Für viele Leipziger ist die Dübener Heide der Wald fürs Wochenende – Wandern, Biber und Kraniche beobachten. Mittlerweile gibt es auch Wölfe im Revier. Und kaum einer wollte es glauben – nach dem heißen und trockenen Sommer regnete es im September doch noch. Auf einmal waren Pilze da und jede Menge PKW mit L-Kennzeichen am Lutherstein, an der Köhlerei und an der Schönen Aussicht bei Bad Schmiedeberg.
Wie früher konnte man meinen, denn schon lange vor der Wende hatten die Leipziger die Dübener Heide für sich entdeckt und waren gern gesehene Besucher. Fast wie früher, denn dem Wald fehlt der Regen der beiden letzten Jahre und man sieht es ihm an. Was die Bitterfelder Kohlebagger bis 1990 nicht schafften holt der Klimawandel mit Gewalt nach – Ausgang ungewiss?
Damit man – (Mann und Frau) – nicht ohnmächtig zusehen muss, bietet der Naturpark Dübener Heide seit mehreren Jahren neue und niederschwellige Engagement-Formate für die in der Heide wohnende Bürgerschaft und eben auch für wildnis- und naturverliebte Großstädter, sprich Leipziger an.
Der Naturpark selbst ist keine staatliche Verwaltung. Er wird vom 1990 wiedergegründeten Verein Dübener Heide e.V. – der hatte in den 30ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bereits zahlreiche Mitglieder in Leipzig – gemanagt, zwischen Ostsee und Erzgebirge eher ein Novum. Die Idee zum länderübergreifenden Naturpark kam übrigens von den Bürgern aus der waldreichen Landschaft zwischen Bad Düben und Bad Schmiedeberg seinerzeit selbst. Der Freistaat Sachsen und das Land Sachsen-Anhalt fördern das Naturparkmanagement seit den frühen 2000er Jahren.
Zwischenzeitlich hatten Wanderer und Kurgäste immer wieder nach der „Heide“ in der Dübener Heide gefragt. Gemeint war das Heidekraut – Calluna vulgaris – das es im großen Wald eigentlich so reichlich nicht gibt. Die wenigen wertvollen Offenflächen mit Heidekraut wachsen zudem immer wieder mit jungen Bäumen zu. Hier wächst der neue Wald trotz Trockenheit tatsächlich prächtig.
Um dennoch einige Flächen besonders in der Nähe von Wanderwegen erlebbar zu machen, veranstaltet der Naturpark jedes Jahr am 3. Oktober einen „Heidekraut-Erlebnistag“ zum Schnuppern, Kennenlernen und als Einstieg ins Naturschutz-Engagement. Dabei werden die im Heidekraut stehenden Kiefern und Birken in harter körperlicher Arbeit abgeschnitten und von der Fläche getragen. Als Gegenleistung werden neben regionaler Kulinarik am Nachmittag Fachexkursionen zur Kranichbeobachtung oder ins Biberrevier angeboten.
Informationen zu den Aktionstagen und Angeboten in der Dübener Heide und anderen Regionen des Freistaates gibt es auf der eigens entwickelten sächsischen Engagement-Plattform RegioCrowd. Zunehmend nutzen selbst mittelständische Unternehmen diese Angebote und verlegen ihre Teambuilding-Events ganz praktisch in den Heidewald.
Neben den „schweißintensiven“ Beteiligungs-Angeboten erprobt der Naturpark Dübener Heide auch alternative Finanzierungsformen für Naturschutzprojekte. So konnte 2018 ein von Orkan „Friederike“ beschädigtes Weißstorchnest in Pretzsch an der Elbe mit einer Crowdfunding-Kampagne wiederaufgebaut werden.
Aktuell versucht der Verein Dübener Heide e.V. rund 10.000 Euro per Crowd-Funding einzusammeln, denn es bietet sich derzeit die einmalige Möglichkeit, eine drei Hektar große artenreiche Waldwiese im malerischen Fliethbachtal mitten im Naturpark Dübener Heide zwischen Kemberg und Bad Schmiedeberg gelegen zu erwerben und sie damit langfristig mit ihren wertgebenden Arten und in ihrer Schönheit zu erhalten. Die Aktion auf VisionBakery findet man hier.
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