An den einstigen Tagebau Merseburg-Ost erinnert sich heute kaum noch jemand. Hier wurde der Braunkohleabbau 1991 beendet. An seiner Stelle entstanden der Wallendorfer und der Raßnitzer See. Bis heute freilich war die LMBV hier tätig, um die Sicherheit der neu entstandenen Seen zu gewährleisten. Nun naht das Ende der Bergaufsicht. Die Bauarbeiten am Ableitungsbauwerk Merseburg-Ost im Auftrag der LMBV wurden erfolgreich abgeschlossen.

Am 12. September wurde der neue Ableiter vom Wallendorfer See zur Alten Luppe feierlich in Betrieb genommen. Mit dem Fertigstellen dieses Bauwerkes hat die LMBV den Planfeststellungsbeschluss am ehemaligen Tagebau Merseburg-Ost nahezu vollständig erfüllt und ihre Sanierungstätigkeiten hier weitestgehend abgeschlossen.

Die feierliche Inbetriebnahme

Bernd Sablotny, Sprecher der Geschäftsführung der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV), begrüßte aus diesem Anlass zahlreiche Gäste aus Ministerien und Ämtern, der beteiligten Baufirmen, den Bürgermeister sowie Bürger der Gemeinde Schkopau.

Er erläuterte den Weg vom ehemaligen Braunkohlen-Tagebau Merseburg-Ost, über die erfolgreiche Sanierung und Flutung des Raßnitzer und des Wallendorfer Sees bis zur heutigen Nachnutzung als Bade- und Sportgewässer und schließlich der Fertigstellung fast aller Sanierungsleistungen.

Dr. Steffen Eichner, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, verwies in seinem Grußwort auf die große Bedeutung der Braunkohlesanierung in Sachsen-Anhalt. In den letzten 30 Jahren wurden hier Sanierungsleistungen in Höhe von über 1,5 Milliarden Euro erbracht.

Nachdem der Ableiter geöffnet wurde, sollen Enten die Fließgeschwindigkeit testen. Foto: Christian Kortüm
Nachdem der Ableiter geöffnet wurde, sollen Enten die Fließgeschwindigkeit testen. Foto: Christian Kortüm

Er verdeutlichte die komplexen Zusammenhänge mit dem Bau des Ableiters: Das Wasser im Wallendorfer See ist auf Grund des vormaligen Salzkohletagebaus salzhaltiger als gewöhnlich. Um es in die Luppe – die zum FFH-Gebiet Leipziger Auwald gehört – einleiten zu können, musste eine Mindestwassermenge gewährleistet sein, um das salzhaltige Wasser zu verdünnen. Dafür wiederum musste auch das Wehr Kleinliebenau ertüchtigt werden, bevor die 750 Meter Ableiter gebaut und in Betrieb gehen konnten.

Beendigung der Bergaufsicht für 1.135 Hektar erreicht

Bernd Sablotny nahm die Veranstaltung auch zum Anlass, um die Beendigung der Bergaufsicht für einen Großteil der Fläche des ehemaligen Tagebaus Merseburg-Ost zu verkünden. Erst am 4. September 2024 fand die Abschlussbefahrung mit Vertretern der LMBV, des Landesamtes für Geologie und Bergwesen (LAGB), des Landratsamtes Saalekreis und der Gemeinde Schkopau statt und bestätigte die Erfüllung der bergrechtlichen Verpflichtungen durch die LMBV für die beantragte Fläche von 1.135 Hektar.

Insgesamt umfasst die unter Bergaufsicht stehende Fläche 1.136 Hektar, d.h. mit einem Hektar Fläche sind die noch ausstehenden Restaufgaben verknüpft.

Ulf Desselberger, Vertreter des Abteilungsleiters Bergbau, im Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) betonte, dass mit diesem Schritt eine ungewöhnlich große Fläche aus der Bergaufsicht entlassen werden konnte. Auf Initiative der LMBV wurde ein neues Vorgehen entwickelt, wonach in zwei Phasen für große Flächen die Bergaufsicht beendet werden kann und die ausstehenden Leistungen mit einer kleinen Restfläche verknüpft werden.

Mit der Beendigung der Bergaufsicht müssen künftig Baumaßnahmen in diesem Bereich nicht mehr mit dem LAGB abgestimmt werden, wodurch auch die künftigen Planungen der LMBV vereinfacht wird. Denn es sind noch immer Restarbeiten durch die LMBV zu erledigen, unter anderem die Verwahrung bzw. Sicherung von 520 Filterbrunnen oder der Rückbau einer Pumpstation.

Die Fertigstellung dieser Arbeiten ist Voraussetzung dafür, um auch für die restliche Fläche von einem Hektar die Bergaufsicht zu beenden. Die LMBV wird auch in den kommenden Jahren noch vor Ort tätig sein.

Der einstige Tagebau Merseburg-Ost

Wo sich heute der Wallendorfer und der Raßnitzer See befinden, begann 1971 der Aufschluss des Tagebaus Merseburg-Ost, nachdem die Braunkohlevorräte im Geiseltal erschöpft waren. Von 1973 bis 1991 wurde hier Kohle gefördert. Insgesamt 116 Millionen Tonnen Kohle, 14 Millionen Tonnen Kiessand sowie 1 Million Tonnen Ton wurden gewonnen und dazu 117 Millionen Tonnen Abraum bewegt. Der Tagebau Merseburg-Ost war der einzige Salzkohletagebau der DDR. Aufgrund des hohen Salzgehaltes der Rohbraunkohle wurde diese fast ausschließlich zur Brikettierung verwendet.

Nach der Stilllegung des Tagebaus setzte 1991 die Sanierung ein. Das Restloch bestand aus den Abbaufeldern 1a und 1b, diese waren durch eine Innenkippe getrennt. Um das entstandene Massendefizit aufzufüllen, begann 1998 die Flutung beider Teile mit Wasser aus der Weißen Elster. Sie wurde Ende 2002/Frühjahr 2003 abgeschlossen.

Sowohl Raßnitzer als auch Wallendorfer See besitzen keinen Zulauf und werden allein durch Grund- und Niederschlagswasser gespeist. Die Seen sind miteinander durch einen Überleiter verbunden, sodass überschüssiges Wasser – zum Beispiel nach Starkregen – aus dem Raßnitzer in den Wallendorfer See abfließen kann. Von dort wurde das Wasser bis zum Jahr 2024 über eine Pumpstation am Nordufer abgepumpt und in die Weiße Elster geleitet.

Dank der Errichtung eines Ableiters zwischen Mai 2023 und Mai 2024 konnte die Pumpstation außer Betrieb gehen. Das ca. 750 Meter lange Gewässer übernimmt den Wasserabfluss vom Wallendorfer See über das natürliche Gefälle in die Luppe und gewährleistet dadurch eine weitestgehende Selbstregulierung des planfestgestellten Wasserstands im Wallendorfer See.

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