Die Zeit der großen Deponien geht vorüber. Nach und nach wurden sie im Raum Leipzig in den vergangenen Jahren außer Betrieb genommen. Doch das bedeutet nicht, dass sie einfach nur begrünt werden. Sie brauchen dringend eine Nachbetreuung. Und das auch, um die Ausgasung klimaschädlicher Gase möglichst zu minimieren. Das geschieht jetzt auch der Deponie Groitzsch-Wischstauden.
Am Mittwoch, 18. Mai, startete Landrat Henry Graichen auf der Deponie Groitzsch-Wischstauden die „aerobe In-Situ-Stabilisierung“. Die Deponie, die seit dem Jahr 2000 stillgelegt ist, ist in ihrer letzten Bauphase. Dabei wird sie abgedichtet und auf die Phase der Nachsorge vorbereitet.
André Albrecht, ZAW-Leiter (Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen) berichtete zur Geschichte der Deponie in Groitzsch: „Neben der alten Ablagerung wurde 1993 eine neue, basisabgedichtete Deponie durch den Landkreis Borna geplant und beantragt. 1996 wurde die Deponie vom Zweckverband übernommen. 2000 wurde die letzte Tonne Abfall abgelagert. Parallel zur Klimaschutzmaßnahme wird gerade die endgültige Abdeckung erstellt.“
Insgesamt wurden von 1993 bis 2000 rund 498.000 Tonnen Abfälle hier abgelagert.
Als Methanverminderungsmaßnahme wurde das Projekt „aerobe In-Situ-Stabilisierung“ finanziell vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und die Nationale Klimaschutz Initiative unterstützt.
„Die Maßnahme ist ein gutes Beispiel, dass kosteneffizienter Klimaschutz möglich ist, ohne dass Bürger eingeschränkt werden“, erklärte Henry Graichen. „Von den rund 400.000 Euro werden 65% vom Bund im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative übernommen. Den Rest kann die WEV aus Deponierückstellungen aufbringen. Dadurch entstehen keine finanziellen Belastungen für unsere Bürger im Landkreis.“
Und er wies auf etwas hin, was in der Klimadebatte meist ausgeblendet bleibt: dass Methan wesentlich klimaschädlicher ist als CO₂ und undichte Deponien Quellen für einen nicht unbeträchtlichen Methan-Ausstoß sind.
„In unserem Klimaschutzkonzept des Landkreises spielt auch Methan eine wichtige Rolle. Alle reden vom Kohlendioxid, dabei ist Methan langfristig 28 Mal so schädlich, kurzfristig sogar über 84 Mal so wirksam“, sagte Graichen. „Der Landkreis Leipzig bereitet sich auf die Transformation, die mit dem Ende der Braunkohleverstromung verbunden ist, vor. Zu den Chancen zählt auch die Nutzung des rekultivierten Geländes dieser und anderer Deponien für die Energieerzeugung.“
Was passiert bei der aeroben In-Situ-Stabilisierung?
Bei einer aeroben In-Situ-Stabilisierung wird Luft in die Deponie geblasen, um den aeroben statt des anaeroben Abbaus zu fördern. Beim anaeroben Abbau entsteht Methan, ein Treibhausgas, das 28-mal stärker ist als Kohlendioxid.
Deshalb ist es wichtig, anaerobe Prozesse zu minimieren. Die beim Abbau entstehenden Gase werden über Gasbrunnen aufgefangen und einer neuen, hochwertigen Fackel zugeführt, in der das verbleibende Methan verbrannt wird, um so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Bernd Beyer, Geschäftsführer der Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (WEV), erläutert die Funktionsweise der Maßnahme: „Durch das Einpressen von Luft werden die Bedingungen für die Bakterien so verändert, dass weniger klimaschädliches Methan produziert wird. Zusammen mit der erneuerten Absaugung und einer speziellen Schwachgasfackel schaffen wir es, umgerechnet in Kohlendioxid-Äquivalente jährlich ca. 800 Tonnen Treibhausgasemissionen zu reduzieren.“
Nur wirtschaftlich nutzen kann man das Gas nicht.
„Für eine Verstromung in einem BHKW (Blockheizkraftwerk) sind leider seit 2010 Gasmenge zu gering und Gasqualität zu schlecht. Die neue Fackel schafft es, das Deponiegas auch bei nur 3 % Methangehalt zu verbrennen. Zum Vergleich: Erdgas besteht aus 95 % aus Methan“, sagt Beyer.
Eine Flamme werde nicht zu sehen sein, betont die WEV. Wegen der geringen Energie ist die Brennkammer isoliert. Die Abluftwerte sind durch die Genehmigung reglementiert und werden regelmäßig überprüft werden.
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