Seit Tagen schlagen Umweltverbände Alarm gegen das Vorhaben des Freistaats Sachsen, unbegrenzt Motorboote auf dem Cospudener See zuzulassen. Der „Cossi“ ist ein wichtiger Naherholungsort für die Leipziger und auch die Markkleeberger Bürgerinnen und Bürger. Und seit 2014 wissen es eigentlich auch alle Verantwortlichen, dass die Leipziger keine Motorboote auf dem Cospudener See haben wollen.

2014 gab es nämlich eine umfassende Befragung der Bewohner des Neuseenlandes, welche Entwicklung sie sich für „ihre“ Seen tatsächlich wünschen. Das, was die Umfrage als „intensiven Tourismus“ bezeichnete und was die Akteure in der Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland den Bewohner der Region so gern als „Wassertourismus“ verkaufen, ist jedoch in erster Linie eine große Kampagne für Motorboote und ihre Besitzer.

Aber diesen „intensiven Tourismus“ konnten sich 2014 gerade einmal 15 Prozent der Befragten auf dem Cospudener See vorstellen. 59 Prozent votierten für einen sanften Tourismus, 21 Prozent gar für eine naturnahe Entwicklung und 1 Prozent für einen naturbelassenen See.

Teile des Cospudener Sees sind für Boote gesperrt und konnten sich tatsächlich naturnah entwickeln. Ansonsten dominiert der sanfte „Tourismus“, der in Wirklichkeit Naherholung ist für die Bewohner der Region.

Petition mit über 5.000 Unterschriften

Doch genau das will die Landesdirektion Sachsen aushebeln, mit ihrem neu gestarteten Versuch, den See als „fertig“ zu deklarieren und die Schiffbarkeit festzustellen. Was dann den beiden Anliegerkommunen Leipzig und Markkleeberg die Instrumente aus der Hand nimmt, die Motorbootnutzung auf dem See zu regulieren.

Die in der vergangenen Woche gestartete Petition des Ökolöwen gegen dieses Vorhaben hat inzwischen über 5.000 Unterschriften gesammelt.

Und nach den Grünen-Fraktionen aus Leipzig und Markkleeberg bezieht jetzt auch die Leipziger Linksfraktion eindeutig Position zu diesem Vorhaben.

Wo fällt eigentlich die Entscheidung?

Denn die Auslastung des Gewässers ist ohnehin hoch. Die Nutzung von Motorbooten ohne Begrenzung würde dies nicht nur verstärken, sondern zu zusätzlicher Schadstoff- und Lärmbelastung führen.

„Obwohl der Cospudener See einer der Lieblingsseen der Leipzigerinnen und Leipziger ist, wird seine Zukunft nicht in Leipzig, sondern in Dresden entschieden. Der Einfluss des Oberbürgermeisters und des Stadtrates als gewählte und demokratische Interessenvertretung ist gering. Der Cossi liegt mit etwa der Hälfte seiner Fläche im Landschaftsschutzgebiet Auwald. Niemandem sollte erlaubt sein, hier nach Lust und Laune mit durch Verbrennungsmotoren angetriebenen Fahrzeugen herumzuschippern. Die wertvolle Landschaft des noch jungen Tagebausees muss geschützt werden“, betont Michael Neuhaus, Sprecher für Umwelt der Fraktion Die Linke im Leipziger Stadtrat.

Nur: Wer entscheidet das in Dresden überhaupt? Wieder das Wirtschaftsministerium, das sich seit Jahren zahnlos gezeigt hat, wenn es darum ging, die Zerstörung wichtiger Biotope im Bereich des Bergrechts zu verhindern? Oder doch das Umweltministerium, wie Michael Neuhaus vermutet?

Für die Linksfraktion ist auch der Rechtsweg nicht ausgeschlossen

„Die Verantwortung für den Schutz und Erhalt der sächsischen Gewässer liegt beim grünen Umweltminister Günther und seinem Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft“, sagt Neuhaus. „Doch wenn es auf dem Cossi bald zugeht, wie auf dem Leipziger Innenstadtring in der Rushhour, hat das mit Umweltschutz nichts zu tun. Dass der Startschuss dafür ausgerechnet unter einem grünen Minister gegeben werden soll, macht viele Leipzigerinnen und Leipziger sprachlos. Herr Günther, es liegt nun an Ihnen: Schützen Sie Mensch und Natur vor dem Motorbootwildwuchs. Stoppen sie die Erklärung der Schiffbarkeit des Cossis!“

Mit einem entsprechenden Stadtratsantrag will die Linksfraktion der Stadt jetzt den Rücken stärken, sie ermutigen, in ein Widerspruchsverfahren zu gehen und notfalls gegen die Schiffbarkeitserklärung vor Gericht zu ziehen.

„Wir stellen uns hinter die Position der Stadt Leipzig und lehnen die uneingeschränkte Nutzung des Sees und damit dessen unbegrenzte Nutzung für Motorboote ab“, so Neuhaus. „Wir fordern Staatsminister Wolfram Günther auf, die uneingeschränkte Schiffbarkeit nicht zu verkünden, sondern den Status quo rechtlich zu sichern.“

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