Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) ist sich sicher. In der Fanszene von RB Leipzig tummeln sich gewaltbereite Fans. Dies geht aus einer Übersicht hervor, die der Minister für den Sächsischen Landtag zusammenstellen ließ. Die Aufstellung umfasst die RB-Spiele im Jahr 2013.
Die Polizei packt Fussballfans in drei Kategorien: A, B und C. Der friedliche Stadiongänger gehört zur “Kategorie A”. Gewaltbereite Besucher stellen die “Kategorie B”. Hoooligans und andere gewatlsuchende Fans zählen zur “Kategorie C”. Anhänger der “Kategorie C” haben die Rasenballer laut Innenministerium keine. Allerdings besuchten wiederholt Zuschauer der “Kategorie B” Heim- und Auswärtsspiele in Sachsen. Bemerkenswert: Die Zahlen schwanken zwischen keinen und 80 gewaltbereiten Zuschauern.
Dabei gilt der RB-Anhang bislang als pflegeleicht und ist noch nicht durch Gewalttätigkeiten aufgefallen. Wo also stecken diese sogenannten “Problemfans”? Zumindest nicht unter den Dauerkarteninhabern. Wenn dem so wäre, müssten sich die Angaben auf einem konstanten Level befinden. Tun sie aber nicht.
“Bei den Angaben zu Personen der Kategorien B und C handelt es sich um ungefähre Bewertungen der jeweils Einsatz führenden Polizeidienststelle”, teilt Ulbig mit. Hier blinzelt der Hase unterm Pfeffer hervor. Offensichtlich kamen die Einsatzleiter in ihren Berichten zu konträren Bewertungen der anwesenden Besucher, im Angesicht fehlender Gewalttaten schon fast eine Aufgabe für angehende Fern-Psychologen. Der da könnte auch mal zuhauen, bei dem da sieht es so aus, als ob er zuviel trinkt, den dort habe ich schon mal auf einer Demo gesehen?
Wie undifferenziert und willkürlich diese Einschätzungen auch auf Gästefans bezogen ausfallen, beweist die Einschätzung der polizeilichen Einsatzleitung beim Relegationshinspiel der Rot-Weißen gegen die Sportfreunde Lotte. Dort sollen sich 1.000 Fans der “Kategorie B” im Gästeblock aufgehalten haben. Tatsächlich tummelten sich bei dem Aufstiegskrimi jede Menge Ultras und Hooligans diverser Ostclubs im Gäste-Sektor. Letztgenannte zählen aber zur “Kategorie C” und hätten in dieser Titulierung im Einsatzbericht auftauchen müssen.
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“Die Zählungen gehen auf Beobachtungen und Vorfälle zurück und sind ähnlich vorsichtig zu genießen wie etwa die Zahlen des Verfassungsschutzes zu politisch motivierter Kriminalität”, findet Grünen-Politiker Jürgen Kasek. “Klar ist, dass früher oder später auch bei RB gewalt geneigte Personen auftauchen werden, schon allein aufgrund Bindungs- und Ausstrahlungswirkung durch die höhere Spielklasse.”
Dem Leipziger Juristen ist nicht entgangen, dass die Rot-Weißen bisher “sehr restritikv” gegen jeden Versuch vorgegangen seien, das Image des Eventvereins zu beschädigen. “Das zu Recht”, betont Kasek. Auf der anderen Seite stelle die Polizei im Vorfeld von Veranstaltungen Gefahrenprognosen auf um die Einsatztaktik und Mannschaftsstärke zu legitimieren. “Da werden dann auch mal im Ernstfall die Zahlen nach oben korrigiert”, glaubt der Rechtsanwalt. “Was auch hier fehlt ist eine unabhängige Polizeikontrollkommission.”
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