Am 17. Oktober wandte sich die Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“ mit einem „Antrag auf Terminverschiebung“ an die Staatsregierung. Das Schreiben machte sie auch öffentlich. Sie verwies dabei auch auf die Petition gegen den weiteren Ausbau des Frachtflughafens Leipzig/Halle. Die Petition wendet sich gegen die Pläne, den Frachtflughafen für rund 500 Millionen Euro auszubauen. Jetzt gibt es erst einmal eine kleinere Baumaßnahme, bestätigt der Flughafen.

Beim Schreiben der Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“ geht es um das Planfeststellungsverfahren für das Vorhaben „Ausbau des Verkehrsflughafen Leipzig/Halle, Start- und Landebahn Süd mit Vorfeld“ – 15. Planänderung. Das heißt: Es beschreibt eine deutliche Ausweitung der Frachtflugkapazitäten. Was alles gebaut werden soll, um die Frachtflugkapazitäten in Leipzig/Halle deutlich auszuweiten, beschreibt die Mitteldeutsche Flughafen AG mit Stand August 2019 auf ihrer Website.

Der Ausbau würde nicht nur eine Ausweitung der nächtlichen Fluglärmbelastung bedeuten, sondern auch einen massiv steigenden Kohlendioxidausstoß. Schon heute hat der Flughafen höhere CO2-Emissionen als die angrenzende Großstadt Leipzig. Im Angesicht der rasanten Klimaerwärmung und den absehbaren Folgen ist so ein Ausbau des Frachtflugbetriebs geradezu kontraproduktiv. Ab dem 16. November liegen die Planunterlagen öffentlich aus. Aber aus den Erfahrungen mit der Öffentlichkeitsbeteiligung in den Jahren 2003 und 2004 befürchtet die Bürgerinitiative auch diesmal, dass Bürgereinwände kein Gehör finden werden.

Das Schreiben der Bürgerinitiative:

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Landesdirektion Sachsen hat angekündigt, dass ab 16.11.2020 die Unterlagen für o.g. Planfeststellungsverfahren für 4 Wochen ausgelegt werden.

Mit dem geplanten Ausbau werden die gesundheitlichen Belastungen der 1,5 Mio.1 vom Fluglärm betroffenen Anwohner und die aktuell bei 2 Mio. Tonnen liegenden CO2- Emissionen des Flughafens dramatisch steigen.

Im Planfeststellungsverfahren 2003/2004 und im Planfeststellungsbeschluss von 2004 2 wurden die Anwohner in mehreren Veranstaltungen von DHL und dem Flughafen nicht bzw. falsch über die gesundheitlichen Belastungen des DHL-Nachtfluglärmes informiert (z. B. „Keiner wird nachts aufwachen“, „Leipzig wird umflogen“, die Starts/Landungen werden gleichmäßig verteilt, usw.). Gleiches hat sich Anfang des Jahres in den DHL-/Flughafen-Informationsveranstaltungen wiederholt. Die Presse hat darüber berichtet.

Wir möchten deshalb in div. Informationsveranstaltungen mit bis zu 100 Teilnehmern die Anwohner über die Folgen dieses Frachtflugausbaus für die Bevölkerung und die Umwelt informieren. Aufgrund der aktuellen und noch zu erwartenden Corona-Einschränkungen wird das aber genauso wenig möglich sein, wie die uneingeschränkte Einsichtnahme der Auslegungsunterlagen in behördlichen Räumlichkeiten vor Ort. Wir bitten Sie deshalb, den Beginn des Planfeststellungsverfahrens auf die Zeit nach den Corona-Beschränkungen zu verschieben.

Wir bitten um zeitnahe Bearbeitung dieses Antrages.

Und was soll jetzt gebaut werden?

Am 19. Oktober wurde eine neue Ausschreibung das Flughafens über „Bauarbeiten für Flugzeugabstellflächen“ bekannt. Bis zum 4. November sollen Angebote oder Teilnahmeanträge für eine neue „GU-Abstellfläche östlich Apron 2“ eingereicht werden.

Apron 2 ist die Flugzeugabstellfläche am westlichen Ende der Startbahn Süd. Sie ist also aus Sicht des Flughafens mittlerweile zu klein, um alle zwischenzeitlich geparkten Flugzeuge aufzunehmen. An ihrem östlichen Ende soll sie jetzt deshalb erweitert werden.

„Am Flughafen Leipzig/Halle besteht im Bereich der südlichen Vorfeldflächen kurzfristig Bedarf, zusätzliche Abstell- und Abfertigungsflächen zu schaffen“, heißt es in der Ausschreibung. „Daher beabsichtigt die Flughafen Leipzig/Halle GmbH (FLHG) östlich der vorhandenen Vorfeldfläche Apron 2 eine zusätzliche Vorfeldfläche mit dem Ziel zu errichten, kurzfristig eine möglichst multifunktional nutzbare Fläche zu schaffen, auf der eine möglichst große Anzahl an Luftfahrzeugstandplätzen, auch in wechselnder Aufstellungskonfiguration einschließlich Abfertigungsflächen, möglich ist. Des Weiteren ist die Umverlegung einschließlich Neubau einer Betriebsstraße notwendig.“

Aber hinter der Ausschreibung steckt sichtlich enormer Druck. Denn nicht nur sollen die Angebote bis zum 4. November vorliegen – ab dem 27. Januar 2021 könnte schon gebaut werden: „Aufgrund von Nutzeranforderungen steht für die Leistungserbringung nur ein Zeitfenster bis 30.09.2021 zur Verfügung. Die zu errichtenden Flächen müssen spätestens zu diesem Zeitpunkt in Betrieb gehen.“

Aber wie groß soll die neue Abstellfläche eigentlich werden?

„Die Ausschreibung bezieht sich auf eine 20.000 qm große Ergänzungsfläche östlich des Vorfelds 2 im Frachtbereich Süd des Flughafens Leipzig/Halle“, teilt uns Evelyn Schuster, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit des Leipzig/Halle Airport, mit. „Je nach Flugzeuggröße können auf dieser dann zwei bis vier Flugzeuge abgestellt werden.“

Und dass man hier so schnell bauen kann, hat damit zu tun, dass schon Baurecht besteht.

„Für die Ergänzungsfläche besteht Baurecht, von dem wir jetzt aufgrund des wachsenden Bedarfs unserer Kunden an Abstellflächen Gebrauch machen“, so Evelyn Schuster. „Das Vorfeld 2 wird von allen Airlines genutzt, die in diesem Bereich Fracht umschlagen.“

Das sind unter anderem Swissport und DHL. Die Bauarbeiten sind für den Zeitraum April bis September 2021 geplant.

Petition will die Ansiedlung eines Logistikzentrums für Militärhubschrauber am Flughafen Leipzig/Halle verhindern

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