Die Statistik ist recht eindeutig: Die Zahl der Alleebäume sinkt. Zwar gibt es ab und zu mal ein Anpflanzungsprojekt wie 2012 im Landkreis Bautzen, aber schon ein Jahr später sind wieder über 300 Bäume verschwunden. Für die Grünen-Abgeordnete Gisela Kallenbach eindeutig ein Fall von falscher Sparpolitik. Aber Bäume haben in Dresden augenscheinlich keine Lobby.
1.800 Alleebäume wurden zwischen 2011 und 2013 an sächsischen Staats- und Bundesstraßen gefällt. Dies geht aus der Antwort der Staatsregierung auf eine Kleine Anfrage von Gisela Kallenbach, umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion Sachsen, hervor. Derzeit stehen rund 13.000 Alleebäume an sächsischen Bundesstraßen und rund 23.000 Bäume an Staatsstraßen in einer Allee. Der Landkreis Nordsachsen ist mit rund 4.500 Alleebäumen an Bundesstraßen und rund 4.400 an Staatsstraßen der alleenreichste Landkreis in Sachsen.
“Sowohl an Bundes- wie auch an Staatsstraßen wurden zwischen 2011 und 2013 durchschnittlich fünf Prozent des Alleenbestands gefällt. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist die Zahl der gefällten Alleebäume mit zehn Prozent besonders hoch. Gab es dort 2011 noch 1.439 Alleebäume an Staatsstraßen und 322 an Bundesstraßen, waren es 2013 nur noch 1.273 Alleebäume an Staatsstraßen und 314 an Bundesstraßen”, listet Kallenbach auf. “Die Nachpflanzung von 400 Bäumen an Bundesstraßen und rund 1.000 Bäumen an Staatsstraßen in ganz Sachsen innerhalb von drei Jahren reicht nicht aus, um den Baumverlust zu bremsen. Doch anstatt mit gutem Beispiel voranzugehen, senkt die Staatsregierung die Standards für Nachpflanzungen.”
Aber einen belastbaren Plan, die verlorenen Bäume an den Alleen im Land zu ersetzen, gibt es augenscheinlich nicht.
“Weil nie alles gedeiht, was neu gepflanzt wird, sollten mindestens drei junge Bäume für einen gefällten Baum nachgepflanzt werden. Damit kann man sicherstellen, dass der Gesamtbestand von Straßenbäumen wenigstens der Zahl nach erhalten bliebe, wenn schon die ökologischen Leistungen wie die Sauerstoffproduktion geringer ausfallen. Doch selbst von dieser Minimalforderung ist Sachsens Staatsregierung meilenweit entfernt”, kritisiert die Landtagsabgeordnete. “Trotz zunehmenden Bürgerengagements, wenn es um den Schutz von Bäumen geht, haben insbesondere Straßenbäume bei Staatsregierung und Verwaltung eine schwache Lobby. Schnell ist die Säge angesetzt, um Bäume als Hindernis für Baumaßnahmen oder aus Gründen der Verkehrssicherheit zu beseitigen.”
Dagegen scheint ein Bewusstsein für den Wert intakter Baumreihen auf Landesebene nicht ausgeprägt zu sein. Es geht ja nicht nur um Sauerstoff oder schöne Landschaften, sondern auch um Schutzräume für Tiere und Pflanzen und um ein nicht ganz unwichtiges Schutzmittel gegen die starke Bodenerosion an Sachsens intensiv bewirtschafteten Feldern. Im Grunde müssten Alleen sogar gezielt entwickelt und da, wo sie in ländlichen Räumen fast verschwunden sind, neu angelegt werden.
Doch den Willen zu einem echten Alleenprogramm sieht Gisela Kallenbach bei Sachsens Staatsregierung nicht. Im Gegenteil: Da, wo es wirklich um Fortschritte geht, beginnt der Ämterschimmel zu lahmen.
“Deutlich langsamer bewegen sich die zuständigen Verwaltungen hingegen, wenn es darum geht, die entstandenen Lücken zu füllen”, resümiert die Abgeordnete. “Dabei sind speziell Alleen Kulturgüter von ganz besonderem Wert. Baumschutz war und ist Sachsens CDU-geführten Staatsregierungen völlig egal.”
Kleine Anfrage Gisela Kallenbach: “Entwicklung der Alleen an Bundes- und Staatsstraßen in Sachsen zwischen 2011 und 2013” (Drs 5/14657): www.gruene-fraktion-sachsen.de/fileadmin/user_upload/Kleine_Anfragen/KlAn_5-14657_Alleen.pdf
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