Wir leben in einer Zeit, in der die Biodiversität durch die Vernichtung von Lebensräumen und Klimawandel weltweit dramatisch abnimmt. Die Überschrift des 5. Global Biodiversity Outlook der UN vom 18. August 2020 lautete: „Menschheit am Scheideweg“. Diesem umfassenden Bericht zufolge kann unser Planet ein weiteres ungebremstes Fortschreiten des katastrophalen Zusammenbruchs der biologischen Vielfalt nicht länger bewältigen.
Neben dem Auslöschen geliebter Arten und der unschätzbaren genetischen Vielfalt sind auch die Nahrungsmittelversorgung, Gesundheit und Sicherheit der Menschheit in Gefahr. Die Vernichtung von für die Artenvielfalt essenziellen Biotopen findet in der Ferne wie z. B. im Amazonasregenwald, aber vor allem auch vor unserer Haustür z. B. auf der für das nächste Bauprojekt geopferten artenreichen Magerrasenfläche statt.
Laut dem Bundesamt für Naturschutz sind von den 32.000 in Deutschland heimischen Tieren, Pflanzen und Pilzen 30 % bestandsgefährdet und 6 % bereits ausgestorben. Darüber hinaus werden 70 % der Lebensräume als gefährdet eingestuft.
Die im Oktober 2017 veröffentlichte Krefeld-Studie konnte zeigen, dass die Biomasse von Fluginsekten innerhalb von 27 Jahren um 75 % abgenommen hat.
Um diesem Trend entgegenzuwirken und um den Insekten eine Stimme zu geben, rief der am Störmthaler See heimische Verein UferLeben das Jahr 2019 zum Themenjahr Insekten aus und organisierte 2020 den Informationsabend „Blühendes Großpösna“ unter anderem mit einer Lesung von Jan Haft aus dem Buch „Die Wiese – Lockruf in eine geheimnisvolle Welt“.
In Dreiskau-Muckern konnten wir drei unterschiedliche Wiesenbiotope mit einer Größe von fast 14 ha bei der Initiative „Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ registrieren. Dabei handelt es sich um den Gemeinschaftsgarten Dreiskau-Muckern, eine Streuobstwiese und um Pferdekoppeln entlang der Göselaue.
Auch in diesem Jahr geht es hinsichtlich des Insektenschutzes in Dreiskau-Muckern in großen Schritten voran. UferLeben-Mitglied Bettina Achilles startet in diesem Jahr das Blühpaten-Projekt „StattErnte“. Die Landwirtin Bettina Achilles stellt schon seit fünf Jahren eine Fläche von ca. 4 ha ihres Ackerlandes den Insekten als Blühfläche zur Verfügung. Nun soll diese Fläche mit der Aktion „StattErnte“ auf bis zu 10 ha vergrößert werden.
Seit kurzem ist die „StattErnte“-Website online und es können Blüh-Patenschaften für 100 m², 200 m² oder 400 m² übernommen werden. Für jede Patenschaft gibt es neben der Blütenpracht auch ein kleines Dankeschön. Für die 400 m² Patenschaft gibt es beispielsweise die „Nacht in Blütenpracht“. Das heißt, zwei Personen dürfen eine Nacht im Schäferwagen auf der Blühfläche bei Dreiskau-Muckern verbringen. Weiterhin wurde extra eine StattErnte-Honigmischung als Dankeschön kreiert. Die Größe der Blühfläche ist abhängig von der Menge der Patenschaften, die bis zum 10. Mai abgeschlossen werden.
Da im Mai ausgesät wird, werden Patengelder, die später eingehen, erst für die Aussaat im nächsten Jahr verwendet. Ausgesät wird die für unsere Region zusammengestellte Saatmischung „Blühende Landschaft“ von Rieger und Hofmann. Die Patenschaft selber läuft ein Jahr, d. h. immer bis zum Frühjahr des folgenden Jahres. Solange bleibt die Fläche unberührt und kann damit Insekten auch als Winterquartier dienen. Die Blühflächen werden weder gedüngt noch gespritzt.
Momentan ist der Plan, dass jährlich neu ausgesät wird. Perspektivisch sind aber auch mehrjährige Blühflächen angedacht. Um die Vielfalt und Blütenpracht für jeden Paten oder jede Patin erlebbar zu machen, wird eine UferLeben-Bank, erreichbar über einen kleinen Pfad, in der Blühfläche stehen. Zur Bestimmung der vielfältigen Blühpflanzen empfehlen wir die hervorragende und kostenlose App FloraIncognita. Neben den Insekten profitieren natürlich auch Vögel, Reptilien und Säugetiere von der Blühfläche, da sie dort Schutz und Nahrung finden.
Den nächsten Schritt für mehr Vielfalt in der Region hat Bettina in Kooperation mit UferLeben und RegioCrowd auch schon geplant. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Blühfläche soll in diesem Jahr auch ein Wildbienenhotel aus Lehm, welches unter fachkundiger Anleitung von Lehmbauer Christian Hansel aus Dreiskau-Muckern gebaut wird und eine Trockenmauer aus Bruchsteinen entstehen.
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Es gibt 3 Kommentare
Nabend,
ein Profitgedanke möchte ich indirekt unterstellen, außer es hat mit einem Landwirtschaftlichen Betrieb nichts mehr zu tun. Letztendlich möchten alle Landwirte im Haupterwerb (die noch übrig sind), die im Bereich von 40 oder 120 Hektar tätig sind, ihren Lebensunterhalt verdienen.
Natürlich kann man keine ISA Blühflächen anlegen, sondern nur Streifen. Aber ein auf 6m – 20m angelegter Blühstreifen schlägt schon zu buche und lässt sich je nach Schlagaufteilung und Kreativität gut einzeichnen.
Auch wenn wir die 17000m² mal die 0,25 Cent nehmen bin ich immer noch bei 2500€ Euro/ha als “Spendeneinnahme” pro Hektar. Und wenn Sie noch noch Ihre MwSt. abziehen wollen sind es immer noch 2000€. Mit welcher Frucht wollen Sie solch eine Einnahme erziehlen außer Kartoffeln oder Zwiebeln (In guten Jahren)? Mit Mais, Getreide, Raps sicherlich nicht.
Egal. Macht euer Ding!
Lieber Fritz,
schön, wenn gerechnet wird. Nur schade, wenn den Berechnungen falsche Voraussetzungen zugrunde liegen.
Das Blühprojekt StattErnte bedeutet:
Eine bereits seit 5 Jahren als Blühfläche bewirtschaftete Ackerfläche von ca. 40000 m² soll mithilfe von Patenschaften, wie bei StattErnte beschrieben, erweitert werden, d.h. jede eingehende Patenschaft wird zur bereits existierenden Fläche addiert. Mithin ist eine dem jetzigen Stand entsprechende Fläche von ca. 17000 m² dank Patenschaften hinzugekommen. Die entstandene Gesamtfläche von 56825 m² ist demnach derzeit mit einem Anteil von ca. 17000 m² mit Patengeldern finanziert. Dies ändert sich natürlich mit jeder eingehenden Patenschaft. Die Patengelder sind nicht als Spenden zu betrachten, insofern wird die Mehrwertsteuer noch abgezogen.
Die Förderrichtlinie “Insektenschutz und Artenvielfalt” FRL ISA/2021 vom SMUL Sachsen fördert die Anlage von Blühstreifen, nicht von Blühflächen. Es ist eine grundsätzlich sehr zu begrüßende Förderrichtlinie. Sie trifft aber auf das StattErnte-Blühprojekt nicht zu. Da die Förderkriterien nicht erfüllt sind, können auch keine zusätzlichen Fördermittel beantragt geschweige denn ausgezahlt werden. Eine Tatsache, die ohne weiteres überprüfbar ist.
Werden bei einer Patenschaft von 0,25 Euro pro m² alle Abzüge und Ausgaben (Mehrwertsteuer, Saatbettvorbereitung, Aussaat, Saatgut, die Dankeschöns, Versenden der Dankeschöns, Bau und Unterhaltung Schäferwagen, Vorbereitung, Nachbereitung der Übernachtungen, gesamter Verwaltungsaufwand etc.) gegengerechnet, verbleibt am Ende ein Gewinn, der in etwa aus einer durchschnittlichen Ernte erwirtschaftet hätte werden können. Nur das eben beispielsweise kein Mais, sondern nichterntbare Blumen angebaut werden. Viele Patenschaftsprojekte in anderen Regionen finanzieren sich in etwa über den gleichen Betrag. Ein Profitgedanke steckt nicht dahinter, es geht vielmehr um einen Ausgleich für den Landwirt.
Wenn Interesse an einer genauen Berechnung besteht, steht Bettina gern dafür zur Verfügung!
Kontakt über StattErnte.de
Beste Grüße
Stephan Schürer
Ich will mal kurz durchrechnen…
Momentaner Stand: 56825 m². Macht bei 0,25€/m² insgesamt rund 14.206,25 € Spenden.
Hinzu kommt, weswegen das Projekt jetzt lanciert wird, der ISA Anteil. Wenn die volle Fläche beantragt wird sind das pro Hektar 909 €/ha, plus zusätzlich die BPR, GPR und UP mit ca. 280 €/ha.
Das macht zusammen rund 6.756 € für die 5,68 ha.
Also insgesamt 20.962€ für 5,68 ha.
Abzüglich der Kosten für die Blühmischung (6 kg/ha a. 85€/kg)in Höhe von 2896,80 € + Arbeitszeit, drillen, Schröpfschnitt, ein Glas Marmelade, ein Glas Honig. Sagen wir rund 3500€. Macht das einen Gewinn auf die 5,68 ha in Höhe von 17.462 € also 3.074 €/ha. Nicht schlecht!
Man könnte jetzt noch einen Hektar Bienenweide als Greeningmaßnahme abziehen ist aber am Ende auch egal.
Chapeau!