Am Montag, 22. Juni, gab es in Halle zwar noch nicht den Startschuss für den geplanten Radschnellweg von Halle nach Leipzig, aber die Vorstellung der Machbarkeitsstudie. Die bestätigt einerseits noch einmal das hohe Nachfragepotenzial, andererseits aber auch, dass drei Varianten ingenieurtechnisch machbar sind, dass der Weg also keine Utopie ist, sondern ein Projekt, das länderübergreifend machbar ist.

In Auftrag gegeben hatten die Potenzial- und Machbarkeitsstudie die Metropolregion Mitteldeutschland und die beiden Städte Leipzig und Halle. Die Projektpartner wollen das länderübergreifende Vorhaben für klimafreundliche Pendlermobilität gemeinsam realisieren.

Die Potenzial- und Machbarkeitsstudie wurde auf einer Pressekonferenz in Halle (Saale) der Öffentlichkeit vorgestellt. Gleichzeitig unterzeichneten die rund ein Dutzend Projektpartner eine Absichtserklärung, in der sie sich zu den Zielen und zur gemeinsamen Umsetzung des länderübergreifenden Vorhabens bekennen. Denn jetzt geht es darum, das nötige Geld zusammenzubekommen, eine Summe, die je nach Streckenvariante zwischen 35 und 46 Millionen Euro liegt.

„Mit dem geplanten Radschnellweg zwischen Halle (Saale) und Leipzig wollen wir ein innovatives Angebot für die klimafreundliche Pendlermobilität zwischen den beiden eng verflochtenen Städten realisieren. Insbesondere die Anbindung der wachsenden Gewerbegebiete rund um den gemeinsamen Flughafen Leipzig/Halle bietet die Chance, tausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für den Umstieg auf das Fahrrad auf ihrem täglichen Arbeitsweg zu gewinnen“, erklärt Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und 1. Vorsitzender der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland.

„Mit dem ersten ostdeutschen Radschnellweg zwischen unseren beiden Städten wollen wir ein Signal für das Zusammenwachsen in der Metropolregion Mitteldeutschland setzen und ein deutschlandweites Leuchtturmprojekt zur Förderung des Radverkehrs etablieren. Mit der jetzt vorliegenden Machbarkeits- und Potenzialanalyse haben wir den Grundstein für das länderübergreifende Vorhaben gelegt, das wir nun gemeinsam mit den Partnern und den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort voranbringen wollen“, betont Dr. Bernd Wiegand, Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale) und Vorstandsmitglied der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland.

Im Rahmen der durch die Städte Leipzig und Halle (Saale) beauftragten und durch den Freistaat Sachsen und das Land Sachsen-Anhalt geförderten Studie wurden insgesamt 16 Trassenvarianten für den Radschnellweg in einem rund acht Kilometer breiten Korridor zwischen den Hauptbahnhöfen Leipzig und Halle (Saale) untersucht. Im Ergebnis wurden drei Streckenverläufe ermittelt, bei denen die zu erwartende Mindestauslastung von 2.000 Radfahrenden pro Werktag in weiten Teilen vorliegt und die baulichen Anforderungen an Radschnellwege umsetzbar sind.

Ein Problem, das ein flottes Durchfahren im Rennfahrertempo freilich ausbremst, sind die vielen Knotenpunkte, da man ja durch ein dicht bebautes und vernetztes Gebiet fährt, wo es Straßen, Schienen und Kreuzungen zu queren gilt. 44 bis 50 solcher zu passierende Knoten gibt es auf jeder Strecke.

Auf Leipziger Gebiet soll die Radroute auf der Westseite des Hauptbahnhofs beginnen und von dort immer an der S-Bahn-Strecke entlang durch das dortige Neubaugebiet und das Neubaugebiet Eutritzscher Freiladebahnhof und weiter über die Blochmannstraße führen.

Aber auch wenn einige Wegstücke heute schon als Radweg ausgebaut sind, genügen die Standards nicht für einen Radschnellweg – hier muss also baulich viel verändert werden und mehrere Straßen, über die die Route nach Möckern, Wahren, Lützschena führt, müssen zur Fahrradstraße umgewidmet werden.

Zu den Qualitätsstandards gemäß des Arbeitspapiers „Einsatz und Gestaltung von Radschnellverbindungen“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV), die angewendet werden sollen, gehören unter anderem eine möglichst direkte, kreuzungsfreie und vom Auto- sowie Fußgängerverkehr getrennte Linienführung sowie eine ausreichende Breite und hohe Belagsqualität, die eine sichere Befahrbarkeit auch bei höheren Geschwindigkeiten ermöglichen. Wofür auch die Mindestbreite von 4 Metern wichtig ist.

Für die drei im Detail untersuchten Strecken ermittelten die beauftragten Planungsbüros auch die möglichen Gesamtkosten der rund 36 Kilometer langen Verbindung. Diese belaufen sich je nach Streckenführung auf 35 bis 46 Millionen Euro.

Das länderübergreifende Vorhaben wird durch eine Steuerungsgruppe unter Federführung der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland koordiniert. Zu den Mitgliedern des Gremiums gehören Vertreter der Städte Leipzig, Halle (Saale), Schkeuditz und der Gemeinde Kabelsketal, der Landkreise Nordsachsen und Saalekreis, des Planungsverbandes Westsachsen und der Regionalen Planungsgemeinschaft Halle, des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) sowie des ADFC Sachsen-Anhalt und des ADFC Leipzig. Die Projektpartner unterzeichneten einen „letter of intent“, in dem sie sich zu einer gemeinen, schnellstmöglichen Planung und Realisierung des Radschnellwegs Halle-Leipzig bekennen.

Ab sofort informiert die Webseite www.radschnellweg.org über den aktuellen Stand und den weiteren Fortschritt des Projektes. Als einer der nächsten Schritte ist eine breit angelegte Information und Beteiligung der Bevölkerung zum Radschnellweg Halle-Leipzig vorgesehen, um die Wünsche und Ideen der Bürgerinnen und Bürger der Region frühzeitig in die weitere Ausgestaltung des Vorhabens einfließen zu lassen.

2020 will das Planungsdezernat Vorschläge für fünf Radschnellwege rund um Leipzig machen

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