Im OBM-Wahlkampf in Markkleeberg im vergangenen Jahr war es ein großes Thema. Auch hier wurden die nächtlichen Überflüge der Frachtflieger vom Flughafen Leipzig/Halle immer mehr zum Problem. Aber das scheint die Planer für den 500 Millionen Euro teuren Ausbau des Flughafens nicht mal interessiert zu haben. Auch Markkleeberg zeigt sich jetzt sichtlich verärgert über die riesigen Löcher in den Planunterlagen.
Zum Antrag auf die 15. Planänderung des Verkehrsflughafens Leipzig/Halle, auf Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses vom 4. November 2004 für das Vorhaben „Ausbau des Verkehrsflughafens Leipzig/Halle, Stadt- und Landebahn Süd mit Vorfeld“ in der Fassung seiner 14. Änderung vom 12. Juni 2020, hat die Stadt Markkleeberg jetzt ebenfalls ihre Stellungnahme eingereicht.Die Stellungnahme wurde zuvor im Verwaltungs- und Finanzausschuss mit den Stadträtinnen und Stadträten abgestimmt. Und die Stadt Markkleeberg stellt nun fest, dass ihre Belange im laufenden Planfeststellungsverfahren nicht berücksichtigt sind. Denn der Ausbau des Flughafens ist zwangsläufig mit einem erhöhten Aufkommen an Transportflugzeugen über Markkleeberger Stadtgebiet verbunden. Und die gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch wieder im langen Anflug über Markkleeberger Stadtgebiet.
„Aus unserer Sicht müssen die Auswirkungen des Flugverkehrs behandelt werden“, sagt Markkleebergs Oberbürgermeister Karsten Schütze. „Wir befinden uns in einer Bergbaufolgelandschaft, in der sich der Tourismus verbunden mit einer Vielzahl an privaten Investitionen gerade erst entwickelt. Die Gefahr einer massiven Schädigung dieser Entwicklung durch Fluglärm ist unserer Auffassung zufolge bereits abzusehen.“
In der Stellungnahme wird die Stadtverwaltung noch deutlicher. Denn auch in Markkleeberg fehlten bislang belastbare Messungen. Das wurde genauso ignoriert, wie das im größten Teil des Leipziger Stadtgebiets der Fall war. Wer nicht misst, bekommt natürlich auch keine alarmierenden Messwerte.
„Die Auswirkungen auf die Siedlungsentwicklung der Stadt Markkleeberg sind noch nicht abschätzbar. Die bisherige Prognose zu den Auswirkungen beziehen sich überwiegend auf Berechnungen – nicht auf Messungen. In diesem Zusammenhang wurde Ende 2020 eine neue Messstelle zur Fluglärmmessung im Bereich des Markkleeberger Sees errichtet (Standort Kanupark), um eine fundierte Datenbasis zu schaffen. Im Stadtgebiet von
Markkleeberg erfolgten bereits mobile Fluglärmmessung im Jahre 2011 an einem vergleichbaren Standort (Südring 2–4, OT Wachau). Die noch zu erhebenden Daten werden, im Vergleich mit den im Jahre 2011 gewonnenen Daten, Aufschluss über eine eventuelle Lärmsteigerung, insbesondere in den Nachtstunden, liefern“, kann man in der Stellungnahme lesen.
(Wer sie komplett lesen möchte, findet sie hier.)
Und unüberlesbar ist darin auch die Hoffnung, dass es endlich für die ganze Bundesrepublik ein Nachtflugverbot gibt. Denn gerade nachts wird es rund um den Frachtflughafen Leipzig/Halle richtig laut.
„Allgemein ist zu konstatieren, dass es im gesamten Bundesgebiet überwiegend Nachtflugbeschränkungen für Flughäfen bestehen, welche sich in einem verdichteten Siedlungsbereich befinden. Darunter Frankfurt, Dresden, Hamburg, Stuttgart und München“, heißt es in der Stellungnahme.
„Für den Flughafen Halle/Leipzig bestehen derartige Einschränkungen der Betriebsgenehmigungen in keiner derartigen Form, sodass die Belange der Bürger hier nicht ausreichend berücksichtigt sind. Für ein bundeseinheitliches Nachtflugverbot fehlen derzeit die gesetzlichen Grundlagen. Obwohl selbst das Umweltbundesamt für eine Einführung eines Nachtflugverbotes zwischen 22 und 6 Uhr auf stadtnahen Flugplätzen plädiert. Um den Einfluss des Flughafenausbaus auf die Bevölkerung zu minimieren, ist ein Konzept zum vermehrten Einsatz emissionsärmeren Flugzeugen der DHL am Standort Leipzig/Halle zu erarbeiten und umzusetzen.“
Das Wundersame am Flughafen Leipzig/Halle ist tatsächlich, dass es ein Nachtflugverbot gibt: für Passagierflugzeuge. Quasi als Bonbon gab es im Gegenzug die 24-Stunden-Betriebserlaubnis für den Frachtflugverkehr.
Hinweis der Redaktion in eigener Sache
Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.
Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.
Vielen Dank dafür.
Es gibt 2 Kommentare
Der Eindruck kann manchmal entstehen, wenn wir uns sehr intensiv um ein Thema kümmern. Betroffen sind übrigens alle, die in und um Leipzig leben. Entscheidend ist immer, dass die Fakten stimmen. Und da fällt tatsächlich auf, dass praktisch alle, die sich mit diesem Flughafenausbau (teils seit Jahren) befassen, aktuell gegen diese Planungen sind.
Hallo, diese Informationen sind sehr interessant aber ich habe bei allen Artikeln zum Flughafen das Gefühl die persönliche Meinung des Autors zu lesen. Ist der Autor selbst betroffen und berichtet daher sehr ausgiebig darüber? Trotzdem kommt die Komplexität zum Vorschein, was zu begrüßen ist.