Aus einer Statistik des sächsischen Innenministeriums geht hervor, dass zwischen Januar 2013 und 16. März 2014 bei 225 Fußball-Einsätzen 37.119 Einsatzkräfte von Nöten waren, um für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. 80 von 225 Einsätzen fanden bei Spielen von Leipziger Teams statt. Was den Bedarf an Einsatzkräften angeht, ist RB Leipzig diesen Zahlen nach einsamer Spitzenreiter. Lok Leipzig hingegen verfügt über die gewaltbereiteste Fanszene.
RB Leipzig, 1. FC Lok, BSG Chemie. Die drei großen Leipziger Clubs ziehen regelmäßig Problemfans an. Die größten Polizeieinsätze fanden im Kontext mit RB-Spielen statt. Im Schnitt rücken zu Spielen des Drittligisten 238 Beamte an. Bei Lok-Spielen sind es durchschnittlich “nur” 135, bei Chemie-Spielen 73 Beamte.
Aus der Statistik, die Innenminister Markus Ulbig (CDU) Ende März dem Landtag vorgelegt hat, lässt sich herauslesen, dass die Rasenballer dabei so gut wie keine gewaltbereiten Zuschauer in ihren Reihen haben. Die Zahl der Beamten dient mehrheitlich der Absicherung der Zuschauermengen.
Dennoch, alle drei maßgeblichen Leipziger Clubs ziehen regelmäßig Fans, aber auch “Fans” an. Seien es eigene oder die der Gegnermannschaften. Die Polizei unterteilt deshalb Fußballfans in drei Gruppen. Zur “Kategorie A” zählen alle friedlichen Zuschauer. In die “Kategorie B” fallen gewaltbereite Anhänger, die vordergründig aber wegen des Fußballs ins Stadion gehen. Die “Kategorie C” umfasst schließlich die gewaltsuchenden Fans, für die das Spiel so gut wie nebensächlich ist.
Die Einsatzkonzepte der Beamten orientieren sich dabei anhand einer individuellen Gefahrenprognose, die vor jedem Spieltag erstellt wird. Dabei spielen folgende Fragen eine Rolle: Wie stark ist die Rivalität der beiden Fanlager untereinander? Wie verhielten sich die Fanszenen beim letzten Aufeinandertreffen? Werden bestehende Konflikte durch die sportliche Situation verstärkt? Wie viele gewaltbereite und gewaltsuchende Fans werden anreisen?
Die Statistik listet auf, wie viele Fans der Kategorien B und C die 225 Spiele jeweils besucht haben. Aus den Zahlen geht allerdings nicht direkt hervor, welchen Vereinen sich die potenziellen Störenfriede zugehörig fühlten.
Das RB Leipzig aus lokaler Perspektive die Statistik anführt, hat einen pragmatischen Grund. Die Rasenballer spielen im größten Stadion der Stadt.
Zum Abschiedsspiel von Michael Ballack erwarteten die Einsatzkräfte keine Gewalttäter. Weil das Zentralstadion bis auf den letzten Platz ausverkauft war, waren am 5. Juni dennoch 217 Beamte bis zu neun Stunden im Dienst. Die Zahlen können als Richtlinie für einen “normalen” Fußball-Einsatz rund ums Zentralstadion dienen, bei dem keine Gewalttäter erwartet werden.
Anders sah die Situation am 23. November 2013 aus. Hansa Rostock war in der Messestadt zu Gast. Die Polizei ging an diesem Tag von 320 Fans der “Kategorie B” und 140 Zuschauern der “Kategorie C” aus. 1.118 Beamten leisteten 8.151 Dienststunden. Innerhalb der vorgelegten Zahlen der absolute Spitzenwert. Hoch war das erwartete Gewaltpotenzial offenbar auch beim Relegationshinspiel der Rot-Weißen gegen die Sportfreunde Lotte.
Neben einigen Fans aus Ostwestfalen hatten sich zu dieser Partie gut 1.000 gewaltbereite Fußball-Liebhaber aus dem Dunstkreis von Ost-Clubs wie Lok Leipzig, Hallescher FC, RW Erfurt und Dynamo Dresden ins Zentralstadion begeben. Die Polizei zeigte mit 297 Einsatzkräften Präsenz. Besonders hoch war das Gewaltpotenzial auch beim Stadtderby am 8. Mai. Die Polizei zählte 340 potenzielle Gewalttäter, unter ihnen 90 Hooligans der “Kategorie C”. 643 Beamte waren nötig, um das Spiel abzusichern.
Zum Vergleich: Bei den Drittliga-Auftritten der Rasenballer gegen Burghausen und Elversberg genügte den Sicherheitskräften eine Hundertschaft, um jeweils rund 30 Problemfans im Zaum zu halten.
Die statischen Zahlen des Innenministeriums zeigen zumindest, dass in Probstheida aus Sicht der Polizei noch immer das größte Gefahrenpotenzial zu schlummern scheint. Selbst bei Spielen gegen unattraktive Gegner wie Plauen, Hertha BSC II und Optik Rathenow zählten die Beamten im Schnitt 60 bis 70 gewaltaffine Zuschauer im Bruno-Plache-Stadion.
Keine Kommentare bisher