Seit dem 21. November 2020 ist Nadine Stitterich als parteilose Bürgermeisterin in Markranstädt im Amt und löste damit nach sieben Jahren den bisherigen Amtsinhaber Jens Spiske (Freie Wähler) ab. In einem ausführlichen Interview mit der Leipziger Zeitung erzählt sie, mit welchen Problemen die Stadt bei Leipzig zu kämpfen hat und warum ihr Markranstädt so sehr am Herzen liegt.
Wir sitzen ja gerade an einem ruhigen Ort mit einer sehr schönen Mühle im Hintergrund. Hier draußen bietet sich natürlich die erste Frage nach dem ÖPNV an. In der aktuellen INSEK-Umfrage haben die Befragten die Erreichbarkeit der Ortschaften als schlecht angegeben.
Das ist in der Tat so. Wir haben im Hinblick auf das ÖPNV-Angebot noch erheblichen Nachholbedarf. Als kleine Verbesserung konnten wir die Einführung einer zusätzlichen Verbindung zwischen Frankenheim und Großlehna im letzten Jahr konstatieren. Die sehr gut angenommene Schulbuslinie wurde als öffentliche Busverbindung aufgenommen.
Auch haben wir in Großlehna/Altranstädt mit der Regionalbahn eine gute Anbindung, es wird jetzt 2025 auch noch eine S-Bahn kommen. Mit einer guten Taktung erfährt das Netz eine deutliche Aufwertung. Optimalerweise würde dann halbstündig ein Zug in Markranstädt halten.
Besonders freue ich mich, dass wir in Markranstädt bald einen barrierefreien Bahnhof haben. Das haben wir gemeinsam mit der Deutschen Bahn gut auf den Weg gebracht. Einen weiteren Park & Ride Parkplatz haben wir erst vor wenigen Wochen gerade fertiggestellt.
Nichtsdestotrotz ist es aber mit den Busanbindungen noch schwierig, der ÖPNV ist hier in Markranstädt sehr am Schülerverkehr orientiert. Das hat natürlich den Nachteil, dass wir dann z. B. zu verschiedenen Zeiten wie an Wochenenden oder Feiertagen oder in den Abendstunden eine Unterversorgung haben. Da haben wir auf jeden Fall noch Nachholbedarf.
Kein alleiniges Problem von Markranstädt …
Ehrlicherweise ist es so, dass wir für den Busverkehr nicht alleine zuständig sind. Hier müssen wir mit dem Landkreis Leipzig, welcher Aufgabenträger ist, weiter ins Gespräch kommen und nach Lösungen suchen. Ich persönlich als Bürgermeisterin hätte gern ein Rufbusangebot hier in Markranstädt und den Ortschaften, weil wir auch Ortschaften haben, die momentan gar nicht angebunden sind, wie zum Beispiel Meyhen. Da würde sich so ein Rufbussystem anbieten.
Für die Herstellung der Barrierefreiheit der Bushaltestellen haben wir jedes Jahr Eigen- und Fördermittel eingestellt. Unser Anspruch, Umsetzung der Prioritätenliste, damit in jeder Ortschaft zumindest eine barrierefreie Bushaltestelle verfügbar wird, ist etwas ins Stocken geraten. Wir dürfen nur dort investieren, wo wir über Eigentum oder eigentumsgleiche Rechte verfügen. Da fehlt uns leider an einigen Stellen die Akzeptanz der Anlieger.
Es gibt schon gute Vorzeigekommunen wie z. B. Colditz, die das eingeführt haben und damit sehr zufrieden sind. Und was wünsche ich mir mehr, als dass wir hier in Markranstädt und unseren Ortschaften eine bessere Anbindung bekommen würden. Das wäre phantastisch, aber das kann ich natürlich nicht ohne die zuständigen Stellen, dem Landkreis und dem ZVNL (Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig) bewerkstelligen.
Da benötige ich Unterstützung seitens der Entscheidungsträger, insbesondere auch des Kreistages, bei der nächsten Fortschreibung des Nahverkehrsplanes. Dieser ist ja bisher leider erst ohne diese Aufgabenstellung beschlossen worden.
Ich bleibe aber dran und halte mich an das Sprichwort „Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden“. Schließlich muss es ja auch jemanden geben, der es finanziert, und da sind die Aufgabenträger auf jeden Fall mit dabei, die da kräftig mit unterstützen müssen. In unserem Investitionsprogramm haben wir verankert, dass wir 2024 die Planung und 2025 den Bau eines weiteren P&R Platzes am Bahnhof Großlehna durchführen werden.
Wie sieht es denn hier in Markranstädt mit den Radwegen aus?
Die Radwege sind teilweise gut ausgebaut, aber wie überall gibt’s da natürlich auch noch Luft nach oben und wir müssen schauen, dass wir da noch weiter investieren und dranbleiben. Sehr hilfreich ist uns bei dieser Thematik, dass die offenen Haupttrassen Richtung Schkeuditz (in Priesteblich an den Radweg anschließend) und Richtung Leipziger Neuseenland–Zwenkau im Radwegeplan des Landkreises und des Freistaates aufgenommen sind.
Im Investitionsprogramm des neuen Doppelhaushaltes 2022/23 ist vorbehaltlich der Beschlussfassung durch den Stadtrat aufgenommen, dass ein Geh- und Radweg zwischen Schkeitbar–Räpitz–Schkölen gebaut werden soll. 2023 sind 50.000 Euro für Planung und 2025 570.000 Euro für den Bau eingeplant.
In der INSEK-Umfrage wird die hohe Verkehrsdichte als negativ angegeben.
Ja, natürlich in der Kernstadt. Insbesondere die daraus erwachsende Lärmbelastung mindert die Lebensqualität unserer Bevölkerung, die an den Bundesstraßen wohnen. An dem Lärmaktionsplan bleiben wir weiter dran. Wir werden es nicht hinnehmen, dass in den engen Straßenbereichen der Bundesstraßen die zeitlich befristete Begrenzung auf 30 km/h aufgehoben wurde.
Unsere Ortschaft Priesteblich ist besonders von dem erheblichen LKW und Schwerlastverkehr betroffen. Von der schnellen Herstellung einer barrierefreien Bushaltestelle haben wir zugunsten einer großen Lösung mit Querungshilfe Abstand genommen. Dazu laufen die Abstimmungen mit dem Landesamt für Straße und Verkehr. Die grundsätzliche Zusage, dass wir dieses Projekt gemeinsam angehen, liegt vor.
Da dieses Projekt mit einer geänderten Straßenführung (Ausbildung neuer Schleppkurven) verbunden ist, macht sich auch Grunderwerb erforderlich. Also ist hier leider noch etwas Ausdauer gefragt. Zunächst motivieren wir die Verkehrsteilnehmer, zumindest die Geschwindigkeit einzuhalten und haben eine Geschwindigkeitsmaßtafel angebracht.
Wie kommen sie denn hier generell mit dem Haushalt aus? Lässt sich alles verwirklichen was sie gern würden oder klemmt’s auch mal?
Na ja, was heißt, es klemmt. Wir haben natürlich jetzt, wie alle anderen Kommunen auch, mit der Corona-Pandemie zu tun, es ist überall das Gleiche. Im letzten Jahr mussten wir rund 1,8 Mio. Euro Mindereinnahmen an Steuern verkraften. Da waren wir sehr froh, dass der Freistaat durch Ausgleichszahlungen einen großen Teil kompensiert hat.
Zahlreiche Unternehmensbesuche und unser aktuelles Steueraufkommen lassen durchaus Hoffnung aufkommen. Dabei dürfen wir die vielen Einzelschicksale von Gastronomen, der Reisebranche, kleiner Einzelhändler, Kulturschaffender, Soloselbstständiger und Kurzarbeiter nicht außer Acht lassen.
Zurzeit stellen wir den Doppelhaushalt für die Jahre 2022/23 auf. Letztlich ist die gewisse Planungssicherheit der letzten Jahre durch die Pandemie, aber auch die weltwirtschaftlichen Geschehnisse bezüglich der Materialversorgung, nicht mehr gegeben. Wie jeder private Haushalt, spüren auch wir ein Anziehen der Preise.
Mit besonderer Sorge schaue ich dabei auf das Investitionsprogramm. Wie sich die Baumaterialverteuerung und -verknappung auf unsere Großprojekte auswirken wird, ist ungewiss. Dabei denke ich besonders an den Neubau der Feuerwehr Gärnitz, das Stadtbad und die aktuell laufenden Projekte Altes Ratsgut und Erweiterung Grundschule Markranstädt.
Aber auch die laufende Verwaltungstätigkeit ist durch steigende Kosten gekennzeichnet. Hauptposten sind die Zuschüsse für die Kindereinrichtungen, Schulen und den Brandschutz. Die Erfüllung unserer Pflichtaufgaben ist in jedem Fall gewährleistet. Sicherlich müssen wir manchen liebgewonnen Standard kritisch hinterfragen und uns auch mit unerfreulichen Themen wie Erhöhungen von Einnahmen auseinandersetzen. In unserem Planansatz haben wir unsere Ausgaben bezüglich der Vereinsförderung, Brauchtumspflege, Familienförderung, Seniorenarbeit und Stadtbibliothek, um nur einiges herauszugreifen, für die kommenden Jahre auf dem Vorjahresniveau aufrechterhalten.
Wie jede Kommune müssen wir die finanzielle Situation immer mit Bedacht betrachten. Aktuell kann noch niemand sagen, welche nachhaltigen Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die kommunalen Haushalte hat. Die Haushaltsdiskussion werden wir offen führen und keine Tabus zulassen. Eine stabile Haushaltssituation muss unser Hauptanliegen sein, es ist der Garant für den Handlungsspielraum der Zukunft. Sicherlich wird mancher Wunsch neu betrachtet, verschoben oder auch abgesetzt werden.
Was ist Ihnen denn da besonders wichtig? Haben Sie da irgendein Herzensprojekt?
Das Stadtbad – unsere DIVA. Bei der Sanierung des Stadtbades kommen wir leider nicht so voran, wie wir uns das wünschen würden. Hintergrund sind massive Preissteigerungen und unterschiedliche Ansichten zwischen Planer und Stadtverwaltung. Wir sind da im regen Austausch mit unserem Stadtrat, dass wir das noch auf den Weg bekommen, da bleib ich dran.
Gab’s denn auch mal etwas, das Sie gerne umgesetzt hätten, was aber nicht funktioniert hat oder wo es immer wieder Schwierigkeiten gibt?
Dadurch, dass ich ja jetzt erst seit Ende November im Amt bin, habe ich das natürlich nicht. Das wird sicherlich irgendwann mal kommen. Ich bin froh, dass wir alle wichtigen Beschlüsse durch den Stadtrat durchbekommen haben. Mir brennen viele Themen unter den Nägeln.
Um nur einige zu nennen: Verbesserung unserer Spielplatzlandschaft, mehr Jugendbeteiligung bei Zukunftsprojekten und dass unsere Stadt bunter und insektenfreundlicher wird. Ich denke, dass ich Ihnen dazu im nächsten Jahr schon erste Highlights präsentieren kann.
Wie ist denn die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat?
Im Stadtrat stehen die Sachthemen im Vordergrund. Als parteilose Bürgermeisterin fällt es mir da leicht, auf die einzelnen Fraktionen zuzugehen und eine kooperative Zusammenarbeit anzustreben. Unabhängig davon haben wir alle das gleiche Ziel, nämlich das Wohl unserer schönen Stadt und deren Bürgerinnen und Bürger. Von daher gibt es keinen Zielkonflikt, wir blicken in die gleiche Richtung.
Es ist wichtig, dass man eine gute Kommunikation pflegt. Ich denke, da sind wir auf einem guten Weg. Auch freue ich mich, dass sich außerhalb der Gremiensitzungen mit dem Ältestenrat eine gute Beratungsatmosphäre entwickelt hat.
Es gibt natürlich auch Dinge, die ich als Verwaltungschefin alleine entscheiden kann, das tue ich auch, weil das von mir erwartet wird. Das sind z. B. die Geschäfte der laufenden Verwaltung. Die bevorstehende Diskussion um den nächsten Doppelhaushalt setzt eine offene Gesprächskultur voraus. Ich denke, diese haben wir.
Ist es schwieriger als parteilose Bürgermeisterin?
Schwieriger würde ich jetzt nicht sagen. Anspruchsvoller sicherlich, weil ich mir für meine Themen die Stimmen zusammensuchen muss. Ich erlebe die Aufgabe als sehr herausfordernd, aber auch als sehr erfüllend. Parteilos hat auch sehr viele Vorteile, weil man keine Parteiinteressen berücksichtigen muss und ich ungebundener bin.
Es gab doch bestimmt auch einiges, über das Sie sich geärgert haben oder wo Sie am liebsten ein öffentliches Donnerwetter losgetreten hätten. Oder haben Sie das sogar?
Also das hatte ich eigentlich noch nicht. Es gibt sicherlich immer Projekte, die man sich im Vorfeld anders gedacht hat oder wo man vielleicht noch nicht in eine bestimmte Richtung gedacht hat. Aber dass man da ein Donnerwetter lostreten muss, das hatte ich eigentlich noch nicht. Und ich denke, das ist auch nicht meine Art. Man kommt mit Kommunikation immer weiter. Und wenn man ehrlich und fair zueinander ist, dann findet man für alles eine Lösung. Die Abwägung von Einzel- und Gemeinschaftsinteressen und trotz Zielsicherheit ein gutes Maß an Kompromissbereitschaft halte ich für eine gute Grundphilosophie.
Ob das dann zum Schluss immer die Lösung ist, die man favorisiert hat, das wird sich zeigen, aber ich denke, zum Wohle der Stadt und zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger ist es wichtig, dass man eine Lösung findet. Ein Donnerwetter loszutreten ist meiner Ansicht nach gar nicht notwendig, das ist nie zielführend, das schwächt im Endeffekt die Kommunikation. Und das wäre sehr schade.
Sind Sie hier gerne Bürgermeisterin? Warum Markranstädt, wie kam es dazu?
Ich bin hier gerne Bürgermeisterin. Ich bin Ur-Markranstädterin, ich bin hier geboren, in der Kernstadt, in unserem Storchennest. Markranstädt ist mein Zuhause. Und ich möchte deshalb nur in Markranstädt Bürgermeisterin sein, nirgendwo anders. Ich genieße es jeden Tag. Ich habe es bisher auch noch nicht bereut. Ich gehe jeden Tag gerne auf Arbeit.
Man bekommt auch unwahrscheinlich viel zurück, auch wenn man viele Herausforderungen hat, die es tagtäglich zu bewältigen gilt. Aber diese unglaubliche Herzlichkeit, die man auch im Zusammenhang mit den Bürgerinnen und Bürgern erlebt, das ist das wo ich sage: das hat sich gelohnt, das will ich nicht missen.
Es ist für mich das schönste Amt, das man übernehmen kann. Ich bin glücklich und dankbar, dass ich hier in meiner Geburtsstadt solch ein Amt ausführen darf. Ich bin Bürgermeisterin mit Herz und Verstand, weil es nicht einfach nur ein Beruf, sondern eine Berufung ist.
Wie ist denn die Zusammenarbeit mit den anderen Bürgermeistern? Hilft man sich da auch mal untereinander oder tauscht sich aus?
Die Zusammenarbeit mit den anderen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ist sehr gut und konstruktiv. Man tauscht sich aus, trifft sich regelmäßig und stimmt sich bei verschiedenen Themen miteinander ab. Auch unterstützen wir uns gegenseitig. Das ist doch auch klar, dass man sich da hilft.
Beispielsweise haben wir gerade unseren Bademeister nach Zwenkau ausgeliehen, weil unser Stadtbad geschlossen ist. Im Gegenzug dazu haben wir die Möglichkeit erhalten, unseren Schwimmunterricht für unsere Grundschüler in anderen Freibädern, wie Zwenkau und Lützen, durchführen zu können. Darüber bin ich sehr dankbar.
Wie würden Sie das politische Klima in Markranstädt beschreiben?
Das politische Klima würde ich als normal einschätzen. Wir haben hier fünf Fraktionen unterschiedlicher politischer Ausrichtung bei uns im Stadtrat. Da hat jede Fraktion unterschiedliche politische Ansätze und Interessen, die es zu handhaben gilt. Das Klima würde ich trotzdem als gut einschätzen, weil wir doch untereinander eine gute Kommunikation pflegen.
Es gibt immer mal Meinungsverschiedenheiten, aber so wie ich vorhin sagte: Letzten Endes wollen wir alle das Gleiche, wir schauen alle in die gleiche Richtung. Sicherlich der ein oder andere mit unterschiedlichen Ansätzen, aber bisher ist es jedoch immer gelungen, mehrheitliche Beschlüsse im Sinne der Stadt Markranstädt zu fassen.
In der Umfrage waren ja auch 92 Prozent zufrieden mit dem Leben in Markranstädt, das klingt ja schon mal nicht schlecht. Was macht Markranstädt so besonders?
Inmitten der Metropolregion Mitteldeutschland besteht Markranstädt aus der Kernstadt und ihren 17 Ortsteilen. Wir haben sehr viel zu bieten. Hier lebt man gern, weil sich unsere Stadt zu einer wunderschönen Heimat für Freizeit, Leben, Wohnen und Arbeiten entwickelt hat. Markranstädt steht für „mit Energie in die Zukunft“.
Das leben wir auch, weil wir unseren Bürgerinnen und Bürgern vielfältige Freizeit- und Kulturangebote bieten können. Positiv ist weiter, dass wir eine wachsende Wirtschaft und ein aktives Vereinswesen haben. Wir haben unseren wunderschönen Kulkwitzer See vor Ort, den sicherlich nicht nur die Familien mit Kindern genießen, sondern auch die Älteren. Das zum einen.
Dann haben wir natürlich diese unglaubliche Nähe zu Leipzig und Halle. Im Zentrum Markranstädts befindet sich auf dem Marktplatz die Sankt Laurentiuskirche. Sie ist nicht nur ein Ort der Begegnung, sondern auch offen für Konzerte, wie z. B. dem „Markranstädter Musiksommer“. Dann haben wir noch unser Schloss Altranstädt. Es ist ein beliebtes Ausflugsziel, weil dort mit dem „Altranstädter Frieden“ und der „Altranstädter Konvention“ Geschichte geschrieben wurde.
Unsere kleine Stadt ist facettenreich und liebenswürdig. Das herausragende Herzugsargument junger Familien ist neben unserer vielfältigen Vereinslandschaft besonders unsere sehr gute soziale Infrastruktur. All unsere Einrichtungen können sich sehen lassen, sind in einem guten bis sehr guten Zustand und modern ausgestattet.
Natürlich müssen wir recht bald eine Standortentscheidung für eine weitere Kita treffen und die Planung dafür auf den Weg bringen.
Da wäre der ÖPNV wieder ganz gut.
Deswegen müssen wir da auf jeden Fall noch einmal nachbessern. Also wir haben in Markranstädt viel zu bieten. Markranstädt ist eine Sportstadt, das heißt, wir haben sehr viele Sportvereine und verfügen damit über ein überdurchschnittliches Angebot an sportlicher Aktivitäten. Zudem sind wir überregional bekannt durch professionellen Sport, u. a. in den Sportarten Handball, Fußball und Schach.
Natürlich haben wir auch noch einige Hausaufgaben, gerade die soziale Infrastruktur. Wenn wir weiter wachsen, müssen wir auch dafür sorgen, dass die soziale Infrastruktur an den Aufwärtstrend angepasst wird. Wir sind bemüht, gemeinsam mit dem Landratsamt für unsere Bürgerinnen und Bürger auch weitere Beratungsmöglichkeiten in der Stadt zu schaffen.
Für zentralisierte Aufgaben, wie dem Allgemeinen sozialen Dienst, dem Gesundheitsamt oder dem Jugendamt, wird es im Alten Ratsgut Möglichkeiten geben. Wir Markranstädter können stolz darauf sein, bald im Alten Ratsgut dem Mehrgenerationenhaus eine neue Stätte zu bieten, zentral, modern und schön. Es wird das Ortsbegegnungszentrum der Kernstadt sein, offen für alle.
Ich denke, dass alles in Kombination mit der Landschaft und der wunderschönen Umgebung genau das ist, was die Leute hierherzieht und was sich besonders junge Familien wünschen. Was Markranstädt unbedingt noch benötigt, wäre ein Kinderarzt.
Wie ist die medizinische Versorgung hier generell?
Mit unseren Allgemeinen und zahlreichen Fachärzten sind wir weit besser ausgestattet als viele andere Kleinstädte. Unsere Ärzte und Apotheker leisten eine hervorragende Arbeit. Gerade in der Pandemie waren und sind sie eine verlässliche Größe.
Bisher wünsche ich mir, dass wir noch einen Kinderarzt für Markranstädt begeistern können, der täglich eine medizinische Versorgung bereitstellen kann. Dafür setze ich mich gerade ein und suche konstruktiv nach Lösungen.
Sie haben gerade das Mehrgenerationenhaus erwähnt, was hat es damit auf sich? Worum geht’s da?
Das Mehrgenerationenhaus steht symbolisch für unseren sozialen Mittelpunkt in der Stadt. Dieser beheimatet die Volkshochschule Leipziger Land und öffentliche Beratungsstellen. Wir können dadurch unseren Bürgern vor Ort generationenübergreifende Lernorte bieten.
Unser Mehrgenerationenhaus ist ein Bildungs-, Kultur- und Begegnungszentrum für alle. Vom Spielenachmittag bis zum Weiterbildungskurs haben wir ein vielfältiges Angebotsprogramm für Jung und Alt. Das Mehrgenerationenhaus steht allen offen, eigene Ideen umzusetzen und eigene Interessen zu fördern.
Wie stark haben die ganzen Reformen (Kreisreform, Kommunalreform, Eingemeindungen) und Sparmaßnahmen des Freistaats ihre Stadt betroffen?
Die letzte Gebietsreform war im Jahr 2008, die letzte Eingemeindung betraf die Ortschaft Großlehna im Jahr 2005. Für die Stadt Markranstädt hat sich durch die Gebietsreform eigentlich kaum was geändert. Das liegt aber sicherlich auch an der guten Lage hier im Landkreis Leipzig. Für die Bürgerinnen und Bürger war es sicherlich irgendwo eine Herausforderung, zur Landkreisverwaltung zu kommen.
Bei Eingemeindungen ist natürlich immer das Problem, dass auf die Dauer wichtig ist, dass die Aufgaben, die jede Ortschaft so hat, durch den Zusammenschluss auch erhalten bleiben und dass sie ihre Identität nicht verlieren.
Das hat bei uns gut geklappt: Wir haben hier vor Ort auch unsere Ortschaftsräte, die die Ortschaften vertreten. Wir haben insgesamt 6 Ortschaften und 17 Ortsteile. Diese können sich natürlich hier alle verwirklichen und haben bisher auch ihre eigene Identität wahren können. Das finde ich sehr schön. Und wir pflegen ein gutes Miteinander hier in der Stadt, das ist auch wichtig. Und das ist natürlich das, was uns bei unserer alltäglichen Arbeit, nicht nur in der Kernstadt sondern auch bei unseren Ortschaften, tagtäglich begegnet.
Ist es eigentlich als Frau schwieriger in dem Amt?
Das kann ich jetzt nicht beurteilen, weil es hier keinen Vergleich für mich gibt. Es könnte ein hartnäckiges Klischee sein, weil Frauen und Männern immer noch verschiedene Rollenbilder zugeschrieben werden. Aber ich glaube, man wird schon anders ins Visier genommen.
Vielleicht ist man auch kritischer und es wird von einem mehr erwartet. In jedem Fall verfügen Frauen in der Regel über gute soziale Kompetenzen wie Empathie, Gemeinschaftssinn, Diplomatie, Uneigennützigkeit und Anteilnahme.
Gibt es denn etwas, das sie schon immer mal beantworten wollten, was aber noch nie jemand gefragt hat? Manchmal hofft man ja auf gewisse Fragen, die dann aber einfach nicht kommen.
Fragen Sie mich doch einmal, was ich mir für meine Kinder wünsche, wenn sie einmal selbst Familien gründen?
In ca. 16 bis 20 Jahren werden meine beiden Kinder sicherlich an Familiengründung denken. In dieser Zeit ist der jetzige Zeithorizont, den unser Integriertes Stadtentwicklungskonzept INSEK abbildet, abgelaufen. Meine Kinder wohnen mit ihren Familien natürlich in Markranstädt. Markranstädt ist eine selbstständige und liebenswürdige Kleinstadt. Die fast 18.000 Einwohner wohnen gern in ihrer attraktiven Stadt am See.
Für alle Eltern, die sich eine Kinderbetreuung wünschen, steht stresslos ein Platz zur Verfügung. Unsere Spielplätze sind Lieblingsplätze für alle Altersgruppen. Dem Mehrgenerationenhaus ist es gelungen, eine lebendige Helferstruktur zwischen den Generationen aufzubauen. Älteren Menschen soll es dadurch möglich sein, solange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben.
Die Busverbindungen, Regional- und S-Bahn bieten einen komfortablen ÖPNV nach Leipzig. Unser Fahrradnetz bietet Schnelltrassen für den Arbeitsweg nach Leipzig aber auch gemütliche Verbindungen zwischen den Ortschaften. Der LKW-Verkehr innerhalb der Stadt ist auf Lieferverkehr begrenzt, der überregionale Verkehr bewegt sich vorrangig auf dem Autobahnring.
Zur Flexibilität einer Familie gehört auch ein Auto. Meine Kinder sind umweltbewusste Menschen, sie werden einen gesunden Mix aus Individual- und öffentlichem Verkehr bewusst leben. Ach und nicht zu vergessen, Markranstädt ist eine bunte Stadt. An vielen Stellen erfreuen wir uns an bunten Blumenwiesen. Die Kinder beobachten Insekten…
Sie merken, es ist genau die Frage, wo ich kein Ende einer Antwort finde. Das sind meine Visionen für unser Markranstädt.
Wir danken Ihnen für das Gespräch.
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