Die Landesdirektion Sachsen (LDS) muss derzeit über 6.500 Einwendungen im Planfeststellungsverfahren zum geplanten Ausbau des Frachtflughafens bearbeiten, dem Petitionsausschuss des Sächsischen Landtages liegt eine der bedeutendsten Petitionen der letzten Jahre mit über 10.000 Unterschriften gegen den Ausbau des Frachtflughafens vor.

Laut einer LVZ-Umfrage aus dem Jahr 2021 sagen 53 % Prozent NEIN zum Ausbau des Frachtflughafens, die Sächsische Landesregierung hat bisher erst einen von sechs Vereinbarungen zum Thema Lärm- und Umweltbelastung am LEJ aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt – und der Chef am DHL-Frachtdrehkreuz rechnet fest damit, dass der Flughafen-Ausbau von der Landesdirektion durchgewunken wird?!

Woher nimmt Herr Curti ¹ diese Zuversicht? Haben seine Lobbyisten mehr Erkenntnisse aus dem Sächsischen Landtag oder gar der LDS als offiziell den Bürgern vermittelt wird?

Hauptargument – neben dem Totschlagargument Arbeitskräfte (die ja eigentlich gar nicht mehr vorhanden sind) – „Die Flottenerneuerung kommt auch den Anwohnern des Flughafens entgegen“.

Zu verschieden Aussagen von Herrn Curti im Interview gebe es natürlich ein ganze Reihe Hinterfragungen unserseits. Wir wollen hier lediglich auf die Flottenerneuerung zurückkommen.

Herr Curti vermittelt in dem Interview den Eindruck, dass es mit dem geplanten Frachtflugausbau leiser wird, da modernere größere Maschinen leiser sind und der Ausbau ohne „mehr Starts und Landungen“ erfolgen soll. Der Nachweis, dass die Großraum-Frachtflugzeuge tatsächlich leiser sind als die kleineren alten Frachtflugzeuge, wurde bis heute nicht erbracht.

Richtig ist, größere Frachtmaschinen sind logischerweise und nachweisbar lauter als kleinere Frachtmaschinen, und laut Planfeststellungsverfahren (PFV) sollen die Starts und Landungen von derzeit ca. 70.000 in Folge des Ausbaus auf 118.000 steigen, darunter nächtliche Starts/Landungen von den besonders lauten Großmaschinen („Lärmbombern“) von 16.000 auf 42.000, also um 165 %.

Die vom Flughafen Leipzig-Halle ausgehenden globalen CO₂-Emissionen, für die im PFV keine Angaben enthalten sind, steigen nach unseren Berechnungen von ca. 6 Millionen Tonnen auf 10. Millionen Tonnen.

Zudem, es ist schon jetzt nachts durch den extremen Lärm der Frachtmaschinen bereits so laut, dass erst kürzlich das Nachtschutzgebiet (Nachtfluglärmgebiet) erweitert werden musste. In einigen Orten sind die Dauerschallpegel in der Nacht gar an der Grenze zum Übernahmegebiet angekommen.

Es wird also durch den DHL-Ausbau spürbar lauter im Nordwesten von Leipzig, in Sachsen-Anhalt, in Markkleeberg, in Eilenburg … aber natürlich nicht nur dort. Die Einwendungen der Betroffenen sprechen für
sich.

Das Gleiche gilt auch für die fast durchgängige Ablehnung des Ausbaues durch die betroffenen Kommunen. So fordert die Stadt Leipzig: „Die Stadt Leipzig formuliert hinsichtlich einer kapazitiven Erweiterung des Flughafens Leipzig/Halle, dass eine zusätzliche Belastung durch Lärm- und Luftschadstoffe auszuschließen ist bzw. die Nutzer sich rechtsverbindlich verpflichten, dass künftig Nachtflüge und nächtlicher Lärm nur bei besonderer Dringlichkeit erfolgen.“

Die Betroffenen erwarten von der Landesdirektion und der Sächsischen Landesregierung, dass sie die berechtigten Interessen ihrer Bürger über die wirtschaftlichen Interessen von DHL stellt und sich ein Beispiel an Brüssel nimmt, dass in 2000 den DHL-Ausbau nicht zugestimmt hat, u. a. mit der vom damaligen Finanzminister Didier Reynders gemachten Aussage „Wenn ich abwägen muss zwischen den Interessen des Unternehmens und dem Schutz der Bevölkerung, hat letzteres Vorrang.“

Die Betroffenen werden einen etwaigen Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau nicht akzeptieren und gegen die damit verbundenen Gesundheits- und Klimabelastungen mit allen rechtlichen Mitteln vorgehen.

Eines glauben wir Herrn Curti allerdings unbenommen, dass sich DHL hier sehr wohlfühlt. Schließlich lässt sich auf dem Flughafen mit den niedrigsten Start- und Landeentgelten guten Profit für die Aktionäre machen – auf dem Rücken der Gesundheit der Anwohner, versteht sich.

*Matthias Zimmermann, Pressesprecher der Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“

¹ DHL-Drehkreuz-Chef Elio Curti äußert sich in der Leipziger Volkszeitung (LVZ) vom 1. Dezember 2022 zum bevorstehenden Ausbau von DHL am Flughafen Leipzig/Halle. Auf dieses Interview bezieht sich der Kommentar.

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