Das geht so nicht. Schon vor über 20 Jahren war eigentlich geklärt, welche Seen im Leipziger Neuseeland für touristische Angebote genutzt werden sollen und welche der natürlichen Entwicklung überlassen werden sollten. Zu letzteren gehört der Bockwitzer See bei Borna. Doch mit der Entscheidung, hier den Bau eines großen Surfparks zu ermöglichen, hat der Bornaer Stadtrat das einfach ignoriert. Jetzt schaltet sich der NABU Sachsen ein.
Ein Hauch von Kalifornien wehte durch die Stadtratssitzung der Großen Kreisstadt Borna am 6. Februar. Der Stadtrat hat am diesem Tag die Änderung eines Bebauungsplanes zur Errichtung eines „Zentrums für ökologisch nachhaltigen Tourismus und Leistungssport im Leipziger Neuseenland“ am Bockwitzer See beschlossen. Die Surfpark Deutschland GmbH kann somit ihre Planungen vorantreiben – eine absolute Farce, findet der NABU Sachsen.
„Der Bockwitzer See ist der einzige Tagebaurestsee südlich von Leipzig, der eine natürliche, vom Menschen weitgehend ungestörte Entwicklung genommen hat“, erklärt Landesvorsitzender Bernd Heinitz.
„Dies schlägt sich nieder in der Ausweisung eines Naturschutzgebietes, eines europäischen Fauna-Flora-Habitat-Gebietes und schließlich eines Europäischen Vogelschutzgebietes. Besondere Schutzwürdigkeit kommt dabei der Förderung der Unzerschnittenheit und der Vermeidung von inneren und äußeren Störeinflüssen auf das Gebiet zu.“
Lothar Eißmann und Frank W. Junge schreiben in ihrem maßstabsetzenden Buch „Das Mitteldeutsche Seenland. Der Süden“ dazu: „Der größte Teil des Bockwitzer Sees einschließlich seines Umfeldes hat sich mit einer Fläche von etwa 545 Hektar zu einem der größten Naturschutzgebiete Sachsens entwickelt, mit einer unglaublichen Artenvielfalt an Fauna und Flora. Über 180 Vogelarten, zwölf Amphibienarten, vier Reptilienarten, 31 Libellenarten, 20 Heuschreckenarten und fast 400 Arten der Höheren Pflanzen konnten von dem Gebietsbetreuer, der nahe gelegenen Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Borna-Birkenhain e. V., festgestellt werden.“
Keine der bisherigen Planungen im Neuseenland sieht an diesem See etwas anderes vor als naturnahe Freizeitaktivitäten, nicht einmal die Investitionsplattform für die Region Leipzig. Lediglich am Nordstrand ist ein Badestrand vorgesehen, aber auch der erst, wenn die Wasserqualität stimmt.
Die Vorgänge erinnern an die Ereignisse am Werbeliner See, als Investoren versuchten, insbesondere die Stadt Delitzsch zum Einknicken zu bringen, um touristische Angebote am See zu ermöglichen, der aber seit seiner Flutung immer als Refugium für die Natur und insbesondere die Wasservögel der Region vorgesehen war.
Doch wenn Investoren mit Geldscheinen winken, werden Bürgermeister schwach, verabreden sich gar noch zur Demonstration am Seeufer, ganz so, als würde die Region nun ausgerechnet von den versprochenen Saisonarbeitsplätzen am See profitieren und würden die Delitzscher und Bornaer nur darauf warten, Sommer für Sommer ein bisschen jobben zu dürfen.
Das geltende Naturschutzrecht wird dabei einfach ignoriert. Der Werbeliner See wurde nach dieser Aktion endlich ganz unter Schutz gestellt.
Nun geht dasselbe Spiel am Bockwitzer See los, soll ein Surfpark mit riesigem Parkplatz und Ferienhäusern entstehen, der unter Garantie dafür sorgen wird, dass es mit der Schonung für die Tierwelt am See gründlich vorbei sein wird.
Und diese Störungen sind massiv zu befürchten, betont der NABU Sachsen. Neben einem sogenannten Wavepool mit einem Fassungsvermögen von 25.000 Kubikmetern sollen noch 60 Chalets mit 240 Betten, 100 Campingplätze sowie 50 Stellplätze für Wohnmobile sowie ein Shopping-, Bekleidungs- und Equipmentstore, ein Fitnesscenter und ein Spielplatz entstehen. Darunter erheblich leiden würden unter anderem störungsempfindliche Vogelarten wie Rothalstaucher und Tüpfelralle.
„Es gibt bereits genügend erschlossene Seen im Südraum Leipzig mit entsprechenden Freizeitangeboten. Es müssen sich aber auch Teile der durch Braunkohleabbau geschundenen Landschaft zu unbelasteten Naturräumen entwickeln können“, fordert Bernd Heinitz. Dass das am Bockwitzer See so bleibt, dafür werde sich der NABU Sachsen jetzt mit aller Kraft einsetzen.
Bornaer Stadtrat öffnet den Weg zum Bau eines riesigen Surfparks am Bockwitzer See
Bornaer Stadtrat öffnet den Weg zum Bau eines riesigen Surfparks am Bockwitzer See
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Der hohe Schutzstatus, insbesondere die Ausweisung als europäisches Schutzgebiet lässt eine andere Nutzung, wie zum Beispiel Surfpark etc. sowieso nicht zu. Im Extremfall, den nationale Gerichte schon vorher abwenden werden, entscheidet der EUGH gegen das Projekt. Keine Angst.