Delitzsch hat beides noch: eine alte Stadtmauer und einen wassergefüllten Stadtgraben. Wer nach Delitzsch fährt, bekommt noch eine Vorstellung davon, wie eine mittelalterliche Stadt mal aussah. Aber solche Relikte machen natürlich Arbeit. Und sie kosten Geld. Und augenblicklich muss sich die Stadt im Norden Leipzigs um beides kümmern. Das mit der Stadtmauer war so nicht geplant.
Das hat sich erst im Januar ergeben, dass die 25.000-Einwohner-Stadt sich jetzt dringend um die sich neigende Stadtmauer aus roten Backsteinziegeln in der Mauergasse nahe der Leipziger Straße kümmern muss. Schon über Jahre war die Mauer immer mehr in Schieflage geraten. Jetzt ist dringender Handlungsbedarf. Rund 500.000 Euro wird die Sanierung der sich neigenden Stadtmauer im Bereich Leipziger Straße/Mauergasse kosten. Das hat die Grobkostenschätzung des beauftragten Ingenieurbüros ergeben.
Der Fachmann empfiehlt eine Umsetzung in zwei Bauabschnitten (BA). In einem ersten Bauabschnitt würde die Mauer auf zwei Meter Höhe abgetragen werden. Damit könnte auch die Straßensperrung aufgehoben werden. In einem zweiten BA würde dann die vollständige Abtragung erfolgen und die Neuerrichtung mit neuer Gründung erfolgen. Alternativ könnte die Maßnahme in einem Bauabschnitt erfolgen, was etwas günstiger wäre. Die größten finanziellen Posten würden jeweils der Porphyrsockel und die neue Ziegelwand sein. Die Stadtverwaltung plant nun, Fördermittel für diese Maßnahme zu akquirieren, da das Geld nicht im Doppelhaushalt 2019/20 eingeplant ist.
Länger schon geplant ist die Sanierung des Delitzscher Wallgrabens in vier Bauabschnitten.
Am 11. März hat planmäßig das Abfischen in den ersten zwei Bauabschnitten des Wallgrabens begonnen. Mitglieder des Anglerverbandes Leipzig holten per Elektrofischen Hechte, Karpfen, Stichlinge und sogar einen Aal aus dem Gewässer. Der Fischbestand wurde in den noch wasserführenden Teil des Wallgrabens umgesetzt. Am 13. März wurde eine Restabfischung durchgeführt. Man hatte im fast wasserlosen Gewässerabschnitt noch eine Suche nach Krebsen und Muscheln angeschlossen, die – so fordern es die Naturschutzbehörden – ebenfalls in die wasserführenden Wallgrabenbereiche umgesetzt werden mussten.
Am 6. März waren unter der Holzstraßen-Brücke die Bigpacks eingesetzt worden, die den Wasserfluss zwischen zweitem und drittem Bauabschnitt (BA) verhindern.
Der erste und zweite Bauabschnitt im Süden der Stadt liegen inzwischen trocken. Das Wasser für den dritten und den vierten Bauabschnitt im Osten und Nordosten kommt auch während der Baumaßnahme weiterhin aus dem Lober, wird allerdings über eine Alternativzufuhr eingeleitet.
Rund 540.000 Euro wird die aufwendige Sanierung des Wallgrabens allein im ersten Bauabschnitt kosten. Der historische Stadtgraben war in den letzten Jahrzehnten zunehmend verschlammt und undicht geworden. Um dies zu beheben, werden der Schlamm ausgekoffert und tonhaltige Bentonitmatten sowie eine zirka 35 cm hohe Abdeckschicht eingebracht, teilt die Delitzscher Stadtverwaltung mit.
Der Auftragsvergabe für diese Sanierung hat der Technische Ausschuss am Dienstagabend, 2. April, zugestimmt.
Bauvorbereitende Maßnahmen werden ab dem 15. April stattfinden. Parallel zu den Arbeiten im ersten Bauabschnitt (BA) wird der zweite BA beplant. Insgesamt gibt es vier Bauabschnitte. Von den rund 2 Millionen Euro Gesamtkosten trägt die Stadt Delitzsch rund 800.000 Euro als Eigenmittel. 1,2 Millionen Euro konnten aus dem Bund-Länder-Programm der Städtebauförderung „Zukunft Stadtgrün“ generiert werden.
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