Es ist ein barockes Juwel, das nach Jahren der Leere wieder erstrahlt: das Herrenhaus in der Wasserturmstraße des ehemaligen Rittergutes Hohnstädt. Angeblich soll hier der Komponist Felix Mendelssohn gespielt haben – auch wenn konkrete Beweise dafür fehlen. Lange Jahre stand der stattliche Barockbau aus dem 18. Jahrhundert leer, nachdem der ehemalige Kindergarten geschlossen wurde. Doch 2022 begann eine umfassende Sanierung, und im Jahr 2025 konnte das Herrenhaus schließlich an die neuen Mieter übergeben werden.
Das zwischenzeitlich im Eigentum der Stadt Grimma befindliche Kulturdenkmal wurde 2022 von der IEV Grundbesitz GmbH erworben und so vor dem endgültigen Verfall gerettet. Seit 2023 lief das Bauantragsverfahren.
Parallel dazu gab es bereits eine Notsicherung mit Hilfe und Finanzierung der Denkmalpflege. Nach der Planung des Leipziger Ingenieurbüros Zangemeister, welches mit der Planung, Statik und Bauleitung beauftragt war, konnte mit der umfassenden Sanierung des historischen Herrenhauses bereits im Januar 2023 begonnen werden.
Nach mehreren Beratungen mit dem Denkmalschutz konnte der zweigeschossige, neunachsige Barockbau mit Mansard-Krüppelwalmdach denkmalgerecht erhalten und grundsaniert werden. Eine Ausrichtung auf großzügige 3-, 4- und 5-Raum-Wohnungen wurde begrüßt, da dies der Nachfrage in Grimma entspricht. Das Gebäude wurde nach neuesten Energiestandards saniert.
Auf Teilen des angrenzenden Flachdaches wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert. Die Beheizung erfolgt mittels Erdwärme über Wand- und Fußbodenheizung, während eine Passivkühlung in den heißen Monaten für angenehme Temperaturen sorgt. Zudem wurden historische Stuckdecken, Kreuzdecken, Parkettböden und Kamine restauriert, die dem Kulturdenkmal ein besonderes Flair verleihen.
Der Mendelssohnsaal – Ein Herzstück mit Geschichte
Das Herzstück des Hauses ist ein herrschaftlicher Saal, überliefert als „Mendelssohnsaal“. Er erstreckt sich über zwei Etagen. In den 1940er Jahren fanden dort Konzerte statt, das Landkino zeigte Filme, und er diente als Gemeinde-Sitzungssaal sowie als Heimatstube des Göschenhauses. Ab 1963 wurde er als Schulsportraum genutzt, später als Kindergarten-Schlafsaal.
Heute wurde der über 100 Quadratmeter große Mendelssohnsaal in seinen Grundzügen erhalten und als Wohn- und Küchenbereich umgestaltet. Allerdings ist diese Mieteinheit noch unvermietet. Da der Saal so viel Geschichte birgt, sollte er der Öffentlichkeit als soziokulturelles Zentrum mit einer sinnvollen Tagesnutzung erhalten bleiben.
Neben Stellplätzen für Autos mit E-Mobilität entstehen Fahrradgaragen und eine parkähnliche Anlage. Zudem befinden sich drei Reihenhäuser im Bau. Das angrenzende ehemalige städtische Gartendenkmal, das sich bis zur Schillerstraße erstreckt, wurde bereits erworben und wird zur öffentlichen Nutzung neugestaltet.
Der Investor konnte kürzlich das Mehrfamilienhaus an sieben Eigentümer übergeben. In der letzten Januarwoche erfolgte die Schlüsselübergabe an die ersten fünf Mietparteien.
Historische Bedeutung und Herausforderungen der Sanierung
Der Saal soll nach Felix Mendelssohn Bartholdy benannt worden sein, da es angeblich Hinweise darauf gibt, dass er in den 1840er Jahren im Rittergut am Flügel saß – auch wenn es keine eindeutigen Belege dafür gibt. Dennoch hat sich dieser Name über Generationen hinweg gehalten.
Die Hohnstädter Ortschronisten untersuchten gemeinsam mit ehemaligen Bewohnern und Zeitzeugen die Geschichte des Hauses. Bauingenieur Bernd Zangemeister berichtete in dieser Runde über besondere Herausforderungen bei der Sanierung, darunter der Befall von echtem Hausschwamm, aufwendige Stuckateurarbeiten sowie innovative Maßnahmen wie eine Wandstrahlungsheizung zur Trockenhaltung der Grundmauern und ein Kühlwasserkreislauf zur Klimatisierung des Dachgeschosses.
Laut Dr. Petra Eisermann war das Herrenhaus seit dem 17. Jahrhundert im Besitz der Familie von Döring und ging ab 1832 in den Besitz der Familie Platzmann über.
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