Am 22. März freute sich Umweltminister Wolfram Günther über die Ausrufung der Weißen Elster als Flusslandschaft des Jahres durch die NaturFreunde Deutschlands und den Deutschen Angelfischerverband. Bei der Gelegenheit verkündete er auch, dass die Staatsregierung mit dem Auenprogramm in diesem Jahr nach Möglichkeit bis zu sieben Millionen Euro bereitstellen will, um die sächsischen Auenlandschaften zu entwickeln. Aber was davon wird wirklich an der Weißen Elster passieren, die ja auch auf 23 Kilometer Länge durch Leipzig fließt?

Und es sind nicht die unproblematischsten Teile. Seit über 100 Jahren wurde hier massiv in das Flussregime eingegriffen, nicht nur, um den Hochwasserschutz der wachsenden Großstadt technisch handhabbar zu machen, dessen zentraler Teil das Palmgartenwehr, das Elsterbecken und die Neue Luppe sind, über die die Hochwassermassen schnell abgeleitet werden können, sodass die innere Stadt trocken bleibt.

Im Umfeld dieser Bauwerke wurde übrigens die Alte Elster bis 1926 verfüllt. Damit war auch die Hochwassergefahr für die Stadt deutlich gemildert.

Aber da, wo es nicht um den Schutz der Siedlungen geht, stehen die Zeichen längst wieder auf einer Renaturierung der Flüsse. Und dafür ist es Umweltminister Wolfram Günther gelungen, Gelder aus dem im Januar von der Staatsregierung beschlossenen Sofortprogramm Start 2020 zu sichern. „Und es ist ein wichtiges Anliegen aus dem Koalitionsvertrag“, so Günther.

Aber was genau soll von dem Geld jetzt direkt an der Weißen Elster passieren?

Drei Vorhaben – insbesondere Renaturierungsmaßnahmen und Maßnahmen zur ökologischen Retentionsflächengewinnung – in der Weiße-Elster-Aue von Pegau bis Leipzig-Schkeuditz kann das Umweltministerium schon genauer benennen.

Dazu gehört die Renaturierungsmaßnahme „Dynamische Aue“ im Ratsholz im südlichen Leipziger Auwald , die der Freistaat Sachsen mit 400.000 Euro finanziert. Durchgeführt wird das Projekt von der Stadt Leipzig, die hier schon seit 20 Jahren mit der Paußnitzflutung ausprobiert, wie sich im Auwald hinterm Deich wieder ein natürliches Flutungsregime herstellen lässt. Dafür wird jedes Jahr zwei Wochen lang die Paußnitz geflutet. Aber das ergibt immer nur ein stehendes Gewässer. Um hier wenigstens so etwas wie eine Fließdynamik zu erzeugen, müssen dauerhaft wieder alte Fließgewässer bespannt werden.

Was leichter wird, weil die Landestalsperrenverwaltung den Deich am Elsterflutbett in diesem Bereich sowieso entwidmet.

Geld aus dem Sofortprogramm gibt es auch für die Renaturierungsmaßnahme „Wiedervernässung der Nord-West-Aue“ im nördlichen Leipziger Auwald durch die Landestalsperrenverwaltung des Freistaats Sachsen (LTV), immerhin 160.000 Euro. Davon kann man nichts bauen und auch keine Deiche zurückverlegen. Aber man kann damit jene Untersuchungen starten, mit denen die Grundlagen für eine künftige Öffnung der Nordwestaue geschaffen werden können.

Etwas weiter ist man da schon in Pegau: Dort gibt es 1 Million Euro für die Vorbereitung der Wiedergewinnung großer Retentionsflächen in der Aue der Weißen Elster bei Pegau. Finanziert werden kann damit die Vorplanung und der strategische Grunderwerb durch die LTV.

Auch das ist nur ein erster Schritt: Die eigentlichen Renaturierungsarbeiten werden natürlich teurer.

Das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft dazu: „An allen Weiße Elster-Projekten in Zuständigkeit der LTV ist entsprechend Personal- und Finanzmittelverfügbarkeit 2020 ff. zu arbeiten. Die Gesamtkosten für Maßnahmen in Pegau sind erst mit weiterem Planungsfortschritt genau bestimmbar. Die zeitliche Umsetzung hängt dann vom Planungs- und Genehmigungsfortschritt und dem einvernehmlichen Handeln aller Beteiligten ab. Daher können wir sie noch nicht belastbar benennen. Die Wiedergewinnung von Retentionsflächen an der Weißen Elster bei Pegau ist auch Bestandteil des sächsischen Auenprogramms.“

Der elend lange Weg zu einer Renaturierung der Flüsse in Sachsen

Der elend lange Weg zu einer Renaturierung der Flüsse in Sachsen

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