Natürlich stimmte eine Sache, die CDU-Stadträtin Jessica Heller am 14. Oktober in der Leipziger Stadtratsdebatte zum Wassertouristischen Nutzungskonzept (WTNK) ansprach: Die Gemeinden im Leipziger Südraum machen einiges anders, bauen viel mehr und größer in der Gewässerlandschaft. Ob das aber in irgendeiner Weise vorbildlich ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn von Erholung bleibt nicht viel übrig, wenn überall neue Straßen und Parkplätze asphaltiert werden. Ein Streitthema direkt vom Störmthaler See.
Der sollte in den ursprünglichem Planungen zum Leipziger Neuseenland einmal einer der ruhigeren Seen werden mit viel Platz zur Erholung und der Natur überlassenen Uferstreifen. Doch an keinem See gibt es mittlerweile so viele Bau- und Erschließungsprojekte. Von einem Seeerlebnis kann am Südufer bald kaum noch die Rede sein. Denn wieder dominiert das alte Autofahrerdenken über den Wunsch von Erholungsuchenden, die Seen gerade deshalb aufsuchen, weil sie hier einmal nicht vom Straßenlärm bedrängt werden.
Schon heute führt um den See ein etwa 23 km langer asphaltierter Rundweg, der von naturbewussten Erholungssuchenden und Freizeitsportlern rege genutzt wird. Das Problem, das die Petition jetzt benennt: „Im Zuge der Planung für ein überregionales Strandbad am Südufer des Sees ist der verkehrstechnische Ausbau des Gebietes (Grunaer Weg sowie Gebiet östlich der Grunaer Bucht) angedacht, um die Entfernung von der S242 bis zum Seeufer zu überbrücken (ca. 500 m). Dies umfasst den Ausbau und Neubau von Straßen für den ÖPNV und Individualverkehr, das Anlegen eines Parkplatzes in Strandnähe für 163 Fahrzeuge sowie das Anlegen einer Buswendeschleife.“
Am Montag, 19. Oktober, um 19 Uhr wird jetzt die Petition „Andere Wege am Störmthaler See – Kein Wegebau für KFZ“ im Rahmen der Gemeinderatssitzung im Rathaus Großpösna übergeben. Von den Petenten wurden 4.791 Unterschriften eingesammelt. Schon um 18:30 Uhr will man sich vor dem Rathaus Großpösna (natürlich unter Beachtung der AHA-Formel – das heißt: Abstand halten, Hygiene beachten und Alltagsmaske) für eine öffentlichkeitswirksame Aktion treffen.
Und mit einiger Besorgnis schaut der Verein UferLeben e. V. jetzt nach Leipzig, wo der Stadtrat am 14. Oktober ein Kunststück fertig brachte, das man von diesem Gremium so eigentlich nicht mehr erwartet hätte.
Binnen 30 Sekunden wurde die auch von UferLeben e. V. mitunterstützte Petition „Bauen und Natur erhalten“ mit über 6.000 Unterschriften ohne jegliche Konsequenzen vom Leipziger Stadtrat abgefrühstückt.
Die logische Folgerung: Bürgerinteressen brauchen ein deutliches Mehr an Öffentlichkeit im Kampf für die Natur. Am 30. September wurde wieder eine neue Dialogfassung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie vom Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung beschlossen.
„Das Handwerkszeug für eine nachhaltige Entwicklung ist seit Jahren vorhanden und wird regelmäßig upgedatet“, sagt Dr. Stephan Schürer, Vorstandsvorsitzender des UferLeben e. V. „Die Theorie geht leider wie viel zu oft an der grauen Realität vorbei. Nachhaltigkeitsbeauftragte zu installieren ist schön. Wenn sich diese gegen die Verwaltung/Politik nicht durchsetzten können, ist es traurig und am Ende nutzlos.“
Und so hofft er am Montag auf ein zahlreiches Erscheinen von Naturengagierten und auf eine gelungene und öffentlichkeitswirksame Übergabe und auf ein weiterhin naturbelassenes Ufer des Störmthaler Sees. Wozu es freilich das positive Votum des Gemeinderats braucht.
Am Störmthaler See wird der erste Biwakplatz für Kanuten gebaut
Am Störmthaler See wird der erste Biwakplatz für Kanuten gebaut
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