Die Landestalsperrenverwaltung (LTV) hat am Montag, dem 15. Mai, die erste Teilmaßnahme zur Renaturierung der Pleiße östlich der Stadt Böhlen im Landkreis Leipzig im Beisein von Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) abgeschlossen. Zum ersten Mal wurde in der Region Leipzig ein Renaturierungsprojekt an einem künstlich verlegten Fluss in einer Bergbaufolgelandschaft umgesetzt. Aus der kanalisierten Pleiße wird wieder Fluss.

Angelegt wurden sogenannte Ufertaschen für eine natürliche Uferentwicklung, standortgerechte Gehölze wurden gepflanzt und sogenannte Raubäume eingebracht. Dadurch wird die Pleiße gewässerökologisch aufgewertet und es können sich wieder wertvolle Habitatstrukturen bilden. Die Arbeiten wurden durch die Flussmeisterei Borna erbracht und kosteten rund 20.000 Euro.

Raubäume sind Bäume an Fließgewässern und Seen, die mit Absicht so gefällt oder eingebracht werden, dass sie als gesichertes Totholz in dem Gewässer liegen. Sie dienen dort vor allem Jungfischen und leisten einen Beitrag zur Belebung bzw. Renaturierung des Gewässers.

Pläne für die komplette Pleiße

Und bei diesen 350 Metern soll es nicht bleiben: Die für den Kohleabbau ab den 1950er Jahren verlegte und kanalisierte Pleiße soll zwischen Böhlen und Markkleeberg zu einer naturnahen Flusslandschaft umgestaltet werden. Auf einer Länge von 10 Kilometern ist hierzu eine gewässerökologische Aufwertung des Flusses vorgesehen.

Das betrifft auch den Abschnitt, in dem im Rahmen des umstrittenen Wassertouristischen Nutzungskonzepts (WTNK) in der Pleiße mit erheblichem Aufwand „Störstellen“ beseitigt werden. Ein Projekt, das der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie komplett zuwider läuft.

Kanalisierte Pleiße bei Markkleeberg. Foto: Tilly Domian
Die kanalisierte Pleiße bei Markkleeberg. Foto: Tilly Domian

Bis 2026 sollen in einer ersten Tranche rund 5,7 Millionen Euro aus der Strukturförderung des Investitionsgesetzes Kohleregionen (InvKG) bereitgestellt werden.

Eine Mammutaufgabe

„Hier an der Pleiße und an vielen anderen Orten in Sachsen stellen wir wieder her, was durch Bergbau, Industrialisierung und einen einseitig ausgerichteten Hochwasserschutz verloren gegangen ist: naturnahe Flüsse mit Lebensraum für viele Arten“, betonte zu dieser Gelegenheit Sachsens Umweltminister Wolfram Günther.

„Diese Renaturierung ist eine Mammutaufgabe, aber eine notwendige. Denn wir brauchen ökologisch intakte und artenreiche Gewässer und Uferräume. Sie bieten Lebensräume für Pflanzen, Fische, Insekten und andere Tiere in und am Wasser.“

Raubäume sollen den Artenreichtum in der Pleiße stärken. Foto: Freistaat Sachsen, SMEKUL / Robert Schimke
Raubäume sollen den Artenreichtum in der Pleiße stärken. Foto: Freistaat Sachsen, SMEKUL / Robert Schimke

Intakte Gewässer bedeuteten aber auch Verbesserungen für die Menschen vor Ort, für die Naherholung, betont Günther. „Und sie sind angewandter ökologischer Hochwasserschutz. Denn naturnahe Flüsse geben dem Wasser mehr Raum. Und die Landschaft kann bei Starkregen Wasser aufnehmen und für Dürrezeiten speichern. Mit der Renaturierung hier an der Pleiße und anderen Flüssen geben wir auch eine Antwort auf die Klimakrise.“

Lebensräume sollen geschützt werden

Im November 2022 begannen auf diesem ersten Pleiße-Flussabschnitt von rund 350 Metern erste Arbeiten zur Renaturierung und eigendynamischen, naturnahen Gewässerentwicklung.

Das Projekt nahe Böhlen dient auch der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Die Wasserrahmenrichtlinie gibt seit dem Jahr 2000 vor, dass die europäischen Gewässer in einen guten ökologischen und chemischen Zustand zu versetzen sind. Das bedeutet unter anderem, dass neben der Wasserqualität auch die ökologische Struktur der Flüsse verbessert werden soll, um Lebensräume für Tiere und Pflanzen wiederherzustellen.

Dazu erstellt die LTV derzeit auch für die Pleiße im Leipziger Südraum ein Gewässerentwicklungskonzept, das die Gesamtmaßnahme zur multifunktionalen Gewässerentwicklung fachlich untersetzen soll.

Die Maßnahme wurde mit der Stadt Böhlen, der unteren Wasserbehörde des Landkreises Leipzig und der unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Es erfolgte eine ökologische Baubegleitung zum Schutz von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Die Renaturierung wird aus dem Sondervermögen „Strukturentwicklungsfonds sächsische Braunkohleregionen“ des Bundes finanziert.

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