Wenn die Leipziger Verwaltung den Stadtrat und die Leipziger Öffentlichkeit ausschalten will bei Planungprozessen, dann gibt sie diese einfach in einen der irrlichternden Verbände, die vor Jahren gegründet wurden, um interkommunale Aufgaben zu regeln – mal in das Kommunale Forum Südraum Leipzig, mal in den Zweckverband Neue Harth. So wie am Zwenkauer See, wo Bebauungspläne jetzt richtig für Ärger sorgen.

Da wird nicht öffentlich berichtet. Die Bebauungspläne werden zwar ausgelegt, aber die Medien werden nicht informiert. Im Februar waren die Bebauungpläne zum Nordufer des Zwenkauer Sees, das großenteils der Stadt Leipzig gehört, auch im Neuen Rathaus ausgelegt.

„Der Bebauungsplan soll die planungsrechtliche Grundlage bilden, um in dem ehemaligen Tagebaugebiet am Nordufer des Zwenkauer Sees Anlagen für den Segelsport, einen zentralen Parkplatz, zwei Feriendörfer und einen Campingplatz inklusive erforderlicher Nebenanlagen zu errichten“, kündigte der Zweckverband Neue Harth schon einmal an, was man hier alles zubauen möchte. Alles Bauteile, die aus dem 2015 vom Zweckverband Neue Harth beschlossenen Masterplan stammen, aus einer Zeit, in der die Aktiven im Neuseenland noch glaubten, ein Kanal zwischen Zwenkauer See und Cospudener See würde für 10 Millionen Euro zu haben sein.

Die SPD-Fraktion funkt dazwischen

Dass die Sache wieder vollkommen am Stadtrat vorbeizulaufen schien, rief dann im Februar die SPD-Fraktion auf den Plan, die in der Ratsversammlung dann extra einen Antrag stellte: „Der Oberbürgermeister wird gebeten, vor Beschlussfassung des Bebauungsplans ‘Neue Harth-Süd’ den B-Plan den Gremien des Stadtrates, insbesondere den Fachausschüssen Stadtentwicklung und Bau, Sport sowie Umwelt/Klima/Ordnung, zur Anhörung und Diskussion zur Kenntnis zu geben.

Der Bebauungsplan wird in den Fachausschüssen ausführlich vorgestellt und diskutiert, mit dem Ziel, die Stadträte zu informieren, mitzunehmen, um im Idealfall mit einer einvernehmlichen Lösung für Verwaltung und Rat in die Debatte im ZV Neue Harth zu gehen.“

Der SPD-Antrag „Einbindung des Leipziger Stadtrates zu Entscheidungen zu Flächen auf der Gemarkung Leipzig im Rahmen der B-Planungen des Gebietes im Zweckverband Neue Harth“

Denn das, was da 2015 im Masterplan aufgemalt war, waren die Träume einer „wassertouristischen“ Erschließung der Seenlandschaft, die so gut wie keine Rücksicht nahmen auf den Schutz der Artenvielfalt und auch nicht auf die schwindende Verfügbarkeit von Wasser.

Die SPD-Fraktion hatte deutlich aufgelistet, was ihr in den Planunterlagen alles fehlte oder nicht nachvollziehbar war:

– Waldmehrung, Bäume, Klimaschutz,
– Anbindung Medien und Verkehr,
– Einbindung in das Konzept Radtourismus in Sachsen,
– Geplante Vorhaben vs. wechselnder Gewässerhöhe für Hochwasserschutz,
– Freihalten der Uferbereiche und Zugänglichkeit eines kompletten Rundweges,
– verkehrsarme Erschließung,
– ökologische Entsorgung,
– Vorteile für Leipzig und Möglichkeiten für Grünausgleiche

Am 8. Februar wurde dieser Antrag von der Ratsversammlung beschlossen.

Aber damit sind die Befürchtungen nicht aus der Welt, dass am Zwenkauer See nun doch wieder passiert, was schon an anderen Seen für massive Konflikte und vor allem den massiven Verlust wertvoller Lebensräume gesorgt hat. Von einem Primat der naturnahen Erholung, wie es die meisten Bewohner des Neuseenlands wünschen, ist immer weniger zu merken.

Die Neue Harth muss unberührt bleiben!

Die Pläne der Städte Leipzig und Zwenkau für das Nordufer des Zwenkauer Sees, im Gebiet der Neuen Harth, eine Feriendorf- und Campinganlage zu errichten, rufen jetzt auch den Ökolöwen auf den Plan.

Auf einer Fläche von 37,8 ha sollen mitten im Leipziger Neuseenland zwei Feriendörfer, ein Campingplatz und Aktivhäuser samt Infrastruktur entstehen. Boden soll versiegelt, Bäume und Sträucher gerodet werden, zählt der Umweltverband die problematischen Schwerpunkte im B-Plan auf.

Der Umweltverein Ökolöwe lehnt das Bauvorhaben entschieden ab .

„Die Neue Harth muss unberührt bleiben! Ein weiterer Touri-Hotspot mit Parkflächen, Straßen, Wegen und Stegen zerstört die lokale Flora und Fauna. Es kann nicht sein, dass jetzt jeder See ein Event-See sein will“, kritisiert Ökolöwen-Sprecher Marcel Otte.

Der schmale Korridor zwischen Zwenkauer See und Cospudener See ist bereits jetzt durch die A 38 und den Freizeitpark Belantis als Grünverbund und Wanderkorridor teilweise unterbrochen. Dabei bieten Bergbaufolgelandschaften wie die Neue Harth gefährdeten Tieren und Pflanzen hervorragende Bedingungen, betont der Ökolöwe: Die abwechslungsreiche Struktur aus Wasserflächen, Baumbeständen, Strauchgruppen, Staudenfluren und offenen Rohböden ist eine außerordentliche Lebensraumgrundlage für seltene Vogelarten wie Sperbergrasmücke und Steinschmätzer.

Der Ökolöwe fordert deshalb, die Habitate am Nordufer des Zwenkauer Sees als Teil eines Biotopverbundes weiterzuentwickeln. Um das Gebiet auch in Zukunft vor Bebauung zu schützen, setzt sich der Umweltverein für die Ausweitung des Landschaftsschutzgebietes „Leipziger Auwald“ bis zum Zwenkauer See ein.

„Das Leipziger Umland muss grüner werden!“, so Otte. „Zum Schutz des Stadtklimas und der Biodiversität ist es höchste Zeit, die Etablierung eines Waldgürtels um Leipzig entschlossen anzugehen.“

Der Waldgürtel ist eine Forderung des Ökolöwen-Appells „Mehr Grün für Leipzig“. Unter mehrgruen.oekoloewe.de/mehr-wald-um-leipzig kann jede Leipzigerin und jeder Leipziger den Appell unterzeichnen.

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Es gibt 3 Kommentare

Da soll nun asselbe passieren,w s das SEB der Stadt Leipzig am Störmthaler See (östlich Grunaer Bucht) bauen wird: Campingplatz, überregionales Trsandba, Wassersportzentrum der Uni Leipzig). Auch hier werden mit ca 300 PArtkplätzen, Straße und Buswendeschleife in bisher nur vom Uferrundweg durchlaufenen Natur alles platt gemacht,w as NAtur OHNE MENSCH sich erobert hat. Es wurden 123 geschützte Arten (Vögel, Fledermäuse, Reptilien, Pflanzen) kartiert = nachgewiesen), die einfach so devastiert werden dürfen, da man ja “AUSGLEICHSFLÄCHEN” nachweist. – – – was ist Ausgleich ? Ist da bisher nix ? Und das Argument es handele sich ja um “minderwertige LAndschaftsabschnitte” wie MAgerflächen, Buschwerk etc ist an Ignoranz gegenüber der Natur nicht mehr zu überbieten. Eins ist sicher: Der Mensch wird es schaffen die Grundlagen seiner selbst zu zerstören – er hat es nur noch nicht begriffen und stellt Spaß und Erlebnis über alles. Meine Enkelin dankt und ist zu bedauern.

Natur wird hier ja keine vernichtet. Es wird höchstens die Entstehung neuer Natur verhindert.
Wenn ich mich an die lustigen Pläne erinnere, dass eine Seilbahn vom Zwenkauer Hafen dort hinüber führen sollte. Und die schiffbare Verbindung zum Cossi.
Ich habe die Tagebaue auch immer als großen Spielplatz für Träumereien wahrgenommen, abgesehen von der notwendigen Stabilisierung und Wartung für die Flutung.
Hoffen wir mal, dass diese schöne Einsamkeit für Kitesurfer und Großhundehalter erhalten bleibt und nicht ein weiteres klein Rimini ensteht.

Ich frage mich immer, wenn ich von Ausgleichspflanzungen bei Projekten innerhalb oder an der Peripherie von Leipzig lese, wo diese noch stattfinden sollen, damit tatsächlich etwas lokal ausgeglichen werden kann.
Wenn nun auch noch an der Peripherie solche wirklich unsinnigen – ausschließlich touristisch geprägten und dadurch die Lebensqualität im Raum Leipzig mindernden – Projekte die Natur vernichten sollen, dann werden solche Maßnahmen doch ad absurdum geführt.

Hat denn der Zweckverband den B-Plan erstellt und kann diesen beschließen? Oder soll das der Stadtrat “blanko” tun?

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