Der Leipziger Stadtrat hat bei jeder Kostensteigerung brav zugestimmt. Das Geld für den Inklusionscampingplatz am Südufer des Störmthaler Sees, den der Städtische Eigenbetrieb Behindertenhilfe (SEB) bauen will, stammt ja aus der Strukturförderung für den Kohleausstieg. Am Freitag, dem 7. Juni, gab es den Pressetermin auf dem künftigen Campingplatz-Gelände bei Großpösna mit Regionalminister Thomas Schmidt.
Mit der offiziellen Übergabe des Förderbescheids von rund 33 Millionen Euro durch den Sächsischen Staatsminister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt, steht jetzt die Finanzierung für dieses Projekt. Der Städtische Eigenbetrieb Behindertenhilfe der Stadt Leipzig (SEB) und die Gemeinde Großpösna wollen ab 2026 einen Inklusionscampingplatz mit Vorbildcharakter etablieren.
Relativ naturnah soll hier erstmals in der Region ein ganzheitliches und barrierefreies Camping- und Freizeitangebot für alle Menschen entstehen. Gleichzeitig wird es auf dem Campingplatz sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen geben. Damit erhält die Region ein Erholungsareal, welches die doppelte Inklusion garantiert. Die Bauarbeiten sollen noch in diesem Jahr starten.
Ein naturnaher Campingplatz am Seeufer
„Hier im Mitteldeutschen Revier entsteht eine Perle des Tourismus für alle! Und zwar für wirklich alle: Menschen ohne und Menschen mit Behinderung, eben auch für schwerstmehrfachbehinderte Gäste“, sagt der Sächsische Staatsminister für Regionalentwicklung anlässlich der Förderbescheidübergabe und freute sich zugleich über das deutliche Zeichen für die positive Entwicklung ehemaliger Tagebaufolgelandschaften.
Thomas Schmidt: „Ich bin sicher, dass dieser attraktive naturnahe Campingplatz mit seinem vielfältigen Angebot hier direkt am wunderschönen Störmthaler See einen guten Beitrag zur Entwicklung der Region leistet. Mit der Inklusion punktet er gegenüber anderen Freizeitressorts und wird sich daher auch überregional etablieren.“
Ähnlich positiv äußert sich auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung. Mit Blick auf die doppelte Inklusion sagt er: „Was für ein schöner Tag für Leipzig. Liebevoll eingebunden in die Natur und mit einem besonderen Fokus auf die Inklusion aller Menschen setzen wir hier einen weiteren wichtigen Meilenstein für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Die Region wird damit zum Vorreiter in Deutschland. Möglich wird das auch durch die hervorragende Zusammenarbeit mit der Gemeinde Großpösna. Ein großartiges Beispiel dafür, was entstehen kann, wenn alle gleichberechtigt an einem Strang ziehen.“
Daniel Strobel, Bürgermeister der Gemeinde Großpösna, erklärte seinerseits: „Wenn Stadt und Umland Hand in Hand gehen und dabei Verwaltungsgrenzen überwinden, dann gelingt es auch Tourismus und Inklusion in einem tollen Projekt zu vereinen. Genau aus diesem Grund freut es mich, dass wir unter dem Motto ‘Gemeinsam am See’ nun finanzielle Planungssicherheit für den schon bald anstehenden Baustart haben.“
Auch Landrat Henry Graichen freut sich auf den Baubeginn: „Mit dem Inklusionscampingplatz bekommt das Leipziger Neuseenland eine weitere Attraktion, die dringend gebraucht wird. Denn die Nachfrage nach Campingplätzen in unserer Region übersteigt das vorhandene Angebot. Mit dem Städtischen Eigenbetrieb für Behindertenhilfe Leipzig (SEB) hat das Vorhaben zudem einen erfahrenen Partner, der sich seit vielen Jahren erfolgreich für die Inklusion – sowohl im Arbeits- als auch Freizeitbereich – einsetzt.“
Inklusion und erholsamer Urlaub
„Die intensive Arbeit der vergangenen Monate wird heute noch einmal ganz besonders belohnt. Was für eine tolle Anerkennung für das Geleistete“, meint Peter Böhmer, der Betriebsleiter des SEB. „Alle wichtigen Aspekte für erholsamen Tourismus, verbindender Inklusion und natürlich auch wirksamen Naturschutz haben wir in einem einzigartigen Projekt vereint. Die jetzt erfolgte Übergabe des Fördermittelbescheides gibt uns viel Rückenwind bei der weiteren Entwicklung des Standortes.“
Erst jüngst hat der Leipziger Stadtrat bereits dem Bau- und Finanzierungsbeschluss zugestimmt und dem SEB damit grünes Licht für die weitere Fortsetzung des Projekts gegeben. Kurz danach fasste der Gemeinderat Großpösna einstimmig den Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan.
Der Inklusionscampingplatz soll ab 2026 zum Anlaufpunkt für Naherholung sowie regionalen und überregionalen Tourismus werden. Von der Familie mit Kleinkind im Kinderwagen, über Senioren mit Rollator, Rollstuhlfahrer bis hin zu Schwerstmehrfachbehinderten sei alles so konzipiert, dass dem Erholungsbedürfnis aller Besucher Rechnung getragen werde, so die Vorhabenträger.
Angelegt als Dorfstruktur und aufgeteilt in drei Bereiche, entstehe so ausreichend Raum für eine naturnahe Gestaltung bei gleichzeitig funktionierender Infrastruktur für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen bzw. Schwerstmehrfachbehinderte. Neben dem Campingplatz mit Gastronomie werden die barrierefreien Ferienhäuser als Tinyhäuser in die Umgebung integriert. Als dritter und eigenständiger Bereich sind die tierpädagogischen Angebote sowie die Einrichtung der Eingliederungshilfe ins Gesamtensemble eingebettet.
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