Seit Anfang August wird am Südwesthang der Zentraldeponie Cröbern gebaut. Die Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (WEV) errichtet hier eine Photovoltaik-Anlage mit 6,9 MW elektrischer Leistung. Dafür werden insgesamt knapp 12.000 Module verbaut, 24.000 Verankerungsstäbe gesetzt und 85 km Kabel verlegt. Der daraus erzeugte Strom von rund 6 Millionen kWh pro Jahr soll vor allem für die Eigenversorgung des Standortes genutzt werden, um eine möglichst autarke Energieversorgung der Abfallbehandlungsanlagen zu sichern.
Das Bauvorhaben wurde Ende August vergangenen Jahres durch die Landesdirektion Sachsen genehmigt und konnte nun nach europaweiter Ausschreibung knapp ein Jahr danach gestartet werden. Dabei hat man in Cröbern nicht erst seit der Energiepreissteigerung 2022 auf regenerative Energien gesetzt. Bereits vor zehn Jahren wurde der erste Strom mit einer PV-Anlage gewonnen. Die Verstromung von Deponiegas in Blockheizkraftwerken ist sogar bereits seit 15 Jahren gängige Praxis im Entsorgungsstandort, teilt der Deponiebetreiber, die Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft mbH (WEV) mit.
Ein besonderer Standort
Der Standort bringt freilich einige besondere Gegebenheiten mit sich, die beim Bau berücksichtigt werden müssen.
Das PV-Montagesystem könne flexibel auf mögliche Deponiesetzungen reagieren, betont die WEV. Um die Oberflächenabdichtung der Deponie zu schützen, wird die Anlage mit Erdnägeln in angepasster Länge gesichert. Diese Oberflächenabdichtung ist jedoch noch temporär – erst nach Verfüllung der Deponie wird die Endabdichtung aufgetragen. Um diese Arbeiten dann vornehmen zu können, kann die PV-Anlage leicht demontiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.
Auf Grundlage eines entsprechenden Blendgutachtens erhalten die Solarmodule eine Anti-Reflex-Beschichtung. Des Weiteren erfolgt der Bau nach umwelt- und naturschutzrechtlichen Vorgaben.
Gemeinsam mit der Ökostation Borna soll nach Aufbau der Anlage beobachtet werden, wie Pflanzen und Tiere den neuen Lebensraum für sich nutzen werden und wie sich die Biodiversität unter den Modulen entwickeln wird.
Eine generationenübergreifende Aufgabe
Eine Deponie ist eine generationsübergreifende Aufgabe, betont die WEV. Die Abfallentsorgung gehört zur öffentlichen Daseinsvorsorge und muss lange Zeit gesichert sein. Mit der sechs Hektar großen Anlage werde es nun noch umfassender gelingen, die Anlagen zur Abfallbehandlung mit selbsterzeugtem Strom zu versorgen. Diese Unabhängigkeit von fremdbezogener Energie trage langfristig zur Entsorgungssicherheit für die Stadt Leipzig und den Landkreis Leipzig bei und stabilisiere die Gebühren für die Bürgerinnen und Bürger.
„Die Investition von ca. vier Millionen Euro ermöglicht es uns zukünftig, die Strompreisschwankungen entspannt zu betrachten“, sagt der Geschäftsführer der WEV, Bernd Beyer. „Mit 90 Prozent Eigenenergie zu konstant niedrigen Kosten erzielen wir einen großen Fortschritt.“
Die Potenziale des Entsorgungsstandortes Cröbern sind dabei noch nicht voll ausgeschöpft. So ist in Zukunft noch ein Gasspeicher geplant, der es erlaubt, das Deponiegas ausschließlich in der Nacht zu verstromen, während tagsüber der Strom der PV-Anlage genutzt werden kann. Ergänzt wird das dann noch mit einem neuen Batteriespeicher (voraussichtlich zwischen 2 und 4 MWh), um die produzierte Solarenergie länger zwischenspeichern zu können.
Der Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW) denkt hinsichtlich erneuerbarer Energien über den Standort Cröbern hinaus.
„Im Verbandsgebiet des ZAW befinden sich einige bereits geschlossene Deponien. Diese stellen potentiell weitere Flächen für PV-Anlagen dar“, blickt André Albrecht, Geschäftsleiter des ZAW, in die Zukunft. „Wir wollen prüfen, ob und inwiefern diese Deponien für Photovoltaik geeignet sein können.“
Das betrifft auch die ehemalige Deponie Seehausen, die zum „Energieberg“ werden soll. Hier gab es ausgiebige Diskussionen im Leipziger Stadtrat über die Frage, wie der inzwischen gewachsene Wald auf der Deponie bewahrt werden kann und die Photovoltaik-Anlage mit dem Artenschutz auf dem Deponieberg vereinbar ist.
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