Tausende Einsprรผche gegen den geplante Ausbau des Frachtflughafens Leipzig gab es. Immer wieder wurden die massiven Verstรถรe gegen Klima-, Lรคrm- und Naturschutz moniert. Aber das alles spielte dann bei der Genehmigung des Flughafenausbaus durch die Landesdirektion keine Rolle mehr. Weshalb sich die Landesverbรคnde Sachsen und Sachsen-Anhalt des Bundes fรผr Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) entschlossen, Klage einzureichen.
Gemeinsam mit einigen Bรผrgerinnen und Bรผrgern haben sie am Montag, 10. Februar, die fรถrmliche Klagebegrรผndung gegen den geplanten Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle eingereicht. Die รผber 400 Seiten umfassende Klageschrift wurde dem Oberverwaltungsgericht in Bautzen รผbermittelt, das nun klรคren muss, ob der Ausbau mit geltendem Recht, insbesondere hinsichtlich Klima-, Natur- und Umweltschutz vereinbar ist.
โDer Ausbau der Frachtflug-Infrastruktur stellt eine massive Bedrohung fรผr das Klima, die Umwelt sowie die Gesundheit und die Lebensqualitรคt der Menschen in der Region darโ, erklรคrt Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen. โWir sehen erhebliche Verstรถรe gegen die Umwelt- und Klimaschutzgesetze sowie die Grundrechte der betroffenen Bรผrger/-innen.โ
Der Flughafen Leipzig-Halle ist bereits heute einer der grรถรten Frachtflughรคfen in Europa. Die geplante Kapazitรคtserweiterung wรผrde erhebliche Auswirkungen auf Klima, Umwelt sowie die Gesundheit und die Lebensqualitรคt der Menschen in der Region haben. Der BUND Sachsen und Sachsen-Anhalt setzen sich seit Jahren fรผr eine lebenswerte und post-fossile Zukunft ein.
Besonders die extrem hohen zusรคtzlichen THG-Emissionen kรถnnen nach Einschรคtzung der Verbรคnde die Klimaziele der Bundesrepublik gefรคhrden. Die Entscheidung der Behรถrde verstรถรt nach Ansicht der Verbรคnde damit gegen zwingendes Recht und ist zudem in vielen Punkten abwรคgungsfehlerhaft, da sie das tatsรคchliche Ausmaร der Umweltfolgen nicht richtig erfasst oder unzureichend berรผcksichtigt hat.
Felix Ekardt betont: โEs ist unverantwortlich, die Umwelt- und Klimabelastungen dieses Projekts so gering zu gewichten, obwohl die Auswirkungen auf Mensch und Natur derart gravierend sind.โ
Ungeachtet der konkreten Klage gegen den Ausbau des Frachtflughafens in Leipzig-Halle rufen die Umweltorganisation und die รถrtlichen Bรผrgerinitiativen die Politik auf, sich fรผr eine nachhaltige Verkehrswende einzusetzen und den Ausbau klima- und gesundheitsschรคdlicher Infrastrukturen zu stoppen.
Die zentralen Klagegrรผnde
Die durch die Kanzlei Baumann Rechtsanwรคlte PartGmbB (Wรผrzburg/Leipzig) vertretene Klage bezieht sich insbesondere auf die nachfolgenden Punkte:
1. Emissionen und Klimaschutz: Der Ausbau des Flughafens wird zu einem massiven Anstieg der Emissionen im ohnehin klimaschรคdlichen Luftfrachtsektor fรผhren. Die Klageschrift zeigt auf, dass die hierzu durchgefรผhrten Prรผfungen unvollstรคndig sind und die tatsรคchlichen Treibhausgasemissionen nicht korrekt ermittelt wurden. Die Behรถrde hat die eigentlichen Klimawirkungen der Flughafenerweiterung letztlich gar nicht berรผcksichtigt, weil sie aus ihrer Betrachtung den Anteil des internationalen Luftverkehrs, der vom Flughafen ausgeht, vollstรคndig auรer Betracht gelassen hat. Diese Treibhausgasemissionen machen aber mehr als 95 % die tatsรคchlichen Emissionen aus. Die klagenden Umweltverbรคnde halten dies fรผr unvereinbar mit den deutschen und internationalen Klimaschutzverpflichtungen sowie den Interessen zukรผnftiger Generationen an einer lebenswerten Umwelt.
2. Gesundheits- und Lรคrmschutz: Die Bevรถlkerung im Umfeld des Flughafens ist bereits erheblichen Belastungen durch Lรคrm und gesundheitsschรคdliche Emissionen (u. a. Ultrafeinstรคube) ausgesetzt. Die Klageschrift arbeitet heraus, dass die Berechnungen zur Lรคrmbelastung teils auf fehlerhaften Annahmen beruhen und die Gesundheitsrisiken durch Nachtfluglรคrm und Schadstoffbelastung nicht angemessen berรผcksichtigt wurden. Zugleich hat die Behรถrde aus Sicht der Verbรคnde das bei Anlegung des Luftfrachtdrehkreuzes gegebene Versprechen, dass eine weite Nachtfluggenehmigung nur durch ein besonders strenges Schutzregime zum passiven Schallschutz in den Wohnhรคusern der Menschen gerechtfertigt werden kann, in ihrer Entscheidung zum Flughafenausbau aufgekรผndigt. Hinzu tritt, dass trotz der Genehmigung der Erweiterung des Flughafens anders als an anderen Flughรคfen besonders laute Flugzeuge nur Nachtzeit weiterhin unbeschrรคnkt fliegen dรผrfen.
3. Naturschutz: Beeintrรคchtigung von Schutzgebieten: Natura-2000-Gebiete, wie der Leipziger Auwald und die Saale-Elster-Aue, werden durch den Ausbau bedroht. Die Klage zeigt auf, dass die durchgefรผhrten Prรผfungen erhebliche methodische und fachliche Mรคngel aufweisen und die Auswirkungen auf geschรผtzte Lebensrรคume und Arten unzureichend bewertet wurden.
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