Die am 9. November vom Bundeskabinett beschlossene Nationale Moorschutzstrategie kam auch in Sachsen gut an. Auch hier gibt es seit Jahrzehnten Initiativen, die sich um die Wiederherstellung historischer Moorlandschaften bemühen, so wie der Zweckverband „Presseler Heidewald- und Moorgebiet“ im Dreieck Bad Düben, Eilenburg und Torgau. Aber das ist natürlich nur ein kleiner Rest einstiger sächsischer Moorgebiete, wie die sächsische Bundestagsabgeordnete Ulrike Harzer (FDP) am 9. November feststellte.
„Ein Fünftel der Fläche Sachsens war im Mittelalter mit Mooren bedeckt, jetzt sind es nur noch 0,5 Prozent“, sagte Ulrike Harzer, als Berichterstatterin der FDP-Bundestagsfraktion für Naturschutz zuständig.
„Heute hat das Bundeskabinett die besonders für Sachsen wichtige Nationale Moorschutzstrategie beschlossen. Es ist richtig und gut, dass Deutschland nun eine Strategie hat, die zur Reduktion der Treibhausgasemissionen aus entwässerten Mooren und zur Renaturierung dieser besonderen Lebensräume beiträgt. Durch funktionale Moore wird mehr Wasser in der Landschaft gespeichert. Das erhöht die Resilienz gegen Dürren und Starkregen – eine wichtige Klimaanpassungsmaßnahme. Besonders viele Moore sind im Erzgebirge zu finden, aber auch in der Oberlausitz, im Vogtland oder der Dübener Heide gibt es Moorlandschaften.“
Nun käme es auf die konkrete Ausgestaltung an. „Denn die meisten Flächen befinden sich in der Nutzung, insbesondere durch Landwirte“, so Harzer.
„Für mich als Freie Demokratin ist klar, dass Eigentumsrechte gewahrt werden müssen. Deshalb begrüßen wir ausdrücklich, dass die Nutzungskonkurrenzen erkannt wurden und der Moorschutz in enger Kooperation mit den Landnutzerinnen und Landnutzern realisiert werden soll. Dafür brauchen wir attraktive Anreize statt Zwang und Verbote, die den Landnutzern verlässliche wirtschaftliche Perspektiven ermöglichen.“
Alternative Bewirtschaftungsformen der Flächen müssen aus ihrer Sicht wirtschaftlich attraktiv sein. „Die Nutzung von Moorböden für Photovoltaik-Anlagen wird möglich bleiben, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien hierzulande weiter voranzutreiben“, erklärte Harzer.
„Mit 4 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds steht sehr viel Geld für den Natürlichen Klimaschutz und damit auch für den Moorschutz zur Verfügung. Dieses Geld muss klug eingesetzt und darf keine Stilllegungsprämie werden. Auch Beiträge der Privatwirtschaft müssen ermöglicht werden. Gerade Sachsen und speziell das Erzgebirge mit seiner großen Moorfläche können davon erheblich profitieren. Alle Wege zum Moorschutz und Wiederherstellung dieser Ökosysteme müssen genutzt werden. Die heute beschlossene Nationale Moorschutzstrategie ist hierfür eine gute Grundlage.“
Abschluss eines erfolgreichen Projektes: 27 Jahre „Presseler Heidewald- und Moorgebiet“
Ein wichtiges Moorprojekt in Nordsachsen fand im Oktober seinen Abschluss: das Naturschutzgroßprojekt „Presseler Heidewald- und Moorgebiet“.
In zahlreichen kleinen und großen Maßnahmen wurden in dem im Landkreis Nordsachsen gelegenem Gebiet über 27 Jahre hinweg Biotope wiederhergestellt, Flächen wiedervernässt und Pflegemaßnahmen entwickelt. Hierfür waren auch ein umfangreicher Flächenerwerb und die Einbindung von ansässigen Land- und Forstwirten notwendig. Die Maßnahmen wurden vorrangig vom Zweckverband „Presseler Heidewald- und Moorgebiet“, der vom Landkreis Nordsachsen und dem NABU-Landesverband Sachsen e. V. getragen wird, geplant und umgesetzt.
Bereits Anfang der 1990er-Jahre entstand die Idee zur Revitalisierung des Presseler Heidewald- und Moorgebietes, um die bedrohte Flora und Fauna zu schützen und die Funktionsfähigkeit der Natur zu sichern. Ursprünglich eine Landschaft aus Mooren und Bachniederungen, wurde das Gebiet in den Jahrzehnten zuvor für die vorwiegend landwirtschaftliche Nutzung großflächig entwässert.
Vor allem im Zuge des immer deutlicher werdenden Klimawandels ist der Schutz von Feuchtgebieten immens wichtig, um das Wasser in der Fläche zu halten und die Landschaften in Ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenzeiten zu unterstützen. Aber auch trockenere Zonen des Projektgebietes wurden zum Schutz und Erhaltung ihres außerordentlichen Artenreichtums in die Revitalisierung einbezogen.
Seit 1995 beteiligte sich der NABU vorrangig ehrenamtlich am Naturschutzgroßprojekt.
So wurden Fließgewässer renaturiert, Bachauen wiederhergestellt, Entwässerungseinrichtungen rückgebaut und Maßnahmen zur Stabilisierung des Wasserhaushaltes in den Mooren ergriffen, ein landwirtschaftliches Bewirtschaftungskonzept erarbeitet und extensiv genutzte Wiesen und Offenlandstandorte geschaffen und gefördert. Im Bereich der Wälder wurde der Waldumbau vorangetrieben und ausgewählte Bestände aus der Nutzung genommen.
Mit der Revitalisierung der Wöllnauer Senke ist das Naturschutzgroßprojekt nun abgeschlossen. Es finden noch letzte verwaltungstechnische Aufgaben statt, die das Büro des Zweckverbandes noch im kommenden Jahr beschäftigen werden. Die Erfolge des Projektes für die Natur und die ansässige Bevölkerung zu erhalten, wird eine weitere Aufgabe sein, die der Landkreis Nordsachsen übernimmt.
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