Der wegen Tierschutzverstößen mit einem Berufsverbot belegte Schweinezüchter Adrianus Straathof darf seine Anlagen in Sachsen offenbar weiterführen. Wie das zuständige Sozialministerium gegenüber MDR-Info mitteilte, seien keine Mängel in Sachsen festgestellt worden, die Betriebsschließungen rechtfertigen würden. Dabei wird der Schweinezüchter auch in Sachsen nicht zum ersten Mal auffällig, stellen die Grünen fest.

“Mängel können nur festgestellt werden, wenn die Anlagen auch kontrolliert werden – vor allem unangekündigt. Bei mir wirft der Freibrief für sächsische Straathof-Anlagen vor allem Fragen zur Kontrolltätigkeit der sächsischen Veterinärbehörden auf”, kommentiert das der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag, Volkmar Zschocke. “Es ist niemandem plausibel zu erklären, dass Adrianus Straathof ein deutschlandweites Tierhaltungs- und Betreuungsverbot für Schweine erhält, seine Betriebe in Sachsen aber weiterlaufen dürfen. Dieser absurde Zustand verstärkt leider den Eindruck, dass die sächsischen Behörden gegenüber derartigen Konzernen ohnmächtig sind.”

Womit sie im Osten Deutschlands ja nicht allein sind. Aktuell ins Licht der Medien geriet Straathof durch Verstöße in Sachsen-Anhalt, wo gegen ihn ein bundesweites Tierhaltungsverbot ausgesprochen wurde.

Der holländische Schweinebaron weicht vor allem deshalb in den Osten Deutschlands aus, weil er hier auf wenig Widerstand bei der Nachnutzung alter LPG-Anlagen trifft. In den Niederlanden wurde ihm mit gesetzlichen Auflagen der Betrieb großer Schweinezuchtanlagen fast unmöglich gemacht. In Sachsen hingegen gibt es seit Jahrzehnten sehr gute Bedingungen für große, industrielle Tierhaltungsanlagen.”Sachsen könnte jetzt den Fall Straathof als Chance für einen Kurswechsel weg von der industriellen Tierhaltung nutzen und endlich mehr Tierschutz und Tierwohl bei der Nutztierhaltung durchsetzen”, findet Zschocke. “Doch während in Sachsen-Anhalt eine Diskussion über die Größe von industriellen Tierhaltungsanlagen entbrannt ist, sieht das sächsische Sozialministerium keinen Änderungsbedarf.”

Dabei tut sich Sachsen schwer mit einer Kontrolle der industriellen Viehzucht, spart dafür seit Jahren am Kontrollpersonal.

Im Namen der Grünen bietet Zschocke deshalb der neuen Sozialministerin Barbara Klepsch Unterstützung an, die Rahmenbedingungen für die Tierhaltung in Sachsen so zu definieren, dass diese tierschutzgerecht wird und keine negativen Einflüsse mehr auf Umwelt und die menschliche Gesundheit hat. “Das gilt auch für die Gülleausbringung, die Futtermittelkontrollen, den Antibiotikaeinsatz und die Belastung mit multiresistenten Keimen.”

Zschocke hatte im September Strafanzeige gegen den niederländischen Schweinezuchtkonzern Straathof wegen des Verdachts von Umweltstraftaten und Verstößen gegen das Tierschutzgesetz in den Stallanlagen des Unternehmens im vogtländischen Thierbach gestellt. Er hatte gesehen, wie in der dortigen Sauenhaltungsanlage verendete Ferkel unter freiem Himmel lagerten und aus den Stallgebäuden ungehindert Gülle austrat.

Darüber berichtete die “Freie Presse” am 19. September: www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/TOP-THEMA/Gruene-stellen-Strafanzeige-gegen-Schweinezuechter-artikel8537126.php

Im November waren die deutschen “Schweine-Barone” Thema im “Spiegel”: www.spiegel.de/wirtschaft/grosse-schweinemaester-verstossen-gegen-tierschutzverordnung-a-935579.html

Aber auch Bayern tut sich schwer, den Industrie-Bauern das Handwerk zu legen, worüber die “Süddeutsche” berichtete: www.sueddeutsche.de/bayern/massentierhaltung-schweinezuechter-geraet-ins-visier-der-behoerden-1.2271117

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