Es gibt tatsächlich noch ein paar Sachsen, die unschlüssig sind, wen sie am 31. August wählen wollen. So kann man die jüngste Wahlumfrage des MDR interpretieren, die der öffentliche Sender am Donnerstag, 10. Juli, veröffentlichte. Dimap habe 1.000 Sachsen gefragt, wen sie denn wählen würden, wenn am Sonntag Wahl wäre. So teilt es der MDR mit. Bei der CDU gibt es dabei keinerlei Bewegung. Sie verharrt in der Wählergunst bei 42 Prozent.

Dafür tut sich bei den drei Oppositionsparteien SPD, Linke und Grüne etwas, auch wenn es noch lange nicht nach einem Machtwechsel aussieht. Viele Sachsen sind überzeugt, alle wichtigen Kompetenzen nur bei der CDU zu finden. Oder schreiben sie 25 Jahre Stabilität einfach der Dauerregierungspartei zu, auch wenn sich in Sachen Wirtschaft gar nichts bewegt und die Wirtschaftsminister seit 2004 von anderen Parteien gestellt wurden? 64 Prozent der Befragten schreiben der CDU die Wirtschaftskompetenz zu – weit dahinter erst kommt die SPD mit 11 Prozent, was noch etwas unter dem prophezeiten Wahlergebnis für die SPD von 13 Prozent liegt. Was ja wohl auch heißt, dass nicht einmal alle SPD-Wähler ihre Partei wirklich ernst nehmen. Denn Wirtschaftskompetenz ist ein Muss. Oder ist das schlicht das Ergebnis von medialer Einvernahme dieses Themas für die CDU – so sehr, dass selbst die Partei, die aktuell den Wirtschaftsminister stellt – die FDP – bei der Wirtschaftskompetenz mit 3 Prozent gehandelt wird?

Anders sieht es inzwischen beim Thema Bildung und Schule aus. Der Wert von 30 Prozent für die CDU sieht da eher wie eine Desillusionierung aus. Die SPD liegt mit 24 Prozent dicht dahinter. Selbst bei CDU-Wählern ist also mittlerweile die Erkenntnis gereift, dass die sächsische CDU das Thema Bildung nicht wirklich beherrscht.

Aber die 13 Prozent als mögliches Wahlergebnis für die SPD wären für diese Partei eine weitere Enttäuschung, nachdem sie zuletzt gerade noch die 10 Prozent schafften. In Umfragen wurde die SPD schon bei 15 und 16 Prozent gehandelt, schien der Linken so langsam den Rang ablaufen zu wollen in Sachen Nr. 2 im Parteienspektrum. Doch von den 17 Prozent im Frühjahr scheint sich die Linke nun wieder auf ihren Standardwert von 21 Prozent berappelt zu haben.

Und auch die Grünen verspüren nach langer Zeit bei 6 Prozent wieder ein bisschen Aufwind, tauchen in der MDR-Umfrage mit 7 Prozent auf.

“Das Ergebnis der Umfrage bestätigt unser gutes Ergebnis zur Kommunalwahl von 7,2 Prozent”, sagt dazu der sächsische Grünen-Vorsitzende Volkmar Zschocke. “Ich bin überzeugt, Bündnis 90 / Die Grünen kann zur Landtagswahl noch besser abschneiden. Denn wir haben die richtigen Antworten zu den Problemen in Sachsen: in der Bildungspolitik, in der Energiepolitik, beim Klimaschutz und für mehr Bürgerbeteiligung und Demokratie in Sachsen. Dabei ist völlig klar: Wir Grüne reden nicht über Luftschlösser, sondern über fundierte Lösungen. Und wir bieten der CDU die Stirn, denn mit ihr bleibt Sachsen weit unter seinen Möglichkeiten.”Aber diese Luftschlösser machen den Grünen auch zu schaffen. Denn die Zustimmungswerte für CDU und Stanislaw Tillich bestätigen die im Land gepflegte Alles-ist-prima-Haltung. Erst die deftigen Proteste von Schülern, Eltern, Lehrern, Studierenden haben ein bisschen Bewegung in das Eiapopeia-Bild gebracht. Trotzdem zeigen sich 63 Prozent der Befragten immer noch zufrieden und sehr zufrieden mit der Tillich-Regierung.

Es ist vergleichbar mit Angela Merkel, die im Bund eine ganz ähnliche Politik fährt. Und so kurz vor der Wahl ist auch in Sachsen das Schwarz-Gelbe Regierungsmodell verschlissen. Nur noch 28 Prozent der Sachsen könnten sich eine Neuauflage von Schwarz-Gelb vorstellen. Zu der es wohl auch nicht kommt, denn derzeit wird die FDP mit 4 Prozent gehandelt und wäre damit nicht mehr im Parlament vertreten.

Anders als die neue Partei AfD, die bei 7 Prozent gehandelt wird. Nur können sich die wenigsten Sachsen die AfD in der Regierung als Koalitionspartner der CDU vorstellen.

Am beliebtesten scheint derzeit dasselbe Modell wie in Berlin: Union und SPD. Das können sich 53 Prozent der Befragten gut vorstellen. Eine Alleinregierung der CDU fänden 39 Prozent gut. Aber einen Regierungswechsel zu Linke, SPD und Grünen können sich immerhin 32 Prozent der Befragten vorstellen, 30 Prozent finden sogar die Konstellation CDU und Grüne möglich.

Nicht gefragt hat dimap nach den Konstellationen, die Stanislaw Tillich von vornherein ausgeschlossen hat: mit der Linken und mit der NPD.

Die NPD würde auch nach dieser aktuellen Umfrage nur auf 3 Prozent kommen und wäre damit auch nicht mehr im Parlament.

Und unübersehbar: Nach einer weiteren möglichen Kraft im Parlament hat der MDR gar nicht fragen lassen: den Freien Wählern, die durchaus mit einzelnen Kandidaten im Landtag auftauchen könnten.

Die Meldung dazu vom MDR: www.mdr.de/nachrichten/dimap-umfrage-sachsentrend102.html

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