Straße in Stötteritz, um deren Aufwertung zum Naturdenkmal die Grünen im Leipziger Stadtrat gekämpft haben.
Das ist ihnen tatsächlich – selbst zu ihrer eigenen Überraschung – gelungen. Der Vorstoß im Leipziger Stadtrat machte recht deutlich, dass Leipzig im eigenen Stadtgebiet einige sehr prächtige und zum Teil sehr historische Alleen aufzuweisen hat, die vielleicht auch einmal Berücksichtigung finden als besonders zu bewahrendes Schutzgut. Das Landschaftsbild an sich hat Leipzig schon in seine Naturschutzpolitik aufgenommen, die Alleen noch nicht, so dass auch den Leipzigern nicht wirklich sichtbar ist, was für hübsch begrünte Straßen man da mancherorts hat.
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