Man darf nach der zurückliegenden Plakathängerei und den oft sinnbefreiten Botschaften zu Stadtrats- und Europawahl ein wenig müde auf die Landtagswahl schauen. Auch dann werden wieder alle sagen, sie hätten den Saft, der die Landschaften erblühen lassen werde, bleibt doch oft genug nicht viel mehr als Desinteresse und Routine. Dass politisches Engagement zuerst im eigenen Viertel beginnt und durchaus auch mal einen hintersinnigen Humor verträgt, macht das "Team Brackelmann" nun zum Auftakt des Wahlkampfes deutlich. Mit einem kurzen Video und der Frage: Wo ist dieser Mann?

Sebastian Gemkow ist was? Eva Brackelmann (SPD) zieht mit einem Megaphon los und sucht ihn einfach mal im Leipziger Westen, fragt die Passanten ihres Viertels, ob sie wüssten, wer dieser Mann sei und ob sie ihn gesehen hätten. Ganz nebenbei schaut sich der Ein-Minüter an wie eine kleine Vorstellung des Viertels – vorbei geht’s an der MuKo, am Kanal entlang, in der Könneritzstraße, auf den Lindenauer Markt. Mit einem Schild und dem Konterfei von Gemkow in der Hand ist Brackelmann auf der Pirsch.

Denn irgendwo da muss dieser Gemkow ja bekannt sein, schließlich haben ihn 2009 hier 28,5 Prozent der Leipziger in den Landtag gewählt. Im Wahlkreis 26 (Leipzig 2) – Eva Brackelmanns Wahlkreis. Auf Platz 20 der SPD – Landesliste zur Wahl am 31. August stehend, also durchaus beraten ein Direktmandat anzustreben, greift sie damit beherzt den politischen Gegner an. “Ich suche diesen Mann” und die Passanten sind ratlos.

Wahlkampf kann also doch lustig ohne peinlich zu sein daherkommen – denn die erste Botschaft Eva Brackelmanns ist deutlich und wirkt gelungen. Ich bin hier, ich arbeite, lebe und engagiere mich in meinem Viertel für die Menschen. Und sie zeigt ein klein wenig ein Leipziger Phänomen auf. Während auch bei der zurückliegenden Stadtratswahl mehrheitlich Linke, SPD und Grüne gewählt wurden, drehte sich in den vergangenen Jahren irgendwie immer dann der Wind, wenn in Sachsen Landtags- oder Bundestagswahlen stattfanden.

Fast so, als ob die Bürger zwar ihre Pappenheimer im Stadtrat doch lieber kennen würden und versuchen, nach Personen zu entscheiden. Wobei sie seltsamerweise eher mittig-links anlanden. Um anschließend bei den Wahlen in die Parlamente oberhalb des Stadtrates irgendwie daran zu glauben, dass die CDU schon alles richten wird. Oft ohne genauere Kenntnisse über die Kandidaten. So erkennt hier auf der Straße niemand den Rechtsanwalt Sebastian Gemkow und hat man auch 2013 in Leipzig erneut bei den Direktstimmen zur Bundestagswahl zwei CDU-Mandate an Bettina Kudla und Dr. Thomas Feist verteilt.

Man könnte es also so sehen: Je weiter die Probleme und Fragen entfernt scheinen, umso eher tippen auch die Leipziger darauf, dass es die CDU richten könnte. Auch wenn sie sich, wie gerade stattfindend durchaus opportun auch in Richtung AfD zeigt und so mancher Kandidat seinen Wählern eher unbekannt bleibt.

Fazit nach der ersten Steilvorlage im Westen: Eva Brackelmann möchte dies offenbar ändern. Vielleicht wird’s ja so auch ganz nebenbei mal ein fröhlicherer und dem Wähler zugewandter Wahlkampf als die Jahre wo es einem immer nur entgegenschwallte: “Wir für Sachsen”?

Zur Fanseite von Eva Brackelmann bei Facebook “Eva für Leipzig”
https://www.facebook.com/evafuerleipzig

Für alle, die immer noch rätseln, hier ist Sebastian Gemkow (CDU)

www.landtag.sachsen.de/de/abgeordnete_fraktionen/abgeordnete/abgeordneter.do/855

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