"Dem sächsischen Wald geht es weiter gut", erklärte Forst- und Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) am 19. Dezember bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2014 in Dresden. "Unsere Bäume sind auch in diesem Jahr insgesamt gesehen gesund. Der gute Zustand der sächsischen Wälder ist damit bereits seit einigen Jahren stabil." Auffällig sind die regionalen Unterschiede. Im Erzgebirge, im östlichen Tiefland und im Vogtland sind die Baumkronen im Durchschnitt dichter und grüner als in den übrigen Regionen.

Was nicht heißt, dass es allen Bäumen gut geht. Auch Bäume kennen Stress. Schädlinge und Klima machen ihnen zu schaffen. Die Rahmenbedingungen waren trotz erheblicher Schwankungen des Witterungsverlaufes im Jahr 2014 insgesamt günstig. Aufgrund der langen frostfreien Perioden konnte in den tieferen Lagen nahezu das gesamte Winterhalbjahr für Aufforstungen genutzt werden. Das winterliche Wasserdefizit wurde vielerorts durch die niederschlagsreichen Monate Mai und Juli ausgeglichen.

“Die guten Ergebnisse der Waldzustandserhebung entsprechen auch den Erkenntnissen, die wir aus der dritten Bundeswaldinventur ziehen konnten”, so Schmidt. “Die Inventur hat gezeigt, dass der sächsische Wald besser als je zuvor wächst seit den ersten Datenerhebungen Mitte des 19. Jahrhunderts.” 533.000 Hektar in Sachsen sind mit Wald bedeckt; das ist ein Anteil an der Landesfläche von 28,9 Prozent. Der Holzvorrat befindet sich mit 312 Kubikmetern pro Hektar Wald und insgesamt von fast 157 Millionen Kubikmetern auf einem historischen Höchststand. Pro Jahr wachsen auf jedem Hektar elf Kubikmeter dazu, von denen weniger als die Hälfte geerntet und genutzt werden.

Der Kronenzustand der Waldbäume im Jahr 2014 entspricht bei baumartenspezifischer und regionaler Differenzierung dem Niveau der vergangenen fünf Jahre. Bei den Laubbäumen bleibt der Kronenzustand schlechter als bei den Nadelbäumen. Während sich die Bedingungen für die Nadelwälder in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben, haben die Laubwälder im Tiefland zu kämpfen. Denn hier macht sich auch bemerkbar, wenn der Niederschlag zu gering ausfällt. Das macht insbesondere Nordsachsen zu schaffen, wo auch noch der Eichenprozessionsspinner sein Unwesen treibt.

Und bestätigt der Bericht für dieses Jahr: “Im Tief- und Hügelland sanken die Bodenwassergehalte kontinuierlich ab. Die Station Trossin erreichte dabei ab Mitte Juni Wassergehalte nahe des ‘Permanenten Welkepunktes’. Die für die Pflanzen verfügbaren Wasservorräte sind dann nur noch sehr gering, da ein Teil des Wassers so fest an den Bodenkörper gebunden ist, dass es von Pflanzenwurzeln nicht mehr aufgenommen werden kann. Im westlichen Tiefland mit seinen überwiegend anlehmigen bis lehmigen Sandböden wird dieser Punkt bei etwa 6 bis 8 % Wassergehalt erreicht. Nicht nur im Tiefland, sondern insbesondere auf den wechselfeuchten Böden im Hügelland und auch im Bergland traten noch bis zum Ende der Vegetationsperiode Perioden mit Trockenstress auf. Erst mit abnehmender Verdunstung können die Niederschläge im Herbst und Winter dann auch die Bodenwasservorräte auffüllen.”

Deswegen sind die 16,8 Prozent mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten nur ein Durchschnittswert, der die guten Bedingungen für die vor allem im Bergland dominierenden Nadelwälder mit dem Stress für die Laubbäume im Tiefland verquickt. Der Wert lag um etwas weniger als einen Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahreswert (17,5 Prozent).

Die kombinierten Schadstufen aus Kronenverlichtung und Verfärbungen ergeben im Jahr 2014 folgende Schadstufen: 39 Prozent der Waldbäume sind gesund (Schadstufe 0; Vorjahr 37 Prozent), 46 Prozent sind schwach geschädigt (Schadstufe 1; Vorjahr 46 Prozent) und 15 Prozent zeigen eine deutliche Beeinflussung des Kronenzustandes (Schadstufen 2 bis 4; Vorjahr 17 Prozent).
Im inzwischen 24-jährigen Beobachtungszeitraum zeichnen sich mehrere Phasen der Verbesserung und Verschlechterung des Kronenzustandes ab. Erst ein detaillierter Blick auf die verschiedenen Baumarten, Wuchsgebiete und Baumalter lässt die Dynamik im Kronenzustand der Bäume im Freistaat Sachsen erkennen. Besonders sensitiv auf Umweltfaktoren reagieren ältere Bäume (über 60 Jahre). Hier ist seit dem Jahr 1991 ein positiver Trend in der mittleren Kronenverlichtung festzustellen.

Für die Fichte weist die aktuelle Waldzustandserhebung so zum Beispiel einen mittleren Nadelverlust von 14,7 Prozent auf, für die Kiefer 16,8 Prozent.

Die Eichen – die gerade in der Leipziger Region stark vorkommen – zeigen innerhalb der Zeitreihe eine hohe Varianz in der Belaubung. Der aktuelle Anteil der Bäume mit ungünstigem Kronenzustand liegt bei 35 Prozent und damit 17 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Der mittlere Blattverlust fiel merklich auf 25 Prozent. Der milde Winter und der deutlich geringere Insektenfraß begünstigten den Kronenzustand. Zudem kommt die Eiche besser als andere Baumarten mit trockenen Witterungsperioden zurecht.

Die mittlere Kronenverlichtung der Rotbuche sinkt abermals leicht ab und erreicht 20,8 Prozent.

Die Gruppe der sonstigen Laubbäume ist sehr heterogen und wird aus vielen verschiedenen Baumarten gebildet, wobei jeder zweite Baum eine Birke ist.

Zur Größenordnung: “Laubbäume, allen voran die Birke, nehmen lediglich 32 % der Waldfläche des Freistaates Sachsen ein. Der Flächenanteil der natürlicherweise vorkommenden Hauptbaumarten Eiche und Buche beträgt zusammen sogar nur 13 %.”

Trotzdem haben die Laubbäume mit den Bedingungen zu kämpfen: Die Verteilung der Bäume auf die drei Zustandsklassen (0 = 36 Prozent; 1 = 46 Prozent; 2 bis 4 = 18 Prozent) fällt ungünstiger als im Vorjahr aus. Damit steigt gleichzeitig auch die mittlere Kronenverlichtung um mehr als einen Prozentpunkt auf 19,2 Prozent.

Im Vergleich zu allen anderen Baumartengruppen finden sich in dieser Gruppe eine Reihe von Baumarten, deren Kronen auf Stressbelastungen hinweisen: die schüttere und teilweise verfärbte Belaubung der Birke, die frühzeitigen Verfärbungen bei Linden und die Schäden durch das gleichnamige Triebsterben an Eschen.

Die regionalen Unterschiede im Kronenzustand sind deutlich. Auf einem unverändert hohen Niveau liegen die mittleren Kronenverlichtungen in den Regionen Westliches Tiefland (20,9 Prozent), Elbsandsteingebirge und Zittauer Gebirge (18,7 Prozent).

Und was auch wichtig ist, um das Bild zu differenzieren: Damit sind dies die einzigen Regionen, in denen die Werte im Vergleich zum Vorjahr angestiegen sind. Die beiden Hügellandsregionen (Lausitzer Hügelland und Becken mit 17,5 Prozent und Mittelsächsisches Lößhügelland und Erzgebirgsvorland mit 16,2 Prozent) weisen durchschnittliche Werte auf.

Die Verbesserung gab es vor allem in den Gebirgslagen: Im Erzgebirge, dem waldreichsten Wuchsgebiet, im Östlichen Tiefland und im Vogtland liegen die mittleren Nadel- und Blattverluste unter dem Landesdurchschnitt. Auch wenn im Erzgebirge mit 15,6 Prozent die Minima der Jahre 2008 und 2010 nicht erreicht werden, so bleibt der vergleichsweise gute Kronenzustand erhalten. Die deutlichsten Veränderungen des Kronenzustandes wurden für das Vogtland nachgewiesen. Nach den hohen Werten der letzten beiden Jahre weist hier die mittlere Kronenverlichtung in diesem Jahr mit 14,9 Prozent den landesweit geringsten Wert auf.

Der Hauptgrund für die unterschiedliche Entwicklung in den Gebirgsregionen und den Gebieten im Tief- und Hügelland ist vor allem der Wasserhaushalt verbunden mit den Bodeneigenschaften in den Standortregionen.

Im überwiegenden Teil des Tief- und Löß-Hügellandes (zu dem auch die Region Leipzig gehört) mit einer geringen mittleren jährlichen Niederschlagsmenge und Waldböden, die wenig Wasser speichern können, ist die Kronenverlichtung durchschnittlich bis überdurchschnittlich ausgeprägt. Günstiger ist der Waldzustand im Bergland mit einer höheren mittleren jährlichen Niederschlagssumme, geringeren Temperaturen während der Vegetationsperiode und einem größeren Wasserspeichervermögen der Böden sowie im Östlichen Tiefland, wo dauerfeuchte Niederungsböden häufiger sind.

Den Waldzustandsbericht findet man hier:
www.smul.sachsen.de/sbs

www.wald.sachsen.de

www.sachsenforst.de

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