Angesichts der aktuellen Hochwasserlage in Deutschland und Tschechien warnt Dr. Georg Rast, WWF-Referent für Wasserbau und Hydrologie: "Bisher halten die ertüchtigten Deiche an Elbe und Mulde. Doch genau das könnte etwa für die Elbeanlieger stromab der Saalemündung zu neuen Höchstständen führen. Die Wassermassen können nicht mehr in die Fläche ausweichen."
Nach der letzten Elbeflut hätten Bundesregierung und die Länder zwar ein umfassende Hochwasserschutzprogramm initiiert, doch auch über zehn Jahre nach der Flut habe sich das Risiko kaum verringert. “Kein Deich gewährleistet einen hundertprozentigen Schutz”, erklärt Rast. “Sie verringern die Symptome, bekämpfen aber nicht die Ursache. Die Elbe und ihre Nebenflüsse sind noch immer in ein gefährliches und unnatürliches Korsett gezwängt.”
Auch in Sachsen flossen die aufgewendeten 1,3 Milliarden Euro fast ausschließlich in die Ertüchtigung und den Neubau von Wehranlagen. Natürliche Retensionsflächen wurden fast nirgendwo wieder zurückgewonnen, Deuch-Rückverlegungenm – wie noch 2002 in größerem Ausmaß geplant, sind kaum erfolgt. Auch nicht im Bereich der Mulde, die jetzt wieder von extremem Hochwasser betrofen ist. Wo aber das Wasser nicht in natürliche Überfflutungsgebiete ausweichen kann – zu denen eigentlich auch der Leipziger Auwald gehört – staut es sich im eingedeichten Fluss. Damit steigt der Pegel extrem.
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Seit den großen Hochwassern Anfang der 2000er Jahre habe man überall zuerst Deiche ertüchtigt und erhöht, kritisiert der WWF. Doch es fehle überall die Kompensation in der Fläche, so die Kritik des WWF-Experten. “Es gibt zu wenig Überflutungsflächen. Die Deiche mögen überwiegend halten, doch die Probleme an kritischen Punkten, wie etwa Passau, verschärfen sich dadurch nur”, so Rast. Erschreckend schnell ansteigende Pegel und das wiederholte Brechen von Rekordmarken sind die Folgen.
Ein weiterer Faktor der nach Ansicht des WWF bei Hochwasserschutz und -prävention zu wenig Beachtung fände, sei die Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft und die daraus resultierende Bodenverdichtung. “Der Verdacht, gerade in Ostdeutschland und Tschechien liegt nahe, dass landwirtschaftlich genutzte Böden selbst bei hundertprozentiger Sättigung weniger Wasser aufnehmen können, als in der Vergangenheit”, vermutet Rast. “Es ist ein Unterschied, ob das
Wasser langsam einsickern kann oder aufgrund intensiver Agrarnutzung schnell oberflächlich wegfließt.” Nach wie vor sei auch das Problem der Flächenversiegelung ungelöst. Täglich gingen in Deutschland immernoch gut 100 Hektar durch Bebauung verloren.
Hintergründe auf der Website des WWF
www.wwf.de/themen-projekte/fluesse-seen/hochwasser/hochwasser
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