Vielleicht wird Leipzigs OBM daraus insistieren, dass der Flughafen Leipzig/Halle nun leider nicht auf Leipziger Stadtgebiet liegt und ihm die Hände gebunden sind. Vielleicht wird er auch wiederholen, was er vor seiner zweiten Wahl zum OBM immer wieder betont hat: Mit ihm werde es keine Maßnahme geben, die die Arbeitsplätze am Flughafen gefährde. Vielleicht auch nicht. Zwei Einwohneranfragen beschäftigen sich nämlich auch mit seiner Verantwortung.
Die eine hat Lars Kirchhoff gestellt, der sich mit dem nun auch schon wieder fast vergessenen Bürgerdialog zu Luftbelastung und Lärm beschäftigt hat. Um den es sehr still geworden ist, denn er zeigt nur zu offensichtlich, dass die Stadt all die Jahre das Thema Lärmbelastung durch den Flughafen ignoriert, vertagt und ausgesessen hat. 858 Bürgerwortmeldungen gab es zum nicht mehr tolerierbaren Fluglärm, der von Jahr zu Jahr zunimmt, weil am Flughafen augenscheinlich niemand mehr bereit ist, die wenigen Vorgaben aus dem Planfeststellungsbeschluss zu respektieren.
Also starten und landen Nacht für Nacht weiter die Frachtflieger in steigender Zahl von der stadtnahen Startbahn Süd und sorgen dafür, dass große Teile des Leipziger Nordwestens verlärmt werden und eigentlich nicht mehr zum Wohnen geeignet sind. Und dazu kommt die Rücksichtslosigkeit einer Flugsicherung, die immer mehr Frachtflieger über die dafür überhaupt nicht vorgesehene Kurze Südabkurvung schickt.
Das ist den Bewohnern der betroffenen Stadtgebiete schon lange nicht mehr vermittelbar. Und nicht nur Lars Kirchhoff findet, dass auch der Oberbürgermeister der Stadt handeln muss, um diesen Missbrauch zu beenden.
„Deshalb ist es dringend wichtig, dass hier erste und gewichtige Maßnahmen zur Lärmbegrenzung organisiert und durchgesetzt werden müssen“, schreibt er in seiner Anfrage und zählt die Maßnahmen auf, die längst zur Lärmminderung bekannt sind:
– Abschaffung der „Kurzen Südabkurvung“ über Leipzig
– Gleichverteilung der Starts und Landungen auf Süd- und Nord-SLB
– Triebwerksprobeläufe nur in der Lärmschutzhalle
„Als neue Themen kommen hinzu: Auswirkung und Bewertung der chinesischen Beteiligung und Nutzung des Flughafens“ und „die im Landesentwicklungsplan NW-Sachsen vorgesehene Siedlungsbeschränkung unter Beachtung der Stellungnahmen der Ortschaftsräte in den betroffenen Gebieten.“
Logisch, dass er da ein paar Fragen an Leipzigs OBM hat.
„1. Wird die Stadt Leipzig, nunmehr endlich, sich um die Abschaffung der Südabkurvung kümmern und dazu einen konkreten Antrag beim dafür zuständigen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur stellen?
- Wird die Stadt Leipzig, nunmehr endlich, sich um die Gleichverteilung der Starts und Landungen auf die Nord- und Süd-SLB kümmern und dazu einen konkreten Antrag beim dafür zuständigen Sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit stellen?
- Wird die Stadt Leipzig die Diskussion zu den Triebwerksprobeläufen im Freien dahingehend führen, dass diese nicht nur im Grundsatz sondern auch im absoluten verboten werden?“
Und ganz ähnlich findet auch Andreas Th. Müller, dass es allerhöchste Zeit ist, dass Leipzigs OBM sich endlich sichtbar für eine Lärmminderung rund um den Flughafen einsetzt.
„In diesem Jahr sind die Starts über die Kurze Südabkurvung um über 75 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Der Überflug von besonders lauten DHL-Frachtmaschinen hat um 270 % (!) zugenommen. Fast täglich wird die Flugroute von russisch/ukrainischen Maschinen vom Typ AN 12 in Flughöhen teilweise unter 500 m überflogen, augenscheinlich auch in militärischen Diensten. Diese Maschinen sind über 50 Jahre alt und extrem umweltbelastend (Lärm, Abgase!). In den letzten 10 Jahren hat es 14 Abstürze/Zwischenfälle gegeben u. a. am 9. August 2013 in Leipzig, wo eine AN12 kurz vor dem Start explodierte und ausbrannte.“
Und er erinnert daran, dass die Stadt Leipzig Anteilseigner der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) ist, OMB Burkhard Jung Aufsichtsratsmitglied in der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) und der Bürgermeister für Wirtschaft und Arbeit, Uwe Albrecht, gleichzeitig Aufsichtsratsmitglied in der Flughafen Leipzig Halle GmbH.
Was beaufsichtigen sie da eigentlich?
Und so fragt Müller:
„Warum ist es der Stadtverwaltung bzw. dem OBM, trotz obiger Rechts-, Sach- und Personallage, bis heute nicht gelungen den Planfeststellungsbeschluss umzusetzen?
Haben der OBM und/oder Herr Albrecht sich bereits persönlich mit dem sächsischen Wirtschaftsministerium bzw. der Planfeststellungsbehörde bezüglich dieses Problems in Verbindung gesetzt?
Was gedenkt die Stadtverwaltung bzw. der OBM zeitnah zu unternehmen, dass der Planfeststellungsbeschluss umgesetzt wird?
Wann setzt sich die Stadtverwaltung bzw. der OBM beim Flughafen Leipzig/Halle für ein Landeverbot für heutigen Umwelt- und Sicherheits-Ansprüchen nicht mehr gerecht werdende Flugzeuge, wie AN12?“
Keine Kommentare bisher