Die Hinweise auf eine erneute Dürreperiode wie 2018 und 2019 mehren sich. Umso größer ist die Bedeutung kleiner innerstädtischer Öko-Habitate wie der Weinteichaue zwischen Markkleeberg und Leipzig. Sie ist nicht nur Frischluftschneise, sondern auch eines der letzten naturnahen Gebiete im Einzugsgebiet der Pleiße mit dem Weinteichgraben. Während noch nicht klar ist, ob der Markkleeberger Stadtrat weitere Bebauungen in der Weinteichaue zulässt, kämpft die Bürgerinitiative Markkleeberg Ost darum, den Weinteichgraben zu renaturieren.

Für die Bürgerinitiative Markkleeberg-Ost ist Corona keine Ausrede zur Inaktivität. In einem Schreiben an das Landratsamt des Landkreises Leipzig, genauer das dortige Umweltamt, mahnt die Bürgerinitiative jetzt die bereits Anfang 2018 in einer Gewässerschau festgelegten Maßnahmen zur ökologischen Sanierung des Weinteichgrabens vor allem in Höhe der Clara-Wieck-Straße an.

„Solche Maßnahmen sind sogar gesetzlich vorgeschrieben“, betont Birk Engmann von der Bürgerinitiative Markkleeberg Ost. „Erstaunlich ist, dass weder bezüglich der Gewässerschau 2018 zum Weinteichgraben noch des Unterschutzstellungsantrages von 2017 für die Weinteichsenke etwas geschehen ist. Ein ungutes Gefühl hinsichtlich demokratischer Abläufe hinterlässt die jahrelange Untätigkeit der Behörde vor dem Hintergrund der Bebauungsabsichten seitens der Stadt Markkleeberg.“

Der komplette Brief vom 29. April 2020:

Renaturierung Weinteichgraben, Markkleeberg

Sehr geehrte Damen und Herren,

angesichts der sich abzeichnenden erneuten Dürreperiode in unserer Region im dritten Jahr in Folge gewinnen die kleineren, stadtnahen Naturhabitate an herausragender Bedeutung. Diese dienen nicht nur als Rückzugsgebiete für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, sondern auch dem Mikroklima in dicht besiedelten Gebieten als Kaltluftentstehungsgebiete und -schneisen. Wenngleich dies von vielen Gemeinden und Städten längst erkannt ist, steht die Unterschutzstellung des Markkleeberger Teils der Weinteichsenke trotz Antragstellung im Jahre 2017 immer noch aus.

In einer der letzten Pleißebachauen der Region führte der Weinteichgraben auch in den Dürremonaten der Jahre 2018 und 2019 (2019 bis Ende September) Wasser! Für den Markkleeberger Teil des Habitats steht bei der Überarbeitung des Flächennutzungsplans nun sogar Wohnbebauung und leider auch wieder Straßenbau (Trasse Seenallee–Wachau) zur Diskussion, während der kleinere Leipziger Teil schon seit über 20 Jahren unanfechtbar Landschaftsschutzgebiet ist.

Reste einer Betonbrücke am Weinteichgraben. Foto: BI Markkleeberg-Ost
Reste einer Betonbrücke am Weinteichgraben. Foto: BI Markkleeberg-Ost

Die schutzwürdige Aue wird wesentlich durch den Weinteichgraben geprägt. Dieser ist aber an mehreren Stellen aus ökologischer Sicht erheblich beeinträchtigt. Ende Januar 2018 fand deswegen eine umfassende Gewässerschau des Landratsamts statt. Im Gebiet der Clara-Wieck-Straße beeinträchtigen mehrere große, ruinöse Betonverbauten das Bachufer, darunter eine zerstörte Betonbrücke der alten Gärtnerei. Hinzu kommen von Erde überdeckte Betonplatten und Plastikfolie im Südufer des Baches.

Das Südufer ist überdies infolge der vom schnurgeraden Verlauf des Gewässers ausgelösten Auskolkung ständig von Abbrüchen bedroht. Am Feldrand fehlt eine standortgerechte Bepflanzung des Bachlaufs (§39 Abs. 1 Nr. 2 WHG, §31 Abs.Nr. 1, 4 SächsWG). In diesem Abschnitt ist der Bach zu einem bloßen Entwässerungsgerinne verkommen. Hier sind sowohl das Erscheinungsbild als auch die ökologische Funktion offenkundig stark beeinträchtigt.

Keine der in der Gewässerschau festgelegten Maßnahmen ist jedoch bisher in Angriff genommen worden. Ein Grund dafür ist nicht ersichtlich, denn Eigentümer des Südufers und des daran angrenzenden Ackers ist die Stadt Markkleeberg selbst, die auch gewässerunterhaltungspflichtig ist.

Obwohl kleinere Fließgewässer in „ausgeräumten“ Nutzlandschaften oftmals die letzten Restspielräume für sinnvolles Naturschutzhandeln verkörpern, scheint es der Stadt Markkleeberg aber sowohl am Wissen als auch am Willen zur Umsetzung der (bescheidenen) Maßnahmen der Gewässerschau zu fehlen. Auch wenn der Weinteichgraben weit vom wünschenswerten Zustand entfernt ist, kann der Beginn mit seiner Renaturierung vergleichsweise viel wertvoller für die gesamte „Landschaftsbiologie“ (Arten, Biozönosen, Naturhaushalt) und das Landschaftsbild sein als eine Renaturierung bei z. B. vormals hochintensiv genutzten Ackerflächen.

Einhergehend mit der aus unserer Sicht alternativlosen, dringenden Unterschutzstellung des Habitats Weinteichsenke sollten zeitnah erste Sanierungsmaßnahmen des Fließgewässers in Übereinstimmung mit den Festlegungen der Gewässerschau 2018 beginnen. Aufgrund der guten Zugänglichkeit für technisches Gerät und des Abstandes zu Personengruppen können die Maßnahmen jahreszeitunabhängig und auch während der Corona-Einschränkungen durchgeführt werden.

Des Weiteren liegt in der Nähe des Fahrradweges, der von Markkleeberg-Ost entlang des Weinteichwäldchens nach Wachau führt, rund 400m von der Dösener Straße entfernt, noch ein großes, rostiges Fragment einer Rohrleitung (Entwässerung Tagebau?). Dieses ist nur maschinell zu bergen, liegt aber direkt am asphaltierten Radweg. Mit seinen scharfen Kanten stellt dieses stark korrodierte Rohr eine Gefährdung für spielende Kinder dar. Außerdem lädt es zu weiterer Abfallablagerung förmlich ein.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

die Bürgerinitiative Markkleeberg-Ost

SPD-Stadtrat versichert: Es gibt keine Notwendigkeit einer verlängerten S46 durch die Weinteichsenke

SPD-Stadtrat versichert: Es gibt keine Notwendigkeit einer verlängerten S46 durch die Weinteichsenke

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