Die Legida-Bewegung wird offenbar nach wie vor nicht vom Landesamt fรผr Verfassungsschutz (LfV) beobachtet. Dabei zogen die beiden bisherigen Demos zahlreiche Neonazis an. Die Legida-Programmatik fuรt obendrein auf rechtsextremer Ideologie und weist inhaltliche Schnittmengen mit dem Parteiprogramm der NPD auf.
Legida fordert unter anderem die faktische Abschaffung der Religionsfreiheit, eine Aushรถhlung des Wahlrechts und eine Gesellschaftsordnung, die in Tradition des historischen Nationalsozialismus steht. Dennoch erklรคrt sich der sรคchsische Verfassungsschutz bisher nicht fรผr zustรคndig. Dabei locken die wรถchentlichen Demonstrationen zahlreiche gewaltbereite Neonazis an, die eine mรถgliche soziale Umwรคlzung auf gar keinen Fall verpassen mรถchten. Schlieรlich sehnen sich die Rechtsextremen nach einer neuerlichen โnationalen Revolutionโ.
โDie Einstufung eines Personenzusammenschlusses als โextremistischโ, also als Personenzusammenschluss mit erkennbaren Bestrebungen gegen Schutzgรผter der freiheitlich-demokratischen Grundordnung setzt ein umfangreiches Prรผfverfahren voraus, dessen Intensitรคt und Genauigkeit den Erfordernissen des โGrundrechtsschutzes durch Verfahrenโ zu genรผgen hat, da mit einer Einstufung als Beobachtungsobjekt Eingriffe in verfassungsrechtlich garantierte Grundrechtspositionen verbunden sein kรถnnenโ, verteidigt LfV-Sprecher Martin Dรถring die auffรคllige Zurรผckhaltung des Inlandsgeheimdienstes gegenรผber L-IZ.de.
Es scheint, als habe man irgendwie noch nicht genug Zeit zum Sammeln von Indizien gehabt und stellt auf die bislang geringe Anzahl der Versammlungen von Legida ab.
โVor diesem Hintergrund dรผrfte es unschwer nachvollziehbar sein, dass nach zwei Demonstrationen in Leipzig hier auch dann noch kein Prรผfergebnis vorliegen kรถnnte, sollten die von Legida verรถffentlichten รuรerungen Anhaltspunkte fรผr entsprechende extremistische Bestrebungen liefernโ, so Dรถring. Ob die Behรถrde รผberhaupt ein Prรผfverfahren eingeleitet hat, teilte der Pressesprecher auf entsprechende Nachfrage bislang nicht mit.
Nun existiert das sogenannte โOrga-Teamโ von Legida nicht erst seit Mitte Januar. Die Gruppe fand sich nach Eigenangaben schon am 21. November zusammen. Anfang Januar tauchte ein umfassendes Positionspapier auf, dessen Inhalte in weiten Zรผgen erkennbar rechtsextrem sind. Bei den Legida-Aufmรคrschen treffen organisierte Neonazis auf krude Verschwรถrungsesoteriker. Zwischendrin ein paar Wutbรผrger, die vorrangig mit den gemรครigten Inhalten der Dresdner Pegida-Bewegung sympathisieren, sich aber nicht von den gewaltbereiten Bรผrgerschrecks distanzieren mรถchten. Der eine oder andere bleibt natรผrlich auch einfach weg und verschwindet quasi still, wenn ihm die Richtung des Publikums nicht gefรคllt.
Diese Teilnehmer fรผhlen sich von Legida-Gegnern zu Unrecht als โNazisโ beschimpft, doch mit den Vorfรคllen vom 21. Januar dรผrfte mindestens klargeworden sein, dass es keinesfalls das โnormale Bรผrgertumโ ist, was da aus dem Aufzug heraus provozierte, angriff und letztlich zuschlug. Dennoch mรถchten es andere lieber รผbersehen. Auch, wer fรผr den heutigen Aufmarsch so alles im Netz wirbt โ offenbar Neuland fรผr den Verfassungsschutz Sachsen. So mobilisiert seit Tagen die NPD-Jugendorganisation โJunge Nationaldemokratenโ (JN), die neue rechte Splitterpartei โDie Rechteโ ebenfalls, die NPD Sachsen trommelt und auch in anderen Stรคdten haben Rechtsradikale aller Couleur lรคngst erkannt: Am 30. Januar giltโs โ auf nach Leipzig. Hier selbst freute sich bereits am 21. Januar 2015 NPD-Stadtrat Enrico Bรถhm, frรผhzeitig zu seinem Volk eilen zu kรถnnen, statt vorher noch die Ratssitzung zu absolvieren.
Das alles mischt sich dann heute mit denen, die noch an eine Lรถsung fรผr alles und nichts auf der Straรe glauben. An dieser Stelle zรผndet dann auch der nationalsozialistische Volksgemeinschaftsgedanke. Dass moderne Neonazis nicht mehr klischeebeladen mit Glatze und Springerstiefeln auftreten, trรคgt sein รbriges zu dem โErfolgโ bei. Rechtsextreme verfรผhren Bรผrger mit Alltagssorgen, wรคhrend der Verfassungsschutz wegschaut. Statt die รffentlichkeit รผber den extremistischen Kern der Bewegung aufzuklรคren, scheint man noch etwas Zeit zu benรถtigen. Nimmt es der Verfassungsschutz Sachsen also derzeit รผberhaupt noch ernst, wozu er mal geschaffen war? Dann mรผsste nach der heutigen Kundgebung der Blick genauer werden.
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Es gibt 2 Kommentare
โDie Kontakte zwischen Sachsens Innenministerium und Pegida waren nach SPIEGEL-Infomationen enger als bekannt. Ein Vertrauter von Minister Ulbig telefonierte mehrfach mit der damaligen Frontfrau Kathrin Oertel.โ
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pegida-hatte-direkten-draht-in-sachsens-innenministerium-a-1015935.html
Der Verfassungsschutz ist doch voll und ganz damit beschรคftigt die Antifa und die Linken zu beobachten und wenigstens einen Hauch an Verdacht zu konstruieren, und wenn man den Verdacht notfalls selbst herbeizaubern muss um sich zu legitimieren.
Auรerdem muss man doch erst V-Leute rekrutieren, einarbeiten, einkleiden etc, das dauert eben alles seine Zeit.