Manche Unternehmen tun sich unheimlich schwer zu begreifen, wie weit die Artenverluste auch in Sachsen schon gehen und wie selten die wirklich artenreichen Biotope geworden sind. Zu diesen Unternehmen gehört das Unternehmen KAFRIL, dass den ehemaligen Steinbruch Holzberg gekauft hat und jetzt mit enormem Druck versucht, auch eine Genehmigung zum Verfüllen des Biotops mit Bauschutt zu erlangen. Denn noch liegt Bergrecht auf dem einstigen Steinbruch. Aber genau das gehört beendet, findet die linke Landtagsabgeordnete Antonia Mertsching.
Das Restloch des ehemaligen „Steinbruchs Holzberg“ bei Thallwitz/Ortsteil Böhlitz im Landkreis Leipzig hat sich ohne menschliches Zutun zu einem Hotspot der Natur- und Artenvielfalt mit zahlreichen streng geschützten Arten und gesetzlich geschützten Biotopen entwickelt.
Zusammen mit dem angrenzenden „Köppelschen Berg“ bildet der ehemalige Steinbruch einen komplexen Lebensraum. Etwas in sächsischen Fluren selten Gewordenes: Schutz- und Rückzugsraum für viele Tierarten, die es in der industriell bewirtschafteten sächsischen Landwirtschaftskulisse kaum noch gibt.
Doch jetzt droht dessen Zerstörung, wenn es dem Bauunternehmen KAFRIL gelingt, eine Genehmigung dafür zu bekommen, den Holzberg ganz oder teilweise mit Aushub, sogar mit Bauschutt zu verfüllen. Darunter würden auch alle Aktiven leiden, die das Areal zum naturverträglichen Klettersport nutzen, wie die des regionalen Alpenvereins.
Die Linksfraktion fordert deshalb, dass der Holzberg bewahrt wird und öffentlich zugänglich bleibt.
Die Staatsregierung soll mit der Gemeinde Thallwitz, der KAFRIL Unternehmensgruppe, der Bürgerinitiative Böhlitz, dem Deutschen Alpenverein e. V. und dem BUND auf den Schutz des Holzbergs hinwirken, fordert die Linksfraktion. Die Region müsse als FFH-Gebiet ausgewiesen und ein Biotopverbund mit weiteren FFH- beziehungsweise Naturschutzgebieten gegründet werden.
Die Region solle für eine sanfte Nutzung zugänglich bleiben. Der Bodenaushub, den KAFRIL im Holzberg deponieren möchte, soll – wie eigentlich schon in einem Gespräch mit dem Landkreis Leipzig geklärt – im Tagebau Schleenhain wiederverwertet werden. Damit greift die Linksfraktion eine Online-Petition auf, die mittlerweile über 30.000 Unterstützer/-innen gefunden hat.
Das Bergrecht darf den Naturschutz nicht mehr aushebeln
„Der Verlust natürlicher Lebensräume ist einer der Haupttreiber des Artensterbens“, erklärt Antonia Mertsching, umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Sächsischen Landtag. „Der Holzberg gehört zu den artenreichsten Lebensräumen in Sachsen. Er ist ein Paradebeispiel dafür, wie naturverträglicher Klettersport und Naturschutz verbunden werden können. Es wäre ungerecht, wenn er zerstört und unzugänglich gemacht werden würde. Der Holzberg darf nicht verfüllt werden!“
Tatsächlich geht es hier aber nicht um Ungerechtigkeit, sondern um Unvernunft – aus reinen Profitgründen eines der wertvollsten Biotope im Landkreis Leipzig zu zerstören.
„Wir können dem Artensterben nicht zusehen. Die außergewöhnÂliche Vielfalt besteht aus unterschiedlichsten Biotopen auf kleinem Raum, die für viele Artengruppen einen Hotspot darstellen“, geht Mertsching auf das ein, was augenscheinlich einige Unternehmer in Sachsen einfach nicht begreifen wollen.
Sie tun so, als hätte die Zerstörung der Natur keinen Preis und das, was sie „wirtschaftliches Interesse“ nennen, wäre immer wichtiger als der Erhalt funktionierender Lebensgrundlagen. Doch genau das führt dazu, dass unsere Lebensgrundlagen immer weiter zerstört werden.
„Das Ökosystem der Holzbergregion beherbergt mehr als 300 wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Die Beobachtungen erstrecken sich auf über 100 Vogelarten, zehn Fledermausarten, sechs Amphibienarten, fünf Reptilienarten und 27 Tagfalterarten sowie zahlreiche Insektenspezies“, listet Mertsching auf.
„Die faunistische Sonderuntersuchung ‚Steinbruch Holzberg‘ dokumentiert die herausragende naturschutzrechtliche Bedeutung. Der Holzberg ist deshalb unbedingt schützenswert. Für Bauschutt lassen sich andere Orte finden, aber dieses Ökosystem ist einmalig und darf nicht zerstört werden!“
Spätestens seit dem Verkauf an KAFRIL besteht keinerlei Verbindung des Holzberges mehr zu einem realen Bergbauvorhaben, betont die Landtagsabgeordnete. „Der alte Betriebsplan darf nicht mehr gelten. Ein Abschlussbetriebsplan darf nicht die Verfüllung oder Teilverfüllung des Holzbergs vorsehen, sondern dessen Entlassung aus dem Bergrecht. Dafür muss das Sächsische Oberbergamt sorgen!“
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