Eigentlich ist alles klar: Die Ausweitung des Frachtflugverkehrs steht den rechtsverbindlichen Klimazielen entgegen und verursacht Flächenfraß sowie ein gesundheitsgefährdendes Lebensumfeld der Anwohnenden durch Luftschadstoffe und Lärm. Und dennoch treibt der Flughafen Leipzig/Halle seine Ausbaupläne voran. Jetzt gibt es ein klares „Nein!“ vom BUND Sachsen.
Es sind nicht allein der Anstieg der Flugbewegungen um 9,1 Prozent, der Einsatz größerer und schwerer Maschinen oder die Erhöhung der durchschnittlichen Frachttonnage, welche den BUND den Ausbau des LEJ kritisch beurteilen lassen. Gänzlich unberücksichtigt bleiben die von Dritten (DHL und anderen) im Zuge des Ausbaus geplanten Maßnahmen sowie die Vorhaben außerhalb des Flughafengeländes für Hoch-, Straßen-, Tiefbau und sonstige Bauarbeiten, die unmittelbar mit der Erweiterung des Flughafens verbunden sind.
Für das Erweiterungsvorhaben wurde auch nur der innerdeutsche Flugverkehr berücksichtigt. Gänzlich unbeachtet blieben internationale Flüge und Überflüge über andere Länder sowie internationale Gewässer, fasst der BUND Sachsen seine Kritikpunkte zusammen.
Noch mehr klimaschädliche Emissionen
Stattdessen weise die Flughafen Leipzig/Halle GmbH eine besondere Verantwortung für entstehende Treibhausgasemissionen von sich, indem sie sich hinter einem vermeintlichen Ausweichverhalten der Airlines und Frachtunternehmen verstecke. Der Flughafen Leipzig/Halle würde bei einem Nicht-Ausbau lediglich umflogen – die Emissionen fielen dann woanders an.
Die Gefahr, dass Leipzig/Halle bei einem Nicht-Ausbau umflogen werde, bestehe zwar tatsächlich, gesteht der BUND Sachsen zu, weshalb Klimaschutz auch primär transnational ansetzen müsse. Doch verkenne der Planungsträger, dass jede Ausweitung des internationalen Luftverkehrs mit den für diese Ausweitungen notwendigen und zu schaffenden Infrastrukturen an Fluggeräten und bodenseitigen Infrastrukturen korrespondiert.
Und das bedeutet nun einmal, dass die CO₂-Emissionen dem Start-Flughafen zugerechnet werden müssen: Das Kerosin tanken die Flugzeuge am Flughafen Leipzig/Halle und verbrennen es dann auf ihrem Flug zum nächsten Ziel. Wem wird die dabei entstehende CO₂-Belastung dann zugerechnet? Den überflogenen Landschaften? Nein: Sie gehört in die Bilanz des Flughafens Leipzig/Halle. 2022 wurden am Flughafen Leipzig/Halle insgesamt 691.682 Tonnen Kerosin getankt, davon allein 632.714 Tonnen für den Frachtflugverkehr, wie die Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“ in ihrer Kritik zum Flughafenausbau anmerkt.
„Die globale CO₂-Belastung lag damit in 2018 bei reichlich 1,8 Mio. Tonnen CO₂ und wird nach den im PFV prognostizierten Flugbewegungszahlen auf 3,3 Mio. Tonnen CO₂ im Jahr 2032 steigen.“ Wenn der Flughafen nämlich seinen Ausbau vorantreibt.
Die getankte Kerosinmenge von 2022 entspricht ĂĽbrigens schon 2,2 Millionen Tonnen COâ‚‚.
Gesundheitliche Schädigungen rings um den Flughafen
Auch für die Anwohnenden vor Ort hat die Ausweitung des Flugfrachtverkehrs negative Konsequenzen. Dem BUND Landesverband Sachsen und insbesondere den beiden BUND Regionalgruppen in Leipzig und Delitzsch seien eine Vielzahl von Fluglärmbeschwerden bekannt. Die Anwohner werden schon durch den bereits bestehenden Betriebsmodus erheblich gestört und in ihrer Nachtruhe eingeschränkt.
Ebenfalls bedenklich sei der Ausstoß von ultrafeinen Partikeln (UFP) durch Flugzeugtriebwerke. Diese Partikel seien auch weit außerhalb des unmittelbaren Einzugsbereiches des jeweiligen Flughafens bodennah nachweisbar. Es ist mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass UFP, die sich im Körper anreichern, gesundheitliche Beeinträchtigungen und schwere Krankheitsbilder nach sich ziehen können, so der BUND Sachsen.
„Es sind nicht nur die Umweltbelastungen, die uns Sorgen bereiten, sondern auch die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohl der Gemeinschaft“, sagt Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen. „Die international rechtsverbindliche 1,5-Grad-Grenze für die globale Erwärmung aus dem Pariser Klima-Abkommen ist mit solchen Ausbaumaßnahmen nicht mehr einzuhalten.“
In Zeiten einer drohenden Klimakatastrophe und bedenklicher Wasserknappheiten kommt der BUND zu dem Schluss, dass die geplante Ausbaumaßnahme wesentlich zur Erhöhung dieser Gefährdungspotentiale beitragen würde und nicht zu verantworten ist.
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