Und während Sachsens Umweltminister davor warnt, weiter in den hochwassergefährdeten Auen zu bauen, gehen die entsprechenden Projekte einfach weiter in den nun sichtbar potenziellen Hochwassergebieten an Mulde, Elster und Elbe. Der NABU Sachsen kritisiert unter mehreren anderen Vorhaben die Pläne der sächsischen Landeshauptstadt für Wohnbauten in der Elbaue im Bereich des ehemaligen Neustädter Hafens.

“Vielerorts denken Menschen daran, ihre Heimat am Fluss zu verlassen und fern von Hochwassergefahren neu anzufangen; hier will ein privater Investor für etwa 45 Millionen Euro 350 komfortable Wohnungen mit attraktivem Elbblick bauen lassen! Da ist man fassungslos”, so Joachim Schruth vom NABU Sachsen. “Das Gebiet grenzt an europäische Schutzgebiete, es liegt im ?Überschwemmungsgebiet Elbe? und teilweise in einem Vorranggebiet für Natur und Landschaft. Eine solche Ausweisung von Bereichen der Elbauen als Vorranggebiet Natur und Landschaft soll dem herausragenden ökologischen Wert der Auen Rechnung tragen, die Überschwemmungsgebiete sichern und die für Mitteldeutschland wertvollen Grundwasserressourcen vor Beeinträchtigungen schützen. Eine Wohnnutzung in der Elbaue widerspricht diesen Zielen der Regionalplanung.”

Das sehen die Planer allerdings etwas anders: “Der Elbraum hat durch seine landschaftlichen Qualitäten eine zentrale Bedeutung für die Stadtentwicklung, dabei geht es nicht nur um die Öffnung der Ufer mit begleitenden Fuß- und Radwegen, sondern auch um die Orientierung und Öffnung der Stadtquartiere zum Fluss”, heißt es in den Planungsunterlagen. Seit 2008 – trotz der Erfahrungen mit der “Jahrhundertflut” von 2002 – treibt die Dresdner Stadtverwaltung die Planungen für den Neustädter Hafen voran. Das Frappierende – die Stadt Dresden bebildert das Projekt auch mit Bildern von der Überflutung 2002.Joachim Schruth: “Diese Auffassung erscheint angesichts der unerbittlichen Fluten, die sich vor kurzem den Weg in die Quartiere gebahnt haben, ohne dass diese geöffnet werden mussten, ausgesprochen absurd, ebenso die Meinung der Investoren, man sei auf den Hochwasserfall bestens vorbereitet, da mit den Tiefgaragen der geplanten Gebäude ausreichend Flutungsraum zur Verfügung stehe und die Häuser hoch genug gesetzt würden. Vorläufig bietet das Planungsgebiet noch einen maroden, wenig einladenden Anblick, und was sich nach unserer Ansicht hier anbietet, sind: ein striktes Bauverbot, Rückbau der ungenutzten Gebäudesubstanz, Etablierung von Nutzungen, die den Hochwasserabfluss nicht behindern, etwa Sportplätze. Ebenso eignet sich die Fläche als Entsiegelungsfläche zur Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft.”

Doch offensichtlich sind die Investoren, wie man nach einer Sendung des MDR vom 25. Juni 2013 annehmen muss, taub gegen alle Argumente der Vernunft. Auch der Sprecher des sächsischen Umweltministeriums, Frank Meyer, der sich strikt gegen eine Bebauung aussprach, hatte hier keine Chance.

Die Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz hat angekündigt, das Vorhaben noch einmal genau prüfen zu wollen, und der NABU hofft, dass sich bei der bevorstehenden Entscheidung über die Planungen die Stimmen der Vernunft und Verantwortung durchsetzen werden. Auch erneuert der Verband seine Forderung, ins sächsische Wassergesetz, das sich derzeit noch in der Behandlung durch die Gremien des Sächsischen Landtages befindet, ein generelles Bauverbot für Flussauen aufzunehmen – als eine von vielen Konsequenzen, die nach den zurückliegenden Katastrophen unerlässlich sind.

Die Dresdner Planungen zum Neustädter Hafen: www.dresden.de/de/08/01/stadtplanung/rahmenplaene/03_leipziger_vorstadt.php

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