Seit Oktober 2019 rollt der Verkehr auf der A 72 zwischen Borna und Rötha beidseitig. Mit Fertigstellung dieser Verkehrseinheit begann ein für Autobahnbauer eher untypisches Projekt: Der Rückbau der Bundesstraße 95, der gleichbedeutend mit der Schaffung eines acht Kilometer langen Grünstreifens inklusive Radwegbau ist.
„Der Neubau der A 72 schreitet weiter voran. Eine leistungsstarke und schnelle Verbindung zwischen Chemnitz und Leipzig stärkt das sächsische Autobahnnetz nachhaltig“, erklärt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, Stephan Krenz. „Dies schafft zudem Entlastungen für die Anrainer, wie der Rückbau der B 95 rund um Espenhain zeigt.“
Die nicht mehr benötigten Flächen werden aber nicht einfach zurückgebaut, sondern für ein ganz anderes Infrastrukturprojekt genutzt: Zwischen Borna und Rötha entsteht jetzt ein durchgängiger Radweg, für den größtenteils die vorhandenen Fahrstreifen der alten B 95 als Grundlage dienen.
Seit Juni 2020 wurde zunächst der erste Bauabschnitt zwischen Kesselshain und Gestewitz fertiggestellt. Hierfür wurde die alte Richtungsfahrbahn Chemnitz für den Straßenverkehr erhalten. Der Wechsel erfolgt im zweiten Bauabschnitt von Gestewitz bis nördlich von Espenhain mit dem Erhalt der alten Richtungsfahrbahn Leipzig, so die Autobahn GmbH.
Noch bis Mitte Oktober wird das Herzstück zwischen der Grundschule, der Tankstelle und dem Einkaufsmarkt umgebaut, ehe die alte B 95 dann zur Staatsstraße 242 wird und es einen flankierenden Grünstreifen mit genügend Platz für Fußgänger und Radfahrer gibt.
Ein besonderes Projekt
In der größten Niederlassung der Autobahn GmbH in Deutschland mit Sitz in Leipzig ist dieses vermeintlich kleine Teilprojekt eine Besonderheit. Bauarbeiten im sogenannten nachgeordneten Netz der Autobahnen unterliegen seit der Autobahnreform regulär den Ländern.
Als Abschluss der vorletzten Verkehrseinheit 5.1 beim Neubau der A 72 wurde die Zusammenarbeit mit dem sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr für den Rückbau der B 95 erfolgreich fortgesetzt, so die Autobahn GmbH.
„Vor allem in Espenhain haben wir den Anwohnerinnen und Anwohnern einiges zugemutet. Die gleichzeitige Aufrechterhaltung der Verkehrsanbindungen im Ort und der zügige Ablauf der Bauarbeiten hat uns vor so manche Herausforderung gestellt“, sagt Eric Winter, der das Neubauprojekt der A 72 leitet.
„Normalerweise bauen wir neue Autobahnen fernab vom regulären Verkehr. Nach der Fertigstellung sind wir dafür umso stolzer auf dieses besondere Projekt.“
Nach teilweise kuriosen Gegebenheiten vor Ort, wie dem Fund einer alten Tankstelle oder dem nicht gekennzeichneten Vorhandensein der alten Fernstraße 95 unterhalb der eigentlichen Bundesstraße, haben sich die Projektverantwortlichen nicht nur bei den regelmäßig wechselnden Verkehrsführungen flexibel zeigen müssen. Als Lohn der Arbeiten wird aus dem ehemals geteilten Ort Espenhain nun ein „grüner“ Ort im Leipziger Neuseenland.
Lückenschluss der A 72
Die Bauarbeiten am letzten, rund acht Kilometer langen Abschnitt 5.2 der A 72 von Rötha bis zur A 38 südlich von Leipzig laufen seit 2016, seit Herbst 2018 finden erste Hauptbauleistungen im Groberdbau statt. Der Abschnitt verläuft zu über 80 Prozent auf unverdichtetem Kippengelände des ehemaligen Tagebaus Espenhain und somit auf sehr anspruchsvollem Baugrund.
Aufwendige Bodenverbesserungsleistungen und das Bauen unter Verkehr der B 2/B 95 stellen höchste Ansprüche an Planer, Bauleiter und Baufirmen, betont die Autobahn GmbH. Der Lückenschluss zwischen Rötha und der A 38 südlich von Leipzig (Bauabschnitt 5.2) soll bis Ende 2026 gelingen, dem anschließend noch weitere Straßenbauarbeiten folgen werden.
Eine erste Verkehrsfreigabe folgt noch im Herbst 2022 auf einem Teilabschnitt im „Röthaer Holz“, bei dem etwas mehr als zwei Kilometer einer Richtungsfahrbahn unter Verkehr genommen werden.
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