Noch liegt das Auenentwicklungskonzept nicht vor. Das wird wohl noch ein halbes Jahr auf sich warten lassen. Aber wie schwierig es werden wird, die Nordwestaue überhaupt wieder in eine naturnahe Auenlandschaft zu verwandeln, macht das nächste Bauprojekt der Landestalsperrenverwaltung (LTV) deutlich. Die verstärkt jetzt erst einmal den Deich des Nahle-Luppe-Polders bei Kleinliebenau.
Das liegt schon auf Schkeuditzer Flur, wird also vom Leipziger Auenentwicklungskonzept nicht berührt, wird aber im Anschluss zwingend eine Rolle spielen müssen, denn es geht ja nicht nur um die Elsteraue bei Leipzig. Der komplette sächsische Abschnitt der Weißen Elster muss renaturiert werden, um den hochbelasteten Fluss wieder mit einer lebendigen und artenreiche Aue zu verbinden. Doch noch immer sind die alten Hochwasserschutzkonzepte in Kraft, die den Fluss seit über 100 Jahren regulieren.
Bauarbeiten am Hochwasserschutzdeich beginnen diese Woche
Zu dieser Regulation gehört auch der Nahle-Luppe-Polder, der einerseits den Schkeuditzer Ortsteil Kleinliebenau schützt, andererseits aber auch verhindert, dass es in diesem Gebiet der Nordwestaue zu natürlichen Überschwemmungen kommt. Auch wenn das neu gebaute Wehr Kleinliebenau II, das im Juli unter Anwesenheit von Umweltminister Wolfram Günther in Betrieb genommen wurde, jetzt ermöglicht, die alten Flussläufe im Poldergebiet verstärkt mit Wasser aus der Neuen Luppe zu beschicken.
An der Notwendigkeit des steuerbaren Polders aber hält die Landestalsperrenverwaltung Sachsen fest. Und das betrifft eben auch Leipziger Gebiet.
In dieser Woche beginnen in Kleinliebenau (Landkreis Nordsachsen) Bauarbeiten am Hochwasserschutzdeich des Nahle-Luppe-Polders, teilte die Landestalsperrenverwaltung am Dienstag, dem 23. August, mit. Das Ziel: Nach Abschluss der Bauarbeiten sollen Kleinliebenau und die angrenzenden Orte besser vor Hochwasser oder bei einer geplanten Auenflutung des Polders geschĂĽtzt sein.
Auenflutung heißt in diesem Zusammenhang: Öffnung des Nahleauslasswerks an der Nahle, um die Hochwasserlage in der Neuen Luppe zu entspannen und die Wassermassen kurzzeitig in die Burgaue strömen zu lassen, wo sie dann den sonst abgedeichten Auwald durchfließen, wie das bei den Hochwassern 2011 und 2013 zuletzt der Fall war.
Dabei werden auch die Gebiete der Domholzschänke und von Schlobachshof geflutet. Bei Kleinliebenau wird dann das Wehr geöffnet, sodass das Wasser mit Verzögerung wieder in die Neue Luppe fließen kann.
Kleinliebenau ist dabei durch einen eigenen Deich geschützt, der auch dann seine Funktion erfüllen würde, wenn die Aue zur Neuen Luppe hin geöffnet wäre.
Die Bauarbeiten am Luppedeich sollen Ende März 2023 abgeschlossen sein und kosten rund 3,2 Millionen Euro, finanziert aus Mitteln des Bundes und des Freistaates Sachsen.
Wo wird gebaut?
Das Sielbauwerk „Kleinliebenau 2“ war durch das Hochwasser 2013 so stark beschädigt, dass es vollständig abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden muss. Zur Sicherung der Hochwasserschutzanlage soll in den bestehenden Deich nun auf einer Länge von rund 1.000 Metern eine Spundwand als Innendichtung eingebaut werden, erläutert die LTV. Nach Abschluss der Arbeiten wird der Deich begrünt.
Der Nahle-Luppe-Polder wurde nach dem Hochwasser 1954 an der WeiĂźen Elster geplant und in den 1970er Jahren gebaut. Bestandteile dieses Polders sind die Deiche an der Nahle, der Neuen Luppe, in Kleinliebenau sowie das Nahle-Auslassbauwerk zur gesteuerten Flutung des Polders bei Hochwasser. Das Nahle-Auslassbauwerk wurde 2014 grundhaft instandgesetzt.
Ein Siel ist ein Bauwerk mit Verschlusseinrichtung zum Durchleiten eines oberirdischen Gewässers durch einen Deich, erklärt die LTV. EinErsatzneubau des Sielbauwerkes „Kleinliebenau 3“ erfolgte bereits von September 2020 bis März 2021.
Jetzt befindet sich der Baubereich nördlich von Kleinliebenau. Der Baustellenverkehr wird über die Kreisstraße K7464 und den Deichschutzstreifen geführt, sodass es zu keinen Verkehrseinschränkungen im Ort kommt.
Zur Schonung der teilweise hochwertigen Natur finden die Arbeiten außerhalb der sensiblen Frühjahrs- und Sommermonate statt. Sie sind mit den zuständigen Naturschutz- und Wasserbehörden abgestimmt, betont die LTV.
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