Chemnitz ist jetzt zwar irgendwie mit einem großen „Wir sind mehr“-Konzert vorbeigegangen. Aber das ändert wenig daran, dass die Diskussion schon vorher völlig auf dem falschen Gleis war. Denn Sachsens Problem sind weder die Flüchtlinge noch die fehlenden Abschiebungen, wie Innenminister Roland Wöller meinte betonen zu müssen. Sachsens Problem ist das komplette Fehlen von Visionen. Ein Thema, an das jetzt eine Regionalkonferenz in Zwickau erinnert.

Wer keine Visionen hat, kann seinen Bürgern natürlich keine echte Beteiligung anbieten. Der verklärt seine Politik. Alles ist prima. Und stattdessen verbeißt man sich dann, wenn auf einmal die Wahlvorhersagen knapp werden, in den politischen Gegner.

Wobei Sachsens Regierungspartei nicht mal richtig weiß, wer der Gegner ist. Jedenfalls sieht man ihn nicht bei den aggressiven Rassisten von rechts. Die behandelt man, als wären es nur ein paar „besorgte Bürger“ und keine lautstarke Gefahr für ein friedliches Miteinander.

Und dieses Miteinander ist gefährdet, weil immer mehr Bewohner des Freistaats das mulmige Gefühl haben, dass – trotz aller Lobgesänge – die Dinge in ihrem Umfeld immer schlechter funktionieren.

Nicht nur bei der Polizei.

Die Regierung hätte also eigentlich genug zu tun, das Land wieder in Ordnung zu bringen und die Sachsen bei der Gestaltung mitmachen zu lassen.

Aber sie tut es nicht. Auch wenn sie die Konferenz jetzt ein bisschen unterstützt.

Und es gäbe genug Ansätze. Das ist das Thema der Konferenz zum guten Leben und nachhaltigen Wirtschaften in Westsachsen.

Die Veranstalter, die auch schon eine ähnliche Veranstaltung in Bautzen am 27. September planen, formulieren den Ansatz so: „Westsachsen mangelt es bezüglich nachhaltiger Entwicklung keineswegs an guten Ideen für neue Lösungen, oft aber an konkreten, zeitnah realisierbaren Umsetzungsmöglichkeiten. Weiterer, umfassender, ressortübergreifender Austausch hierzu ist dringend erforderlich.“

Eine Plattform dafür soll jetzt die Regionalkonferenz „Global vernetzt – lokal verwurzelt. Bedingungen für ein gutes Leben und nachhaltiges Wirtschaften in Westsachen“ bieten, die am Dienstag, 18. September, in Zwickau stattfindet.

Im Fokus der Konferenz stehen die Themen Fachkräftesicherung, gute Bildung und nachhaltiges Wirtschaften.

„Insbesondere eine Bildung, die die aktuellen und in Zukunft erforderlichen Kompetenzen entwickelt“, erklärt Ralf Elsässer vom Büro CivixX. „Gefragt sind gleichfalls Kompetenzen zur Gestaltung von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungsprozessen, mit denen wir ein gutes Leben unter Wahrung der natürlichen Ressourcen für uns alle ermöglichen können. Hier stellt sich die Frage, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) stärker in die klassischen Bildungsstrukturen integriert werden kann, um letztendlich auch den Prozess des nachhaltigen Wirtschaftens weiter anzukurbeln.“

Im Rahmen der Konferenz werden alle Teilnehmenden aus Kommunalverwaltungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen eingeladen hierzu querzudenken und kreativ nach bisher noch wenig erprobten Ansätzen zu suchen. Noch bis Ende 2018 ist die Verabschiedung der neuen Nachhaltigkeitsstrategie des Freistaates Sachsen geplant.

„Die Konferenz dient natürlich auch dazu, Anregungen aus der lokalen Arbeit mit aufzunehmen“, sagt Elsässer. „Spätestens während der Podiumsdiskussion am Nachmittag mit Vertreter*innen aus dem lokalpolitischen Kontext können Anforderung an die kommende Nachhaltigkeitsstrategie sowie Impulse für nachhaltige Entwicklung in Westsachsen in die politischen Kreise getragen werden.“

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Sachsen nachhaltig entwickeln!“. Sie findet in Trägerschaft der Sächsischen Hans-Carl-von-Carlowitz-Gesellschaft e.V. in Kooperation mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau, RENN.mitte, CivixX und Landesverband Nachhaltiges Sachsen e.V. statt. Sie wird gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft sowie die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt.

Und am 29. November 2018 findet dann auch noch die jährliche Sächsische Nachhaltigkeitskonferenz statt. In Chemnitz.

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