Einen ersten Erfolg auf einem langen Weg feiert die Bürgerinitiative Markkleeberg-Ost: Seit über acht Jahren kämpft sie darum, dass es keine neue Straße (S 46) durch die Markkleeberger Weinteichsenke gibt und dieses Stück Natur endlich auch auf Markkleeberger Gebiet unter Naturschutz gestellt wird. Am 10. Juni schwenkte die Stadt Markkleeberg auf das Anliegen ein. Nur ein Punkt ist noch offen, den der Stadtrat noch entscheiden muss.

Die Stadtverwaltung Markkleeberg und die Fraktionen des Markkleeberger Stadtrates plädieren gemeinsam für ein Landschaftsschutzgebiet Weinteichsenke, teilte die Markkleberger Stadtverwaltung am Mittwoch, 10. Juni, mit. Das Schutzgebiet sollte sich an das auf Leipziger Gemarkung bestehende Landschaftsschutzgebiet Lößnig-Dölitz anschließen.

Aktiv geworden ist die Bürgerinitiative vor acht Jahren, als Pläne wieder in die Diskussion zurückgekehrt waren, die S 46 als Umgehungsstraße durch die Weinteichsenke zu verlegen und damit das einmalige Gebiet um den Weinteichgraben irreparabel zu verbauen.

Doch von den Plänen ist Markkleeberg abgerückt: Die Stadtverwaltung Markkleeberg und die Fraktionen des Markkleeberger Stadtrates plädieren gemeinsam für ein Landschaftsschutzgebiet Weinteichsenke.

„Eine Schutzgebietsausweisung ist grundsätzlich sinnvoll. Wir möchten den Markkleeberger Bürgerinnen und Bürgern damit aber auch Ängste vor einer Bebauung der Weinteichsenke nehmen“, erklärte am Mittwoch Oberbürgermeister Karsten Schütze (SPD). Der Antrag zur Unterschutzstellung der Weinteichsenke müsse vom Landratsamt in einem förmlichen Verfahren bearbeitet werden. „Der konkrete Flächenumgriff wird mit dem Landkreis Leipzig und dem Stadtrat zu diskutieren sein“, so Schütze weiter. Bestehende Nutzungen, zum Beispiel Landwirtschaft, sollen berücksichtigt werden.

Davon unbenommen bleibe freilich die Diskussion im Rahmen der Änderung des Flächennutzungsplanes, der jetzt im Markkleeberger Stadtrat stattfindet. Denn eine darin angedachte Bebauung eines Randstreifens in der Rilkestraße hatte in den vergangenen Monaten für Unruhe unter den Anwohnern gesorgt. Ob die Ratsfraktionen diesem Ansinnen folgen, ist noch offen. Aus Sicht der Bürgerinitiative gehört auch dieser Randstreifen zum Einzugsgebiet des Weinteichgrabens und sollte auf keinen Fall versiegelt werden.

„Der Stadtrat wird letztlich darüber befinden“, betonte Schütze. Für den Trassenkorridor S 46, der Bestandteil des derzeit noch rechtskräftigen Flächennutzungsplanes ist, zeichnet sich hingegen ab, dass die Straße im neuen Flächennutzungsplan nicht weiter verfolgt wird.

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Update, 1. Juni:

Stellungnahme der Bürgerinitiative Markkleeberg-Ost zur Pressemitteilung der Stadt Markkleeberg vom 10.6.2020 „Weinteichsenke soll Landschaftsschutzgebiet werden – keine S46“

Ein erster Schritt in die richtige Richtung

Die Bürgerinitiative Markkleeberg-Ost begrüßt die Absichtserklärung der Stadt Markkleeberg zur Unterschutzstellung der Weinteichsenke.
Bedenklich finden wir jedoch das ausdrückliche Festhalten der Stadt Markkleeberg an einer optionalen Bebauung der Rilkestraße, die tief in die Weinteichsenke einschneiden würde. Unsere Bürgerinitiative möchte verhindern, dass erst die Planierraupen anrollen und danach nur die Reste, die noch übrigbleiben, geschützt werden. Unser Anliegen der Unterschutzstellung der Weinteichsenke in ihrem gegenwärtigen Umfang sehen wir bestätigt durch den aktuellen Bericht zur Lage der Natur des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), in dem neben der Ausweisung von Schutzgebieten auch weiträumige Pufferzonen empfohlen werden.

Die Stadt Markkleeberg hatte in den zurückliegenden Jahren mit mehr als 200 Hektar einen der höchsten Siedlungs- und Verkehrsflächenzuwächse in Westsachsen (Umweltbericht zum Regionalplan Leipzig-Westsachsen [Stand 03/2020], S. 13). Die Weinteichsenke stellt die letzte im Süden von Leipzig naturnah erhaltene Bachaue zur Pleiße hin dar. Hier entsteht wichtige Kaltluft zur Kompensation städtischer Überwärmung. In der Senke leben viele streng geschützte Tier- und Pflanzenarten. Eine Bebauung an der Rilkestraße zerstört nicht zuletzt die landschaftliche Erlebniswirksamkeit und widerspricht damit den Zielen eines Landschaftsschutzgebietes. Auch die historische Kulturlandschaft als Stätte der Völkerschlacht wäre zerstört.

Die Bürgerinitiative hofft, dass Markkleeberg den Herausforderungen des Klimawandels auch durch modernen Natur- und Landschaftsschutz begegnet und auf jegliche Bebauung der Weinteichsenke verzichtet.

 

Machen Sie die Weinteichsenke endlich zum Naturschutzgebiet

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